Mülheim.

Das vom Bund angestoßene Forschungsprojekt „Innovationen für Innenstädte“ bereitet sich auf die heiße Phase der Bürgerbeteiligung vor. Ausgehend von der Kernimmobilie Kaufhof sind in der Woche ab dem 26. März ausdrücklich Otto Normalmülheimer aufgefordert, ihre Ideen und Anregungen im offenen Stadtentwicklungsprojekt zu platzieren. Das Stadtlabor wird von morgens bis spät abends geöffnet sein. Trubel und Diskussion: ausdrücklich erwünscht!

Der Bund will in seinem experimentellen Forschungsprojekt lernen, wie Innenstädte, in denen eine Großimmobilie leersteht und Probleme in das nahe Umfeld trägt, wieder in die Spur gebracht werden können. Mülheim und weitere sieben Städte wurden aus 135 Bewerbungen für die Teilnahme ausgewählt.

Charrette-Verfahren

Regionalplaner Dr. Harald Kegler von der Bauhaus-Universität Weimar hat die Bürgerbeteiligung in der Woche vom 25. bis 30. März in der Hand. Er ist erfahren, hat schon mehrere Projekte im sogenannten Charrette-Verfahren geleitet. Charrette, das ist französisch und heißt Karren. Kegler zeigt das Bild aus dem alten Paris, wo ein Mitarbeiter der Uni mit einem Holzkarren durch die Viertel zieht und von den Kunststudenten ihre Bilder einsammelt. Die Kreativen nutzen noch den letzten Moment, ihrem Werk den letzten Pinselstrich zu verpassen.

So soll’s auch in Mülheim zugehen. Für das hiesige Charrette-Verfahren ist ein Ladenlokal an der Leineweberstraße 15 angemietet, Ecke unteres Ende der Schloßstraße, gegenüber vom Kaufhof. Es wird fünf Tage lang von 9.30 bis 22 Uhr geöffnet sein. „Sagen Sie es Ihren Freunden, Nachbarn, Bekannten“, haben Kegler und Co. dieser Tage bereits Multiplikatoren aus der Stadt (vom Handel bis zur Kultur- und Kreativszene) mit auf den Weg gegeben. „Wir meinen es ernst“, sagt Kegler. Man werde „aufpassen, dass Vorschläge nicht unter den Tisch fallen“.

"Wir werden nichts abblocken"

Wie funktioniert’s? Kegler erklärt es mit drei Tischen. An Tisch 1 kann jeder Bürger seine Ideen für die Innenstadt direkt zu Papier bringen. Auf transparenter Folie, die über dem Stadtplan liegt. Ideen-Skizzen werden nicht nur ausgehängt. An Tisch 2 werden Ideen unter den Augen von Bürgern von externen und Mülheimer Planern, auch Studenten der Bauhaus-Uni Weimar und von NRW-Hochschulen sind dabei, zusammengefasst. Hier wird in bunter Runde das Für und Wider erörtert, reflektiert. Tisch 3 dient schließlich dazu, Denkbares in einem Masterplan zu verarbeiten. „Wir werden nichts abblocken“, sagt Kegler. „Bürger müssen aber auch lernen, dass nicht alles realisierbar ist.“

Um etwa für den Kaufhof zu zeigen, was nicht machbar ist, sollen die bisherigen Erfahrungen der Wirtschaftsförderung aus Gesprächen mit Investoren so weit transparent gemacht werden wie möglich. Tag für Tag sollen die Ideen zu einem größeren Ganzen zusammengetragen werden, jeden Abend um 18.30 Uhr werden Bürger zu einem öffentlichen Forum mit Präsentation von Zwischenergebnissen und Diskussion eingeladen.

"Nur Meckern hilft nicht"

Der Kaufhof ist zentrales Moment des Forschungsprojektes, die Wiederbelebung des gesamten Umfelds aber Ziel des Vorhabens, betont Dr. Harald Kegler. Hierfür wünscht er sich konstruktive Lösungen. „Nur Meckern hilft nicht.“ Zum Abschluss der Charrette-Woche soll es ein Abschlussforum und Fest mit Beteiligten geben. Kegler ist hoffnungsfroh: „Es wird was zu feiern geben.“