Mülheim. .

Ausgelassen, aber konzentriert versuchen die jungen Erwachsenen, eine Kugel über kurze Schienen, die man immer wieder aneinander fügt, über eine lange Strecke zu transportieren – ein Spiel zu Geschicklichkeit und Teamarbeit. Es ist die letzte Übung der siebzehnköpfigen Gruppe, die nach sechs Monaten die Ausbildung bei ihren Trainerinnen Melanie Roth und Heidi Siebers als „Couragetrainer“ beendet haben. Die Teilnahme an fünf intensiven Wochenendmodulen hat jeder aus anderen Gründen, freiwillig und in seiner Freizeit, gemacht.

Wichtig, um Streit zu schlichten

Devon Spliedt engagiert sich seit sechs Jahren in der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde Broich/Saarn. „Ich möchte die Zusatzqualifikation für die Leitung meiner Jugendgruppe Crazy Fun Kids haben“, sagt der 22-Jährige. Der 30-jährige Max Berges ist Lehrer an einer Gesamtschule. Er will das Zertifikat im schulischen Bereich nutzen. „Für meine Arbeit als Klassenlehrer ist das wichtig, wie auch für Projektwochen oder Streitschlichtung(-skurse). Inga Koch (20) studiert Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit und wünscht sich die Zusatzqualifikation für ihre berufliche Zukunft.

„Im Training geht es um das Erlernen von Kompetenzen im Bereich Streitschlichtung, um den Umgang mit Konflikten“, erklärt Melanie Roth. „Wir vermitteln hier Rüstzeug für Beruf, Engagement, für alltägliche Situationen, arbeiten stark mit Regeln und Konsequenzen und gehen konfrontativ mit Konflikten um.“ Konflikte im Alltag gibt es genug. Die Frage ist, wie jeder Einzelne darauf reagiert. Für Inga Koch ist das Gespräch auf Augenhöhe wichtig, die Frage: Gibt es für die Aggression persönliche oder familiäre Hintergründe?

Die richtige Strategie wählen

„Bei Gewaltsituationen müssen wir zuerst die Situation einschätzen, bevor wir hineingehen“, erklärt Max Berges. Es gilt die Regel: erst sehen, dann urteilen und zum Schluss handeln. „Wir haben auch einen Deeskalationskoffer gepackt“, berichtet Inga Koch. Darin steckten Mut, Zielstrebigkeit, Selbstsicherheit, Kreativität und paradoxe Interventionsstrategien. Wer in eine Gewaltsituation gerate, könne die Gegner so überraschen, dass sie abgelenkt seien. Man könne schreien, krähen wie ein Hahn oder sich auf die Seite des Aggressors schlagen, um ihn ins Leere laufen zu lassen. So könne man Situationen entschärfen, erklären die Teilnehmer engagiert.

Belohnt wird das Durchhaltevermögen mit einem Zertifikat, feierlich überreicht durch den Superintendenten Helmut Hitzbleck, sowie der Option, im Netzwerk „Hau Rein“ mitarbeiten zu dürfen.