Mülheim. .
Der evangelische Pfarrer Michael Manz von der Friedenskirche scheut sich nicht, heikle Themen anzupacken. So greift er in seiner sonntägliche Predigt das Thema der fehlenden Männer in der Kirche auf: Männer seien im Gottesdienst die Minderheit. „Was wäre, wenn Männer sich in einen Gottesdienst verirren?“, formuliert Manz provozierend. „Kämen ihre Themen vor?“
Der Seelsorger, seit 19 Jahren in Mülheim, begann vor 15 Jahren damit, Vater-Kind-Freizeiten anzubieten und regelmäßige Männerrunden zu veranstalten. Beides hat er mittlerweile mangels Beteiligung eingestellt, nur ein Männerwochenende auf dem Bauernhof werde von zwei Ehrenamtlern seiner Gemeinde jedes Jahr organisiert.
Aber auch bei diesen Gemeindeveranstaltungen sei es schwer, Christliches zum Thema zu machen, gibt der Pfarrer zu. In den Gottesdiensten seien drei Viertel der Besucher Frauen. „Ich glaube, die Männer sagen zu ihren Frauen: Geh’ du mal mit den Kindern in die Kirche, ist doch Frauensache!“
Männersonntag in der evangelischen Kirche
In der evangelischen Kirche sei bundesweit jeder dritte Sonntag im Monat Männersonntag, es gebe Arbeitshefte in der Sparte „Männerarbeit“. Das Problem sei erkannt, aber Manz fragt sich, wie man die Männer wieder begeistern kann, wie man sie als aktive Gemeindemitglieder zurückholt. „Ich will ja nicht heulen und wehklagen“, lacht Michael Manz, er sei durchaus noch hoffnungsvoll.
Sein Kollege, Pfarrer Hans-Joachim Norden von der Markuskirchengemeinde/Gemeindezentrum Winkhausen, sieht das Problem ebenfalls, allerdings mit positiven Tendenzen. „Die Besucherzahlen liegen bei uns bei 60 zu 40 Prozent“, erklärt er. Allerdings habe er in letzter Zeit einen ziemlichen Anstieg an Männern bei den Ehrenamt-Aktivitäten beobachtet. Er erlebe die Herren in seiner Gemeinde zurzeit sehr motiviert.
Jungenüberschuss in der Jugendarbeit
Pastor Markus Kerner von der katholischen St. Joseph Gemeinde in Heißen sagt: „Ich habe keine Zählung erhoben, aber die Zahl der Männer bei den Gottesdiensten beträgt rund ein Drittel der Besucher.“ Beim Engagement in der Gemeinde, bei den Helfern in Gottesdiensten, bei Kursen oder ehrenamtlichen Küsterarbeiten sei das Geschlechterverhältnis ausgeglichen.
Pastor Ekkehart Vetter von der Christus Gemeinde kennt diese Diskrepanzen nicht: „Vielleicht haben wir in den Gottesdiensten bei rund 200 Besuchern einen ganz kleinen Frauenüberschuss. In der Jugendarbeit haben wir eher einen Jungenüberschuss, aber das mag daran liegen, dass der hauptamtliche Mitarbeiter ein Mann ist.“