Mülheim. .

Der Handel in der City könnte prächtig laufen, würden Mülheimer ihre Kaufkraft nur mal wieder verstärkt in die Innenstadt tragen. Nach neuester Studie der Gesellschaft für Konsumforschung gibt ­jeder Mülheimer Bürger im Schnitt 5907 Euro im Jahr für Einkäufe im Einzelhandel aus – das ist im Kern des Ruhrgebietes der Spitzenwert.

Die Einkommensschere in Mülheim klafft zweifelsfrei weit auseinander, doch gibt der hohe Durchschnittswert der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft doch Aufschluss darüber, welches Potenzial der Einzelhandel in der Stadt hat. Und Mülheim als Ganzes, so stellte jüngst erst wieder die IHK fest, zieht unverändert Kaufkraft aus dem Umland an. Eine Zentralitätskennziffer von aktuell 104 spricht dafür – Werte über 100 belegen, dass in der Summe Konsumenten anderer Städte mehr Geld zum Mülheimer Handel tragen als Mülheimer zu auswärtigen Handelsstandorten.

Profiteur dieses Kaufkraft-Zuflusses, stellt allerdings Marc Heistermann als Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes fest, sei kaum die Innenstadt. Gewinner-Standorte seien insbesondere das Rhein-Ruhr-Zentrum, der Heifeskamp in Dümpten, aber auch Saarn. Die starke Kaufkraft, so Heistermann, zeige für die Innenstadt aber ein Potenzial. Um es zu heben, müssten handelnde Akteure dort nun „dringend auf Veränderung schalten“. Eine Lösung in der Kaufhof-Frage sei dabei elementar. Ausdrücklich begrüßt Heistermann Initiativen von Stadt und Politik für einen ­Abriss des Gebäudes. Eine Reaktivierung als Handelshaus sei „nicht realistisch. Das Ding muss weg!“

Dass auf Initiative von SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering mittlerweile diskutiert wird, ob die Stadt den Kaufhof nicht erwerben und abreißen könnte, um auf dem Grundstück eine parzellierte und zur Ruhr durchlässige Neubebauung zu ermöglichen, sei „eine wichtige Idee“. Dass die Stadt sich einschalte in das Problem, das qua Eigentumsverhältnis eigentlich allein Jochen Hoffmeister hat, hält Heistermann nur für konsequent. „Der Kaufhof-Standort ist systemrelevant.“ Bleibe es dort bei der Hängepartie, bleibe die Innenstadtkrise, könne die Kaufkraft der Mülheimer nicht angezogen werden.

Guido Zakrzewski, Handelsexperte und 2. Geschäftsführer der IHK, sieht über den Kaufhof hinaus viele (bekannte) Probleme, die dem Standort ein Hemmschuh seien. Große Konkurrenz und weiteres Verkaufsflächenwachstum im Umfeld, die Verkehrsführung, zu wenig Aufenthaltsqualität . . . „Es hängt nicht alles am Kaufhof“, sagt er.

In der überdurchschnittlichen Kaufkraft der Mülheimer, so Zakr­zewski, stecke „auch Hoffnung drin, dass die Leute, wenn auch nicht kurzfristig, zurück in ihre Innenstadt kommen“. Ruhrbania könne dafür sorgen, die Hochschule, Kultur, Stadtfeste, die Altstadt . . .