Mülheim. Das Kaufhof-Gebäude steht vor dem Abriss. Die Mülheimer Politik und die Stadtverwaltung versuchen, Eigentümer Jochen Hoffmeister den Abriss der Immobile schmackhaft zu machen. In der vergangenen Woche soll es ein Geheimtreffen bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft gegeben haben.
Politik und Verwaltung sind fest entschlossen, dem Kaufhof-Eigentümer Jochen Hoffmeister den Abriss seines leerstehenden Gebäudes schmackhaft zu machen. Dabei wird hinter den Kulissen kräftig und kontrovers darüber diskutiert, in welchem Maße die Stadt dem SPD-nahen Immobilien-Schwergewicht bei der Standortlösung unter die Arme greifen könnte.
Wie die WAZ erfuhr, fand zum Thema in der vergangenen Woche ein Geheimtreffen bei der Wirtschafts-Förderungsgesellschaft statt.
Zugegen waren nicht nur Hoffmeister und hochrangige Vertreter der Stadt, darunter Planungsdezernent Peter Vermeulen und zeitweise OB Dagmar Mühlenfeld, sondern auch die Fraktionsspitzen.
Rosco war nicht mehr überzeugend
Übereinstimmend wird von Teilnehmern berichtet, dass Stadt und Politik Hoffmeister nach Kräften überzeugen wollen, dass der Kaufhof-Klotz zwischen Schloßstraße und Ruhrbania besser früher denn später dem Erdboden gleich gemacht werden sollte, nachdem Hoffmeister zuletzt nicht mehr bereit war, dem potenziellen Investor Rosco mehr Zeit für eine Projektentwicklung zu gewähren. Rosco hatte für ihn nicht mehr überzeugend rüberbringen können, dass dessen Vorhaben, das Haus als Handelsmagneten zu reaktivieren, von Erfolg gekrönt sein könnte.
Schon seit geraumer Zeit feilt das Planungsdezernat daran, Hoffmeister aufzuzeigen, dass ein Abriss des Hauses, eine Parzellierung und Einzelvermarktung der Fläche womöglich bessere Aussichten auf Erfolg hätten. Schon das Integrierte Innenstadtkonzept skizziert den Abbruch und eine kleinteiligere Bebauung auf drei Baufeldern. Ziel: eine Vernetzung von Schloßstraße und Ruhrpromenade über eine begehbare Sichtachse. Hoffmeister selbst klammert sich an das Prinzip Hoffnung, noch einen Investor für die Bestandsimmobilie zu finden, um nicht für kalkulierte 1,8 Mio. Euro abreißen zu müssen.
Stadt Mülheim könnte Hoffmeister unter die Arme greifen
Wie also soll ihm der baldige Abriss schmackhaft gemacht werden? Diskutiert wird nach WAZ-Information darüber, ob die Stadt Hoffmeister nicht unter die Arme greifen könnte. Etwa dadurch, dass sie Mittel aus dem Förderprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ verwendet, mit denen bereits jetzt ein Nutzungskonzept für die geräumte Fläche erarbeitet wird. Diskutiert wird auch eine spätere Teilanmietung neuer Gebäude durch die Stadt, etwa für das Bürgeramt. Auch eine Idee: Die Stadt könnte einen Wettbewerb ausgewählter Städtebauer ausrufen, der beides im Auge hat: eine wirtschaftlich tragfähige Lösung für Hoffmeister – und das Auflösen der städtebaulichen Barrierewirkung des alten Kaufhof-Hauses.
Mülheimer Politik ist noch gespalten
In der Politik ist das „Projekt Entgegenkommen“ umstritten. Kritiker beklagen, Hoffmeister habe häufig genug von seinem guten Draht zum SPD-geführten Rathaus profitiert. Letztlich sei die Kaufhof-Frage allein seine Privatangelegenheit, herausragende Bedeutung für die Innenstadt-Entwicklung hin oder her. „Wir schüfen doch einen Präzedenzfall, wenn wir ihm nun helfen. Andere Eigentümer müssen auch mit Leerständen klarkommen, ohne Hilfe der Stadt“, sagt da ein Fraktionschef.
Andere sehen die Frage der Stadtentwicklung als übergeordnet an, das Kaufhof-Problem sei nur zufriedenstellend zu lösen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. „Es geht nur mit Hoffmeister“, verteidigt ein Fraktionsvorsitzender mögliche Hilfen.
Planungsdezernent Peter Vermeulen: „Im Rahmen der Möglichkeiten behält sich die Verwaltung vor, eigene Ideen in den Entwicklungsprozess einzubringen oder Anregungen von Dritten aufzunehmen und zu vermitteln.“
Feierabend im Kaufhof