Mülheim. Das sind die Dinge, die den Fahrgästen in Mülheim wichtiger sind als die Experten- und Systemfrage. Aber wünschen sie sich eher Busse oder doch Bahnen? Eine Umfrage an der zentralen Haltestelle.

Ausgerechnet ein Busfahrer, der allerdings namentlich nicht in der Zeitung erscheinen möchte, plädiert an der zentralen Haltestelle in der Innenstadt für die Beibehaltung der Straßenbahn, „weil sonst noch mehr Subunternehmer in den Busmarkt einsteigen werden, die ihre Fahrer mit einem Stundenlohn von zehn Euro brutto ausbeuten“.

Obwohl die beiden AOK-Mitarbeiter Winfried Markowski (42) und Andreas Jung (46) eher mit dem Auto, als mit Bus und Bahn unterwegs sind, haben sie eine Meinung zum Thema. Während Jung für eine nüchterne Kosten-Nutzen-Abwägung eintritt, möchte Markowski die Straßenbahn aus Umweltschutzgründen erhalten wissen.

Regelmäßige Verspätungen ein Dorn im Auge

Für den 70-jährigen Rentner Edgar Langer ist es „egal, ob ich mit Bussen oder Bahnen fahre, so lange sie pünktlich sind.“ Vor allem die regelmäßigen Verspätungen auf der Straßenbahnlinie 104 sind ihm ein Dorn im Auge: „Wenn ich mir bei jeder größeren Verspätung die Fahrkarte erstatten ließe, könnte ich umsonst fahren“, stellt Langer mit einem Augenzwinkern fest. Nicht auf die Straßenbahn verzichten möchte Verkäuferin Gabi Schröder, die regelmäßig mit der Straßenbahnlinie 102 von Broich nach Dümpten fährt. Sie glaubt auch nicht, das der Umstieg auf den Bus die Stadt billiger käme. Entscheidend ist für sie im öffentlichen Personennahverkehr aber, „dass ich gut und sicher von A nach B komme.“

Für den 34-jährigen Ingenieur Dennis Witter ist nur wichtig, „dass man die Haltestellen hat, wo man sie auch braucht und das man nicht zu lange dort hin laufen muss.“ Ob Busse oder Bahnen von einer Haltestelle zur nächsten fahren ist für ihn „unerheblich.“

Für den 27-jährigen Studenten Jan Basen haben Straßenbahnen einen höheren Fahrkomfort und sind in der Regel schneller als Busse. Er meint: „Wenn die Straßenbahnen und Schienen schon mal da sind, sollte man sie doch auch beibehalten. Nur wenn man vor der Frage stünde, ob eine neue Straßenbahn- oder eine neue Buslinie eingerichtet werden sollte, wäre das natürlich eine Rechenfrage.“

Straßenbahnen gerne behalten

Wenn sie den pünktlich wären, würde der 51-jährige Dachdecker Günter Albers die Straßenbahnen gerne beibehalten. Aber weil er sich seit eineinhalb Jahren ständig über die Verspätungen der Straßenbahnlinien 102 und 104 ärgert, sagt er jetzt: „Her mit den Bussen, weil es einfach kostengünstiger ist.“

Neuanschaffung vielleicht teurer als vorhandene Infrastruktur 

Die gelernte Erzieherin Erika Koop (55) teilt Albers’ Ärger über die 104. „Obwohl ich ein Monatsticket habe, muss ich regelmäßig laufen, weil die 104 nicht oder zu spät kommt. Sobald es regnet oder das Herbstlaub fällt, klappt es nicht“, sagt Koop und wünscht sich, dass „Busse und Bahnen regelmäßiger und pünktlicher fahren.“ Außerdem rät sie der Stadt, die Straßenbahn solange zu nutzen, wie sie noch fahren, weil die Neuanschaffung einer Busflotte am Ende vielleicht noch teurer würde, als die Unterhaltung der bereits vorhandenen Straßenbahninfrastruktur.

Gut funktionierendes Nahverkehrsnetz

Die 83-jährige Magdalena Wax fährt lieber mit der Straßenbahn, „weil die ruhiger und nicht so ruckartig anfährt wie ein Bus.“ Zur Not würde sie aber auch mit dem Bus fahren. Wichtig ist für sie vor allem, dass es ein dichtes und gut funktionierendes Nahverkehrsnetz gibt, „denn ich bin auf Bus und Bahn angewiesen, weil ich kein Auto habe.“

Die Schülerin Jana Roys möchte nicht auf Straßenbahnen verzichten, wenn sie denn pünktlich ankommen. „Sie fahren schneller, sind umweltfreundlicher und kommen auch bei Schnee besser durch als Busse“, argumentiert sie. Maria Valkyser (80) ist es egal, ob sie mit Bussen oder Bahnen ans Ziel kommt, wenn sie den pünktlich ankommen und sich nicht, wie auf der Linie 104 regelmäßig über Verspätungen ärgern muss. Außerdem plädiert sie für mehr Niederflurfahrzeuge, um Senioren und Behinderten den Einstieg zu erleichtern. „Eigentlich klappt es mit Bussen und Bahnen ganz gut. Ich fahre meistens mit dem Bus, würde aber auch mit der Bahn fahren, wenn es den läuft und man pünktlich ankommt“, erklärt Schülerin Viktoria Feldhaus, die täglich von Stadtmitte nach Saarn fährt.

Friseurin Ramona Reuter (29) und Schülerin Sabina Schmidtgen (22) wünschen sich nicht nur pünktlichere Busse und Bahnen, sondern auch eine einfachere und preiswertere Fahrpreisstruktur. Ob sie mit Bussen oder Bahnen fahren, ist ihnen dabei eher gleich.

Rentnerin Anne Becker (73) ist es nicht so wichtig, ob sie mit Bussen oder Bahnen unterwegs ist, wenn sie nur pünktlicher wären und es mit den Anschlüssen besser klappen würde. „Wenn man umsteigen muss, muss man oft eine halbe Stunde warten“, ärgert sich die Rentnerin.

Zweifel an preiswerter Unterhaltung

Die arbeitssuchende Einzelhandelskauffrau Annett Smarzcz (49) möchte die Straßenbahnen behalten, damit die millionenschweren Investitionen der Vergangenheit nicht verloren sind und stattdessen für viel Geld neue Busse angeschafft werden müssen. Dass deren Unterhaltung preiswerter wäre, bezweifelt sie und wünscht sich von Bussen und Bahnen mehr Pünktlichkeit und bessere Anschlüsse.

Demo für Straßenbahnen

Bild: Stephan Glagla
Bild: Stephan Glagla © STEPHAN GLAGLA PHOTOGRAPHIE / WAZ
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