Mülheim. .
Die Geschichte der Gemeinde Sankt Engelbert ist eng mit der Familie Thyssen verknüpft. Diese regte Anfang des letzten Jahrhunderts an, eine katholische Kirche in Eppinghofen zu bauen.
Der Bergbauverein der Friedrich Wilhelm Hütte stiftete das Grundstück, die Thyssenschen Eisenwerke einen großen Teil der Bausumme, zwei Familienmitglieder waren später zudem im Kirchenvorstand vertreten. „Die Idee der Thyssens war: Wenn unsere Arbeiterfamilien religiös verwurzelt sind, dann geht es ihnen auch gut. Damals haben Unternehmer noch sozialer gedacht“, erklärt Pastor Michael Clemens.
Kirche war gleichzeitig Näh- und Kochschule
Kurz nach 1900 wurden die Kirche und die dazugehörigen Gemeindegebäude errichtet. Damals bot man neben Gottesdiensten und Seelsorge unter anderem auch eine Kinderverwahrschule, eine Nähschule und eine Kochschule an. „Die Gemeinde war immer schon gut vernetzt im Stadtteil und machte viele lebenspraktische Angebote für die hier lebenden Familien“, berichtet der Priester.
Seit einigen Jahren versteht sich die Gemeinde auch als Stimme in politischen Stadtteilfragen. So kämpfte man beispielsweise im Verbund mit vielen anderen Institutionen für den Erhalt der Bruchstraßen-Schule. „Wir bemühen uns, die Situation im Stadtteil etwa durch regelmäßigen Kontakte mit dem Bürgerverein immer im Blick zu halten“, sagt Clemens. Die Idee, ein Stadtteilmanagement zu schaffen, sei ursprünglich übrigens in St. Engelbert geboren worden - bei einem Gespräch mit der Stadtspitze.
Kulturelle Vielfalt in der Gemeinde
5600 Mitglieder zählt die eigentliche Gemeinde, die zur Pfarrei St. Barbara gehört, zurzeit, durch den Zusammenschluss mit Heilig Kreuz erhöhte sie die Mitgliederzahl aber auf etwa 6500. Die Schar der Kirchenbesucher ist bunt, spiegelt das Miteinander der vielen verschiedenen Ethnien in Eppinghofen wieder. Afrikanische und tamilische Christen kommen zur Messe. Zwei ghanaische Gemeinden laden als Gäste von St. Engelbert sonntags nachmittags zum Gottesdienst in der Krypta ein.
Gute Kontakte pflegt die Gemeinde auch zur evangelischen Johanniskirche, zur methodistischen Gemeinde an der Heißener Straße, zur Freikirche an der Auerstraße oder zur Christusgemeinde an der Uhlandstraße. Und: „Das Diakonische Werk mit seinen Hilfsangeboten liegt direkt um die Ecke. Wir unterstützen die Arbeit der Diakonie - etwa mit Spenden aus der Kollekte“, so Pfarrer Clemens.
Wichtig für Menschen aus dem Stadtteil sind auch die Altenwohn- und Pflegeeinrichtung Engelbertus-Stift, das Betreute Wohnen oder die ambulante Alten- und Krankenpflege „engelbertus mobil“. Einen eigenen Kindergarten im Schatten der Engelbertuskirche gab es einige Zeit nicht, seit der Zusammenführung mit Heilig Kreuz zählt aber die Kita Im Winkel zur Gemeinde.
Die Kirche im neogotischen Stil wurde 1942 bei einem Bombenangriff übrigens stark zerstört, seither fehlt ihr der spitze Turm. An die großindustriellen Mitbegründer und Förderer der Gemeinde erinnert die Stahlrohrkonstruktion, die heute das Dach stützt. Sie besteht aus stählernen Schiffsmasten, die die Thyssen-Werke stifteten.
Mit Neubaugebieten kommen junge Familien
Die Kirchenmusik (Leitung: Birgit Höfer) ist eine der Säulen der Gemeinde St. Engelbert. Es gibt einen Kirchenchor, der mittlerweile aus Sängern aus Heilig Kreuz, Christ König und St. Engelbert besteht, eine Schola, einen Kinder- und Jugendchor, einen Instrumentalkreis sowie den Chor „Canticum Novum“, der sich dem neuen geistlichen Liedgut widmet.
Diverse Gruppen und Kreise sind offen für Menschen aus dem Stadtteil - darunter ein Seniorenkreis, ein Bastelkreis, die Handarbeitsgruppe „Mölmsche Quiltis“, die sich der Herstellung von Quilts verschrieben hat, der Frauenbund, eine Kreuzbund-Gruppe, die Pfarrcaritas, etc. Kolping- und Pfadfindergruppen existieren in den Schwestergemeinden in Dümpten und Styrum, die ebenfalls zur Pfarrei St. Barbara gehören. Familienkreise möchte man in St. Engelbert nun wieder aufbauen. Denn: Durch Neubaugebiete im Bezirk sind wieder jungen Familien zur Gemeinde gestoßen - für die es übrigens auch Familien-Gottesdienste gibt.
Kirche hat eine Männergruppe
Ein ganz besonderer Zirkel ist vielleicht die Männergruppe mit ihren zehn bis 20 Mitgliedern, die sich einmal im Monat trifft und über Gott und die Welt - d.h. Glauben, Politik und Gesellschaft - diskutiert. Ein Mal im Jahr veranstaltet die Eppinghofer Gemeinde auch eine Männerwallfahrt, bei der gewandert, gebetet und Gottesdienst gefeiert wird.
Die Gemeindekirche von Heilig Kreuz wurde nach der Auflösung der Gemeinde Heilig Kreuz in 2006 (und ihrer Zuordnung zu St. Engelbert) umgewidmet. Seit 2009 heißt sie Auferstehungskirche Heilig Kreuz und wird als Urnenkirche (Kolumbarium) genutzt. Hier ist auch ein pastorales Trauerzentrum angesiedelt.