Mülheim. .

Etwa 14.400 Mülheimer sind tagsüber einem Übermaß an Lärm ausgesetzt, der die Gesundheit beeinträchtigen Kann. Nachts sind es sogar 19.200 Bürger. Am lautesten ist es entlang der Autobahn 40 in Styrum. Errechneter Lärm-Spitzenwert dort: on 79,3 dB(A).

Gemeinsam leise – unter dieses Motto stellt das Umweltamt Mülheim seine Planungen für eine Stadt, die gesundheitsgefährdendem Lärm in kleinen Schritten den Kampf ansagen will. Die Bürger sind ausdrücklich aufgerufen, nicht still zu halten. Sie sollen sich mit Hinweisen und Vorschlägen am Prozedere beteiligen.

Sperrig kommt der Name dessen daher, was das Umweltamt nun als Diskussionsgrundlage für Politik und Bürger vorgelegt hat: einen Lärmaktionsplan – per EU-Richtlinie sind solche Werke größeren Städten abverlangt.

Die Stadt hat nun nicht nur für ihre Hauptverkehrsstraßen, auf denen mehr als 8000 Kraftfahrzeuge pro Tag rollen, sogenannte Lärmkarten erstellt (das ist Pflicht), sondern die Lärmbelastung für jedes einzelne Haus berechnet, das nicht in einer Tempo-30-Zone liegt. Auch Lärm an Bahnstrecken und im Flugverkehr aus Düsseldorf sind – nach gesetzlichen Vorgaben – erfasst.

Gesundheit ab 65 dB (A) am Tag beeinträchtigt

Das Land NRW hat vorgegeben, dass bei einer Lärmbelastung von 70 dB(A) tagsüber und 60 dB(A) in der Nacht gemeinsam mit Bürgern nach Lösungen für das Lärmproblem zu suchen ist. Dabei sind Gegenmaßnahmen – anders als bei der Luftreinhalteplanung – nicht einklagbar. „Das würde auch alle Akteure überfordern“, sagt Michael Stallmann als Fachmann vom Umweltamt. Würde der Gesetzgeber bei den benannten „Auslösewerten für eine Lärmaktionsplanung“ auch Gegenmaßnahmen zur Pflicht machen, sagt er, „müssten wir an allen Hauptverkehrsstraßen in Mülheim aktiv werden“. Das würde die klamme Stadtkasse bei Weitem überfordern.

Stallmann sagt gar, dass im kompletten Verkehrsnetz (ohne verkehrsberuhigte Bereiche) gesundheitsgefährdende Lärmbelastungen gerechnet sind, folge man der Feststellung des Umweltbundesamtes, dass die Gesundheit bereits bei 65 dB(A) am Tag und 55 dB(A) in der Nacht beeinträchtigt werde. Dann, so die Stadtverwaltung, ist davon auszugehen, dass in Mülheim tagsüber rund 14.400 und nachts gar 19.200 Bürger betroffen seien von einem Übermaß an Lärm. Freilich sei nicht jeder zu jeder Zeit dem Lärm ausgesetzt.

Lärmbelastung auf ein Haus genau

Insgesamt sind 25 Straßenabschnitte ausgemacht, bei denen die Werte tagsüber mehr als 70 dB(A) und nachts mehr als 60 dB(A) betragen. Den meisten Lärm ertragen müssen die Anwohner entlang der A 40 in Styrum – zwischen Heide- und Oberhausener Straße wurde der Lärm-Spitzenwert von 79,3 dB(A) tagsüber und 71,3 dB(A) nachts errechnet. Weitere Lärmbrennpunkte liegen an der Aktien-, Leineweber-, Kaiser-, Düsseldorfer, Kölner, Oberhausener , Steinkamp-, Hauskamp-, Moritz-, Sand-, Eppinghofer, Friedrich-Ebert-, Wilhelm-, Saarner, Großenbaumer und Kaiser-Wilhelm-Straße, an der Straßburger Allee, am Dicks­wall, Kassenberg, Rosenkamp.

Der Entwurf für den Lärmaktionsplan, der auch Vorschläge zur Lärmbekämpfung macht, liegt vom 4. Oktober bis 4. November im Servicecenter Bauen im Technischen Rathaus (Hans-Böckler-Platz, mo-fr 8-12.30 Uhr; do 14-16 Uhr) aus. Auch im Internet sollen Bürger zur gleichen Zeit Anregungen zum Aktionsplan machen können. Dabei können sie die Lärmkarte einsehen, die auf ein Haus genau angibt, wie hoch die Lärmbelastung am Ort ist.

Mittels eines Aktionsplan will die Stadt die Lärmbelastung von Bürgern mindern. Das Umweltamt schlägt folgenden Maßnahmenkatalog vor, der durch Ratsbeschluss noch abzusegnen ist: zum Lärmaktionsplan