Mülheim stellt Straßenbahn-Takte auf den Prüfstand

Mülheim.

Die Kehrtwende des Stadtrates, doch nur zehn statt 18 bis 20 neue Straßenbahnen anzuschaffen, soll die Nahverkehrsplanung der Stadt auf ihrem Weg auf die Zielgerade nicht stoppen oder gar auf Start zurücksetzen. Das sagte Verkehrsdezernent Peter Vermeulen auf WAZ-Anfrage. Gleichwohl: Als Konsequenz aus der abgespeckten Bestellung will die Stadt mit dem Gutachterbüro „Stadtverkehr“ weitere Taktausdünnungen im Straßenbahnverkehr prüfen.

Mit den dann 15 neuen Niederflurbahnen (fünf sind schon bestellt), so sagt Vermeulen, könne die MVG in der Nebenverkehrszeit auf allen Linien im 15-Minuten-Takt mit neuen Bahnen fahren. In dieser Aussage liegt Zündstoff: Erstens sagt MVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus, er benötige dafür 19 Bahnen. Zweitens war bisher im Entwurf der Gutachter nicht die Rede von einem 15-Minuten-Takt in der Nebenverkehrszeit (9 bis 20 Uhr) für alle Linien. Es sollten nur die Linien 102 und 104 von 10- auf 15-Minuten-Takt umgestellt werden. Vermeulen will dies nun auch für die Linie 112 und die Hauptverkehrszeit (6 bis 9 Uhr) geprüft sehen.

Endlich neue Bahnen

In der Hauptverkehrszeit sollten besagte drei Linien nach bisherigem Gutachter-Entwurf alle zehn Minuten fahren. Sollte es dabei bleiben, müsste die MVG auf jeden Fall auf mehrere ihrer alten, äußerst störanfälligen Bahnen zurückgreifen. „Es liegt in der betrieblichen Zuständigkeit der MVG, Zuverlässigkeit zu gewährleisten“, sagt Vermeulen dazu nur. Dies sei kein Thema der Nahverkehrsplanung, dies sei eine Angelegenheit, die die MVG über ihren Wirtschaftsplan sicherzustellen habe.

MVG-Chef Wandelenus freut sich einerseits, endlich neue Bahnen zu bekommen. Andererseits schwant ihm nichts Gutes, nachdem ihm der Wunsch verwehrt wurde, den kompletten Fuhrpark zu ersetzen: „Selbstverständlich kann die Stadt als Aufgabenträger hergehen und den Takt verschlechtern, nur stellt sich irgendwann auch die Frage, ob man damit noch einen attraktiven Nahverkehr bieten kann.“ Mit der Auswechslung des kompletten Fuhrparks habe die MVG überdies das Ziel verfolgt, über einheitliche technische Standards auf Dauer Kosten für Wartung und Reparatur zu drücken.

Wandelenus warnt nun davor, einen neuen Fahrplan mit ausgedünnten Takten überstürzt einzuführen. Das sei, sagt er, frühestens im Juni 2017 möglich, wenn zumindest die 15 neuen Bahnen in Mülheim zur Verfügung stünden.

Die Debatte „Bus statt Bahn“ soll nach den Ferien mit einer Experten-Anhörung für die Politik starten.

„Wenn die Stadt die Straßenbahnen erhalten will“, so Verkehrsdezernent Peter Vermeulen, „dann muss sie auch dafür sorgen, dass sie besser ausgelastet sind.“

Dies ginge nur, wenn weniger Busse in die Innenstadt führen. Die Konsequenz: weniger Direktverbindungen.

„Die Stadtgesellschaft muss hier eine Grundsatzentscheiduung treffen“, so Vermeulen. „Die Politik
ist da ja nicht so mutig.“