Grünes Licht für den Kaufhof-Abriss hat Eigentümer Jochen Hoffmeister noch nicht gegeben, aber die Vorbereitungen für den Plan B getroffen. Er hofft noch auf einen Investor, der neues Leben in die 24 000 Quadratmeter große Fläche bringen könnte, weil ehemalige, bereits abgesprungene Investoren neues Interesse zeigen. „Aber mich über Monate exklusiv an sie zu binden, dass kommt nicht mehr in Frage“, stellt er auf Anfrage klar. Das letzte Aufbäumen gegen den unausweichlichen Abriss? Es lohnt jedenfalls sich schon mal Gedanken zu machen, was dort entstehen könnte, zumal an anderer Stelle, dem Rathausmarkt, demnächst mit einer öffentlichen Planungswerkstatt (17. bis 19. April) erste Fakten geschafften werden sollen.

Wäre nicht das freigeräumte Kaufhof-Areal üppig begrünt und mit einem filigranen Dach wie am Düsseldorfer Carlsplatz der interessantere Marktplatz? Der Wochenmarkt soll derzeit ohnehin mit der Suche neuer Händler eine Vitalitätsspritze erhalten. Setzt diese Einsicht vielleicht erst ein, wenn man nach dem Abriss staunend und überwältigend das neue Raumerlebnis und neue Blicke genießen kann. „Man wird die Ruhr aus topographischen Gründen nicht sehen, höchstens erahnen können und sieht auf das gegenüberliegende Ufer“, weiß Gunvar Blanck vom Bund Deutscher Architekten. Schon Mitte der 90er Jahre hatte er bei einem Wettbewerb vorgeschlagen, das Kaufhaus diagonal aufzuschneiden, um die Stadt näher an die Ruhr zu rücken. Eine Grünfläche mit Marktplatz, so einen stadtplanerischen Bruch, hält er für eine charmante Idee, die aber eine Vision bleiben wird, weil der Eigentümer, der selbst noch in der Finanzierung des Gebäudes steckt, ein finanzielles Interesse hat. Wäre es eine städtische Fläche, wäre es einfacher. Aber Blanck bevorzugt ohnehin ein futuristisch anmutendes Gebäude wie er es beim Wettbewerb vor gut zehn Jahren vorgeschlagen hat.

Die finanziellen Erwägungen des Eigentümers spielen in den Gedanken des Designers Hermann Rokitta, der vor einigen Jahren die Zukunftsdiskussion mit seinen Stadtutopien beflügelte, keine Rolle. Ein Platz zum Verweilen ist aus seiner Sicht an der zentralen Stelle, dem Herz der Stadt, gerade richtig. „Die Großstädte leiden doch alle an ADS, dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, und stehen kurz vorm Kollaps“, stellt er fest. Als mittlere Stadt könne Mülheim gegenüber diesen Metropolen punkten, wenn sie dieser Hyperaktivität eine qualitative Form der Gemütlichkeit gegenüber stellt. Er versteht darunter Orte der Begegnung, wo auch die Kreativen eine Rolle spielen. Die Gemütlichkeit will er schon jugendlich interpretiert sehen. Kürzlich sei er in Kassel in ein Treffen von Manga-Fans, der japanischen Comics, geraten, war fasziniert und habe gedacht, das müsse auch in Mülheim möglich sein.

Im Planungsamt hält man weiterhin eine bauliche Lösung für das Optimum, damit es für die Schloßstraße wieder zwei Pole gibt, zwischen denen sich das Leben abspielt. Auch mit dem von Hofmeister angestrebtem Parkplatz als Zwischenlösung tut sich die Verwaltung schwer, mag dies allenfalls ein paar Jahre hinnehmen, denn an Parkplätzen gibt es in der City keinen Mangel und neue würden den bestehenden Konkurrenz machen. Ohne Magneten am unteren Ende würde die Schloßstraße dort aussterben. Aber einen Ankermieter hatte zuletzt auch Rosco vergeblich gesucht.