Mülheim.

Die Lutherkirche ist nicht nur sonntags geöffnet. Auch werktags können Interessierte von 10 bis 12 und 15 bis 17 Uhr eintreten, um sich umzuschauen, Ruhe zu finden oder zu beten.

Möglich machen das 20 Ehrenamtler, die wechselweise Aufsicht führen. „Die offene Kirche wird gut angenommen, rund 125 Menschen kommen pro Monat her“, weiß Katrin Schirmer, Pfarrerin in der ev. Gemeinde Speldorf. Groß ist sie, diese Gemeinde, sie zählt rund 6000 Mitglieder und ist in drei Bezirke aufgeteilt - Mitte (Duisburger Straße, Pfarrerin Schirmer), Süd (am Brandenberg, Pfarrer Matthias Göttert) und Ost (Koloniestraße, Pfarrerin Alexandra Cordes).

Schwerpunkt Jugendarbeit

Im Gemeindehaus an der Koloniestraße wird das realisiert, was die drei Pfarrer als einen Schwerpunkt ihrer Arbeit sehen: die Kinder- und Jugendarbeit. „Wir versuchen, die Lücke zwischen Kindergarten und Konfirmation mit reizvollen Aktivitäten für Schulkinder zu schließen, aber auch Angebote für ältere Jugendliche zu machen“, so Schirmer. Die Gemeinde verfüge sogar über einen hauptamtlichen Jugendleiter (Wolfgang Piontek).

Krabbelgruppen, Kükenchöre, Kinderbibeltage, Kindergottesdienste und Kindergruppen sind für die Kleineren gedacht. Die Jugendlichen spricht man u./a. mit dem offenen Treff am Mittwoch an. „Zwei Drittel der Besucher sind Jungen, ungewöhnlich für ein Gemeindeangebot. Es wird gequatscht, gekickert und auch mit der Wii gespielt“, berichtet Alexandra Cordes. Um Kinder für Kirche zu interessieren, erteilen die Speldorfer Pfarrer (im Rahmen einer Regelung des Landes NRW) einmal pro Woche „Kontaktunterricht“ im 2. Schuljahr der Lierbergschule - und am Blötterweg.

Rocknacht ist längst zum Stadtteilfest geworden

Ein weiteres Ziel sei es, Menschen im berufstätigen Alter zu erreichen. „Die kommen in der Kirche ja nicht mehr so oft vor“, sagt Cordes. „Dinner und Film“-Abende, Friedensgebete, interreligiöse Dialoge oder Konzerte veranstaltet man, Chöre (Gospelchor, „Choralegium vocale“) oder Kreativgruppen laden zum Mitmachen ein. „Berufstätige Erwachsene sind eher für punktuelle Projekte zu gewinnen als für fortlaufende Gruppen“, weiß Matthias Göttert. Anders als die vielen Senioren, die im Lutherkirchenhaus zum regelmäßigen Frühstückskreis, Mittagstisch, Seniorentreff und Gedächtnistraining eintrudeln.

Menschen aus dem Stadtteil soll auch der Ostergarten an der Kirche am Brandenberg ansprechen: Gemeindemitglieder stellen mit selbstgebauten Stabpuppen die Ostergeschichte nach. Zum Besuchermagneten hat sich zudem die Spielzeug-/Kleiderbörse entwickelt - und die Rocknacht vor und in der Lutherkirche, die längst zum echten Stadtteilfest geworden ist.