Mülheim. . Rund 40 Leerstände sind derzeit in Mülheims Innenstadt zu verzeichnen. Als mögliche Gründe nennt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Innenstadt, Hermann-Josef Poggeneben, die Kaufhof-Misere und vor allem die schlechte Verkehrssituation. Die Politik müsse dringend handeln.

„Es tut weh“, sagt die City-Managerin Gudrun von der Linden, wenn sie die aktuellen Leerstände auf der einstigen prachtvollen Schloßstraße aufzählt. Zwischen Kaufhof und Forum stehen zwölf Geschäfte leer, viele große sind dabei mit weiten Schaufenstern, die Tristesse ausstrahlen. Große Ladenflächen, wo bis vor kurzem noch Accessoires, Kinderartikel, Modewaren oder Brot und Brötchen verkauft wurden, haben dicht gemacht. An zwei Stellen finden Räumungsverkäufe statt. Rund 40 Leerstände in der Innenstadt macht von der Linden aus, ein Anstieg von etwa 13 Prozent in jüngster Zeit.

Bitter sei dies, betont sie, aber nicht zum Verzweifeln. Derzeit erstellt die City-Managerin den aktuellen Einkaufsführer, tingelt von Geschäft zu Geschäft und sagt: „Wir haben weiterhin rund 300 Geschäfte und gastronomische Betriebe plus das Forum in der Innenstadt.“ Und darunter seien viele, die nach wie vor gerne morgens ihr Geschäft öffneten, voller Zuversicht und motiviert seien.

Hoffen auf Ruhrbania-Effekt

Gerade in den kleinen Seitenstraßen spielt sich das Leben ab, sitzen Menschen bei schönem Wetter draußen in Cafés. Zum Teil haben Einzelhändler in jüngster Zeit viel Geld in den Standort investiert. Sie hoffen, sagt die City-Managerin, dass endlich ein Ruhrbania-Effekt entsteht, dass vielleicht doch noch aus dem einstigen Kaufhof mehr wird als eine Handels-Ruine. Auch an der Leineweberstraße sieht es besser aus als noch vor einem Jahr.

Am Wochenende ist verkaufsoffener Sonntag: „Die City blüht und spielt“ lautet das Motto, hinter dem sich das große Ziel verbirgt: Wende zum Guten. Daran arbeiten viele, und müssen es weiter, wie der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Innenstadt, Hermann-Josef Pogge, sagt. Die zunehmenden Leerstände haben aus seiner Sicht vor allem zwei Gründe: Die Misere am einstigen Kaufhof-Standort und die Verkehrssituation. „Ich werde oft darauf angesprochen, dass die Leute einfach keine Lust haben, 20 Minuten für eine Strecke zu fahren, für die sie früher fünf Minuten gebraucht haben.“ Seine Bitte an die Politik: „Wenn das, was man verabschiedet hat, nicht funktioniert, sollte man Beschlüsse hinterfragen.“

Verkehrstechnisch eine „Katastrophe“

Die Mülheimer Bürgerinitiativen tun dies schon lange, die CDU macht sich auch daran. Was die Bürger und Einzelhändler verkehrstechnisch derzeit in der Innenstadt erlebten, bezeichnet deren Fraktionschef Wolfgang Michels als „einzigartige Katastrophe“. Es sei die Summe von kleinen Fehlern an vielen Stellen, die den Autoverkehr in der Innenstadt deutlich behinderten. Von einem „Rausch an Ampeln“, spricht Michels, von unsinnigen Verkehrsführungen, von liebloser Flächengestaltung. Korrigieren, sei nötig. „Wir brauchen mehr Fluss in der Innenstadt“, sagt Michels und meint diesmal nicht die Ruhr.