Mülheim. Das Max-Planck-Institut in Mülheim ist im Liniennetz der Mülheimer Verkehrsgesellschaft MVG nicht zu finden. Die bekannteste wissenschaftliche Einrichtung in der Stadt wartet seit drei Jahren darauf, dass die Haltstelle “Spielplatz“ vor der Tür den Instituts-Namen bekommt. Beschlossen worden ist das längst.
„Wahrscheinlich müsste mal ein Auto in die Haltestelle reinfahren. Dann würde sich die Sache erledigen.“ Es klingt wie ein Scherz - und in der Tat, wenn die Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion sich diesen Witz erzählen, lächeln sie. Aber es ist schon auch Galgenhumor.
Es geht um die Straßenbahnhaltestelle vor dem Institut. Die heißt bis jetzt: Spielplatz. Klingt wenig repräsentativ und ist vor allem keine Orientierungshilfe für MPI-Besucher. Die Lösung liegt nahe: Umbenennung in „Max-Planck-Institut.“ Sie ist auch nicht neu: Bezirksbürgermeister Arnold Fessen erinnert sich, dass schon vor gut drei Jahren seitens des Instituts Bezirksvertretern diese Anregung gegeben worden sei. Wir wissen: Die Haltestelle hat immer noch ihren alten Name. Darüber kann man sich wundern, man kann sich ärgern - oder die ganze Sache mit einem Scherz quittieren, wie die MPI-Mitarbeiter. Dieser Fall steht aber für mehr. Er ist ein Symptom dafür, dass Anspruch und Wirklichkeit im Hinblick auf die Frage, wie denn nun eine Kommune gute Standort-Pflege betreiben kann, weit auseinander klaffen. Eine Tragikomödie in drei Akten.
Standort-Qualität ausbauen
1.Akt: Für den Anspruch steht in diesem Fall ein Projekt, bei dem es genau darum geht: Das Profil der Stadt schärfen und so die Standort-Qualität ausbauen. Mülheim sollte ein Leitbild bekommen. Im Mai letzten Jahres kamen Vertreter aus allen Bereichen der Stadtgesellschaft zusammen, um sich darüber auszutauschen. Und mit dabei war natürlich auch ein Vertreter des MPI - und natürlich hat dieser auch wieder das alte Anliegen vorgebracht: Umbenennung der Haltestelle. Und genau das war es ja auch, was die Veranstalter hören wollten: Zum einen ist die Idee vom Wissenschaftsstandort ein wichtiger Faktor in der ganzen Debatte. Zum anderen war man genau auf der Suche solcher klaren Anliegen. Wir sammeln einfach solche Verbesserungsideen, setzen sie um: und schon steht am Ende der Erfolg. Und das ganze im direkten Austausch mit dem Bürger. Ganz ohne Schwellenangst. Soweit das Konzept.
2.Akt: Und so wurden immer mehr Ideen gesammelt, der Rat hat schließlich auch im Mai diesen Jahres ein daraus hervor gegangenes „Stadtleitbild“ beschlossen. Nur: die Haltestelle trägt immer noch ihren alten Namen. Daran hat sich auch nichts geändert, nachdem OB Mühlenfeld im Frühjahr noch gegenüber Instituts-Vertretern versichert hatte, sie wolle sich der Sache annehmen.
Wirklichkeit lässt sich mit einem Wort benennen
3.Akt: Und damit sind wir nun bei der Wirklichkeit angelangt - auch sie lässt sich mit einem Schlagwort benennen: Nahverkehrsplan. Zunächst: Die Bezirksvertretung 1 hat tatsächlich die Umbenennung beschlossen - und zwar schon vor über einem Jahr. Am 3. September 2012 wurde ein entsprechender Antrag der SPD-Fraktion angenommen. Nun ist schon bezeichnend, dass die Kunde von diesem Beschluss bisher die MPI-Öffentlichkeit noch nicht erreicht hatte. Nicht gerade ein Beweis geschickter Kommunikationspolitik. Aber ein anderer Aspekt ist noch wichtiger: Auch damals war schon klar, dass die Haltestelle erst viel später tatsächlich umbenannt werden kann. Denn die Bezirksvertreter entschlossen sich dazu, diese Maßnahme in die stadtweiten Planungen zum Nahverkehr einzubinden.
Gewiss, dies hatte Gründe. Kostengründe. In der Sitzung wurde eine Stellungnahme der MVG verlesen, wonach bei einem Fahrplan-Wechsel - und der wäre angeblich nötig gewesen - Kosten zwischen 15 und 20.000 Euro anfallen würden. Die Stadt wäre in diesem Fall der Auftraggeber gewesen und hätte dies zahlen müssen. Dieses Geld ist bekanntlich nicht da. Also: Einbindung in das neue Nahverkehr-Konzept, denn dann gibt es sowieso einen neuen Fahrplan. Doch dieses Konzept ist umstritten. Zahlreiche langwierige Bürgeranhörungen fanden statt. Im Frühjahr soll es nun soweit sein. Vielleicht.
Haltestelle heißt immer noch "Spielplatz"
Epilog: Nach drei Jahren gemeinschaftlichen Wollens sind unzählige Aktivitäten entfaltet worden, aber die Haltestelle an der international mit Abstand bekanntesten Mülheimer Institution heißt immer noch „Spielplatz“.
Man weiß wirklich nicht, ob man angesichts dieses Unvermögens lachen oder weinen soll.