Mülheim.

Die Friedenskirche in Heißen feierte am Sonntag ein kleines Erntedankfest. Pfarrer Michael Manz und Gemeindemitglieder stellten unter anderem einen kleinen Markt auf die Beine. Eingemachtes, Eingekochtes und Liköre aus Früchten aus dem eigenen Garten wurden aus der Nachbarschaft gespendet und verkauft. Der Erlös kam gemeinnützigen Projekten zugute.

Herr Manz, welche Bedeutung hat das Erntedankfest bei uns überhaupt noch?

Pfarrer Manz: Thanksgiving in Amerika zum Beispiel ist ein sehr hohes Familienfest, ähnlich wie Heilig Abend. So ist es bei uns schon lange nicht mehr. Wenn Sie heute einem Kind einen Kürbis zeigen, verbindet es in erster Linie Halloween damit – nicht Erntedank.

Was hat sich noch verändert?

Manz: Als ich vor 20 Jahren hier in der Gemeinde angefangen habe, haben wir für den Erntedank-Gottesdienst noch jede Menge Obst und Gemüse gespendet bekommen, alles, was man in einem Garten so anpflanzen kann. Von denen gab es damals in Heimaterde nämlich noch sehr viele. Jetzt haben kaum noch Leute einen Obst- oder Gemüsegarten – mussten ihn aus Altersgründen aufgeben. Die Gartenkultur ist stark zurückgegangen. Das ist auch städtisch bedingt, auf dem Land erlebt man Erntedank noch ganz anderes.

„Gibst Du mir von Deinem Apfel ab?“ – unter dem Motto stand Ihr diesjähriges Erntedankfest in der Gemeinde. Wie darf man das verstehen?

Manz: Das ist eigentlich ein Kinderkirchenlied. Darin geht es darum, miteinander etwas zu teilen oder etwas abzugeben. Denn das Wort Danken kommt von denken. Das heißt also auch an andere denken, sie nicht zu vergessen. Das haben wir auch im Gottesdienst thematisiert.

Im Mittelpunkt der Feier stand die Aktion „Äpfel für Äthiopien“ – was hat es damit auf sich?

Manz: Das ist eine Sache von „Brot für die Welt“. Zu Erntedank gibt es immer wieder solche Aktionen. Es geht darum, dass in äthiopischen Dörfern Apfelbäume und Plantagen gepflanzt werden können, um somit den Menschen dort ein Einkommen und natürlich eine gewisse Vitaminversorgung zu ermöglichen. Und das wird zum Teil aus den Erlösen unseres Marktes mitfinanziert.

Also bedeutet Erntedank, auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen?

Manz: Unbedingt. Wir versuchen jedes Jahr an Erntedank bestimmte Probleme in der Welt aufzugreifen und in den Blick zu nehmen. Vor ein paar Jahren standen zum Beispiel indische Kinder, die in Steinbrüchen arbeiten müssen, im Fokus. Von unseren Gemeindemitgliedern wird das immer sehr gut aufgenommen. Durch solche Aktionen werden die Probleme greifbarer und Menschen sind bereit, ein, zwei Euro mehr zu spenden.

Wofür sind Sie persönlich dankbar?

Manz: Ich bin meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unheimlich dankbar, die dieses Erntedankfest mit mir vorbereitet haben. Nur so konnte es ein Erfolg werden. Eine Frau kam zu mir und meinte, es sei so schön hier bei uns, weil man hier auch so viel lachen kann. Dafür bin ich dankbar. Und natürlich dafür, dass es mir und meiner Familie gut geht – alle gesund und munter sind.