Mülheim. .
Nach dem WAZ-Bericht über den VRR-weit unübertroffen hohen Zuschussbedarf pro Einwohner, der dem Mülheimer Nahverkehrsangebot anhaftet, entbrannte gestern im Mobilitätsausschuss eine emotionsgeladene Debatte über die Ursache für die fast 30 Mio. Euro Miese jährlich bei der MVG. Neben manchem Eingeständnis, in der Vergangenheit auch falsche Entscheidungen getroffen zu haben, wies MVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus entschieden zurück, sein Unternehmen verdiene die „rote Laterne“ im Vergleich der Verkehrsbetriebe an Rhein und Ruhr.
Die WAZ hatte auf Basis von Daten aus dem Verbundbericht des VRR errechnet, dass in der Region keine andere Stadt so viel Geld pro Einwohner als Verlustausgleich für ihren ÖPNV-Betrieb wie Mülheim zubuttern muss. Im Jahr 2011 waren es bei einem Defizit von insgesamt 27,3 Mio. Euro demnach 163,43 Euro pro Einwohner. Herne kam nach diesem Vergleich der zwölf vermeintlich teuersten ÖPNV-Betriebe mit 62,42 Euro weit günstiger davon.
Bereits 160 Stellen abgebaut
Der Vergleich hinke gewaltig, so Wandelenus gestern mit Verweis auf Zahlen, die sein Haus zusammengestellt hatte. Die MVG habe erstens ein viel größeres Stadtgebiet zu bedienen, Herne bekomme im Verbund anders als Mülheim einen sogenannten „Kreisabschlag“ gewährt und vor allem habe der Herner Verkehrsbetrieb in seiner Ergebnisrechnung überhaupt keine Kosten für Schieneninfrastruktur zu berücksichtigen, weil die Kosten dafür anderswo zu Buche schlügen. Allein hierfür habe die MVG zuletzt aber gut 11 Mio. Euro Aufwand ausweisen müssen.
All dies berücksichtigt, lägen Herne und Mülheim gar nicht mehr weit auseinander. Forderungen nach einem weiteren Personalabbau, die Grünen sehen Spielraum im Verwaltungsüberbau, lehnt Wandelenus ab. Die MVG habe bereits in den vergangenen Jahren 160 Stellen abgebaut und strukturell 11 Mio. Euro eingespart, „mehr geht beim besten Willen nicht“.
Noch keine Reaktion auf Pro Bahn-Kritik
Wolfgang Michels (CDU, MVG-Aufsichtsrat) nannte den Vergleich der VRR-Zahlen in der WAZ „eine Unverschämtheit“. Axel Hercher (Grüne) nannte ihn „interessant“. SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering: „Wir wissen, dass unser ÖPNV teurer ist als in anderen Städten.“ Ursachen seien aber vor allem in Fehlern der Vergangenheit zu suchen. Er nannte beispielhaft die hohen Kosten, die die U-Bahn (Ruhrtunnel) und der uneinheitliche Fuhrpark der MVG verursachen.
Auf die Kritik von Lothar Ebbers von „Pro Bahn“, Mülheim falle auch im Vergleich der Kosten pro Buskilometer seit Jahren negativ auf, reagierte die MVG gestern nicht.
Die WAZ hat beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr entsprechende, bisher nicht öffentliche Vergleichszahlen angefordert und wartet noch auf Antwort.