Mülheim.

Künftig soll es in Einrichtungen der Evangelischen Kirche im Rheinland keine Coca-Cola-Produkte mehr geben. Hierzu hat die Landessynode eben eine Empfehlung beschlossen: Sie verweist auf Berichte über Menschenrechtsverletzungen, Missachtung sozialer Standards und Umweltschädigungen durch den Konzern. Hausverbot also für Fanta, Cola & Co.? Wie halten es die Mülheimer Gemeinden?

Greifen sie, wie die Landessynode rät, auf „öko-fair hergestellte und beschaffte Getränke möglichst regionaler Herkunft“ zurück? Folgen sie dem Coca-Cola-Boykott, den der Kirchenkreis Oberhausen bereits 2008 für sich beschlossen hat? Dem in der Nachbarstadt auch die evangelischen Gemeinden folgen, und der Anlass war für die landesweite Empfehlung?

Kritischer Blick auf Kaffee

Nachfrage zunächst im Evangelischen Kirchenkreis an der Ruhr, der übrigens mit drei Delegierten in der Landessynode vertreten ist. Deren Äußerung zum Thema Coca-Cola sei bislang nur eine Empfehlung, kein Beschluss, sagt Annika Lante, Pressesprecherin des Kirchenkreises. „Entscheiden muss das jeder Kirchenkreis vor Ort und jede Gemeinde für sich, über ihr Presbyterium.“

Der Anstoß sei aber durchaus in Mülheim angekommen: „Wir haben ja viele Veranstaltungen, bei denen Getränke ausgeschenkt werden.“ Bislang auch welche aus der bunten, breit gefächerten „Coca-Cola-Getränkewelt“, wie das Unternehmen selber seine Produkte nennt. In Zukunft, so Annika Lante, werde man damit „sensibler“ umgehen.

Sie möchte das Thema gerne breiter betrachten, spricht von „öko-fairer Beschaffung, an der wir arbeiten. Wir schließen zum Beispiel keine Verträge mit Unternehmen, die nicht nach Tarif bezahlen.“ In der Briefzustellung etwa. Auch auf den Kaffee wird kritisch geguckt: Seit rund fünf Jahren kommen in den Einrichtungen des evangelischen Kirchenkreises, sprich: im Haus an der Althofstraße wie in der Ladenkirche, nur fair gehandelte Produkte in die Tassen.

„Bewahrung der Schöpfung“, Entwicklungspolitik – damit beschäftigt sich ausdrücklich auch der Gemeindedienst für Mission und Ökumene (GMÖ), in dem die Kirchenkreise Mülheim, Duisburg, Essen und Oberhausen zusammenwirken. Geleitet wird er von Pfarrerin Ursula Thomé, die nun noch einmal, aus aktuellem Anlass, über das Thema Coca-Cola informieren will: „Ich möchte jetzt auch noch mal eine Umfrage in den Gemeinden durchführen, wie es dort gehandhabt wird.“

Engagement für fairen Handel

Ihre Befragung wird vermutlich ergeben: Bislang sind nur in der evangelischen Lukaskirchengemeinde Coca-Cola-Getränke tabu. „Schon seit mindestens drei Jahren“, berichtet Pfarrerin Dagmar Tietsch-Lipski, die sich generell für fairen Handel (und „sauberen Strom“) engagiert und den Boykott seinerzeit anregte. Dies geschah noch vor der zum 1. Januar 2011 vollzogenen Fusion, als ihre Gemeinde noch „Johannis-“ hieß.

Was die Pfarrerin an Coca-Cola vor allem stört: „Dass der Konzern in Südamerika und Indien durch seine Fabriken die einheimische Bevölkerung stark benachteiligt. Und dass er in Indien riesige Mengen an Grundwasser abzapft.“ Also gibt es bei ihren Gemeindeveranstaltungen Produkte von – Sinalco. „Das ist ein deutscher Hersteller und nach unserer Kenntnis eine vertretbare Alternative.“

In der evangelischen Gemeinde Broich-Saarn besteht kein Boykott-Beschluss in Richtung Coca-Cola, aber offenbar drängt es dort auch nicht: „Wir trinken das Zeug sowieso nicht“, sagt Thomas Jantzen, Pfarrer an der Christuskirche. „Für Gemeindefeste kauft der Küster Wasser und Apfelsaft.“ Und sollten sich die Jugendlichen zum Videoabend mal eine Flasche Fanta kaufen ... nun gut.

Gleichwohl kann Jantzen sich vorstellen, dass das demnächst neu zu wählende Presbyterium in punkto Coca-Cola erneut nachdenkt. „Aber auf Top 1 steht dieses Thema dann sicher nicht.“

Boykott-Aufruf der Katholischen Jugend

Auch Akteure der katholischen Kirche setzen sich seit längerem kritisch mit dem Coca-Cola-Konzern auseinander. So wurden aus der kath. Akademie „Die Wolfsburg“ in Speldorf schon vor drei Jahren Coca-Cola-Getränke verbannt. „Wir haben jetzt Pepsi-Produkte“, erklärt Geschäftsführer Stephan Gill.

Damit sei man einer Empfehlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend gefolgt. Der BDKJ hat seinen Boykott-Aufruf im Oktober 2010 noch einmal erneuert: Die grundsätzliche Unternehmenspolitik in Bezug auf Menschenrechte und Umweltschutz habe sich nicht verbessert (nähere Infos: www.bdkj.de/kritischerkonsum). „Alle anderen sind unserem Beispiel gefolgt“, sagt Katharina Schwark, Jugendpolitische Referentin des BDKJ im Bistum Essen.

Jede Menge Coca Cola

Zur 18. Internationalen Coca-Cola Sammler Börse in der Essener Dampfbierbrauerei treffen sich zahlreiche SammlerFoto Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Zur 18. Internationalen Coca-Cola Sammler Börse in der Essener Dampfbierbrauerei treffen sich zahlreiche SammlerFoto Ulrich von Born / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Zur 18. Internationalen Coca-Cola Sammler Börse in der Essener Dampfbierbrauerei treffen sich zahlreiche SammlerFoto Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Zur 18. Internationalen Coca-Cola Sammler Börse in der Essener Dampfbierbrauerei treffen sich zahlreiche SammlerFoto Ulrich von Born / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Zur 18. Internationalen Coca-Cola Sammler Börse in der Essener Dampfbierbrauerei treffen sich zahlreiche SammlerFoto Ulrich von Born / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Zur 18. Internationalen Coca-Cola Sammler Börse in der Essener Dampfbierbrauerei treffen sich zahlreiche SammlerFoto Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Zur 18. Internationalen Coca-Cola Sammler Börse in der Essener Dampfbierbrauerei treffen sich zahlreiche SammlerFoto Ulrich von Born / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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