Mülheim. Der ehemalige Kaufhof in der Mülheimer Innenstadt steht noch immer leer - und die Zukunft scheint weiter ungewiss. Während die Stadt das Gebäude abreißen will, glaubt Eigentümer Jochen Hoffmeister an eine lukrative Vermarktung und spricht von “drei ganz ernsthaften Interessenten“ - und lehnt einen Abriss daher kategorisch ab.
Stadt und Kaufhof-Eigentümer Jochen Hoffmeister schwimmen derzeit in entgegengesetzte Richtungen. Sind bei der Stadt bereits Vorbereitungen für den Tag X gereift, an dem das ehemalige Warenhaus mangels Perspektive dem Erdboden gleichgemacht werden könnte, träumt Hoffmeister wieder intensiver den Traum einer lukrativen Vermarktung im Bestand.
Er spricht aktuell von „drei ganz ernsthaften Interessenten“, die eine Projektentwicklung an der Schlüsselstelle der Innenstadt-Entwicklung ins Auge gefasst haben sollen. Manch einer in Politik und Verantwortung bei der Stadt verdreht bei diesem Endlos-Thema schon genervt die Augen, doch es hilft nichts: Der Kaufhof hat für die Stadtentwicklung eine solch immens bedeutende Rolle, dass er fortwährend ganz oben auf der Agenda stehen muss.
Der Grund, auf dem das Gebäude steht, ist das entscheidende Bindeglied zwischen darbender Schloßstraße und Ruhrbania. Der Leerstand hat verheerende Auswirkungen auf den Handel ringsum, er blockiert die Entwicklung rund ums Hafenbecken, wo Investor Kondor Wessels bekanntlich schon Probleme dabei hat, die nur wenigen dort vorgesehenen Gastronomieflächen mit Mietern zu besetzen. Wer will beim Latte Macchiato schon auf die hässliche Westfassade samt Parkhaus vom alten Kaufhof schauen?
Eigentümer schließt schnellen Abriss aus
Eigentümer Hoffmeister schließt einen schnellen Abriss des Baukolosses derzeit aber kategorisch aus. „Das wäre eine Sünde“, sagt er nun wieder, „ich bin weit ab von dem Gedanken.“ Grund für Hoffmeisters Stimmungswandel ist, dass er anscheinend gleichzeitig von mehreren Projektentwicklern gespiegelt bekommt, dass der Standort doch Interesse beim Handel weckt. „Die kommen plötzlich aus allen Ecken“, sagt Hoffmeister.
Dass Projektentwickler an einer Revitalisierung feilen, bestätigte nun auch die Unternehmensgruppe Tengelmann. Sie stehe mit einem potenziellen Investor in Verhandlungen, hieß es. Von weiterer Stelle ist zu hören, dass ein anderer Einzelhändler, der als Ankermieter eine große Fläche in einem Center belegen könnte, so offensiv sein Interesse bekundet haben soll, dass sich ein Projektentwickler drangehängt habe.
Hoffmeister will sich aber nicht mehr an einen der aktuell tätigen Projektentwickler per Kaufvertrag mit Rücktrittsrecht binden, wie zuletzt bis Ende März bei Rosco. „Ich will vogelfrei bleiben“, sagt er und zieht einen Vergleich zu einem Windhundrennen. Sollen sich die Interessenten beeilen, um am Ende das Rennen zu machen. . .
Stadt möchte Abriss und Neubebauung
Die Stadt, die den Abriss wünscht und eine aufgelockerte, zu Ruhrbania durchlässige Neubebauung, kann nur zuschauen. „Erst wenn der Leerstand fortdauert und der Standort weiter verödet, werden wir irgendwann wegen der städtebaulichen Bedeutung handeln müssen“, so Baudezernent Peter Vermeulen mit Verweis auf etwas, was der Eigentümer des benachbarten Rieken-Hauses schon lange fordert, auch in Briefen an die OB: Der Kaufhof sei als „Schrottimmobilie“ anzusehen und zwangsweise abzureißen, um weiteren Schaden für das Umfeld abzuwenden. Dies, so Vermeulen, könne nur das „äußerste Mittel“ sein, weil die dann fällige Entschädigung für den Grundeigentümer einer Enteignung gleichkomme.
Gleichwohl betont er: „Wir warten auf eine Initiative vom Eigentümer. Wir machen uns aber jetzt schon Gedanken, was wir tun, wenn er kommt und sagt, er hat für den Kaufhof keine Perspektive mehr.“