Mülheim. . Mülheims Nahverkehr ist zu teuer. Keine andere Stadt muss mehr Geld zu dem ÖPNV-Angebot beisteuern. Dabei begründet sich das enorme Zuschussgeschäft nicht einmal in einer außerordentlichen Kilometer-Leistung der MVG. Die Ursache liegt wohl eher im enorm kostspieligen Verwaltungsapparat.
Keine andere Stadt im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr muss pro Einwohner mehr Geld zu ihrem ÖPNV-Angebot zubuttern als Mülheim. Kostenstrukturen aber spielen in der aktuellen Nahverkehrsplanung nicht die Rolle, die ihnen offensichtlich zukommen sollte, will Mülheim in absehbarer Zukunft einmal einen wirtschaftlicheren Nahverkehr haben.
Die aktuellsten Vergleichszahlen, die im VRR zur Verfügung stehen, sind dem Verbundbericht 2011 zu entnehmen. So kommt Mülheim bei einem Jahreszuschussbedarf für die MVG von knapp 27,3 Mio. Euro auf ein ÖPNV-Defizit pro Einwohner (aktuelle Zensus-Zahlen), das im VRR-Verbund seinesgleichen sucht. Aus öffentlicher Kasse musste Mülheim für jeden Einwohner 163,43 Euro zuschießen, um die Finanzierungslücke bei der MVG zu schließen.
30 bis 35 Fahrzeug-Kilometer pro Einwohner und Jahr
Nirgendwo anders im VRR ist dieser Betrag so hoch. Das zweitschlechteste Ergebnis ergibt sich für die Essener Evag. Hier muss die Stadt aber immerhin schon 22 Euro weniger pro Einwohner zuschießen (141,44 Euro).
Das enorme Zuschussgeschäft in Mülheim, weiß Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn, begründet sich dabei nicht einmal in einer außerordentlich umfangreichen Kilometer-Leistung, die die MVG für die Bürger jährlich erbringt. Hier liege Mülheim mit Essen, Bochum oder Dortmund eher im Mittelfeld der Städte, die zwischen 30 und 35 Fahrzeug-Kilometer pro Einwohner und Jahr führen. In Oberhausen, Düsseldorf und Hagen etwa würden mehr als 40 Kilometer pro Einwohner geboten.
Verwaltungsüberbau als Kostenversursacher
Was also macht die MVG zum Verlustgeschäft sondergleichen? Für Lothar Ebbers ist die Ursache nicht nur im hohen Anteil des kostenträchtigen Schienenanteils im Mülheimer ÖPNV-Angebot zu entdecken. Auch bei den Kosten pro Buskilometer sei die MVG in jüngerer Vergangenheit immer negativ aufgefallen. So im Jahr 2011, wo der gefahrene Buskilometer der MVG weit mehr als fünf Euro zu Buche stehe, während andere Verkehrsbetriebe, etwa die Oberhausener Stoag oder die Herner HCR, mit einem durchschnittlichen Aufwand zwischen 4,50 und fünf Euro ausgekommen seien.
Wie Grünen-Verkehrsexperte Axel Hercher sieht auch Ebbers einen vergleichsweise kostspieligen Verwaltungsüberbau bei der MVG als eine Ursache. Dieser Frage aber ist in der aktuellen Nahverkehrsdebatte, bei der es um Kürzungen des Angebotes vor allem im Straßenbahnverkehr geht, bisher im politischen Mülheim nicht nachgegangen worden. Ob Hercher es gelingt, den Blick seiner Kollegen im Stadtrat aufs Ganze zu schärfen, ist bislang nicht anzunehmen.