Mülheim. Bürger fordern eine bessere Qualität beim Nahverkehr. Und: Sie wollen die Straßenbahnlinien erhalten.
Es hat schon Informationsveranstaltungen für Bürger mit deutlich weniger Besuchern gegeben als am Montagabend. Da fanden sich knapp 100 Interessierte in der Aula der Realschule Stadtmitte ein, um über die von Stadtverwaltung und Verkehrsbetrieben (MVG) erarbeiteten Vorschläge zur sogenannten Liniennetzoptimierung im Bereich der Bezirksvertretung 1 (Altstadt, Dichterviertel, Heißen Menden-Holthausen) zu sprechen. Tenor des Bürgerwillens: die Straßenbahnlinien erhalten.
Den meisten Beifall erhielten übrigens die Redner, die sich nicht so sehr an den Einzelheiten zu speziellen Linienneuordnungen orientierten, sondern bestehende Mängel monierten: alte Straßenbahnwagen aus den 70er Jahren, deren Fenster zerkratzt und verdreckt sind, schmuddelige Wagen, veraltete Fahrpläne, regelmäßige Bahnausfälle, überfüllte Waggons, Verspätungen.
Die Vertreter der Verkehrsbetriebe, Michael Schwarz und Peter Schaa, verzichteten hier zumeist auf eine Erwiderung, Roland Janßen (Verkehrsplaner bei der Stadt) entgegnete etwas hilflos: „Die Qualität im ÖPNV ist ein eigenständiges Thema.“
„Sturmreif geschossen“
Ist es das wirklich? Oder ist dies nicht vielleicht doch ein ganz wichtiger Punkt, der bei der Debatte um die Zukunft von Bus und Bahn, und vor allem bei der Frage, wie Kunden neu gewonnen und langfristig gebunden werden können, viel stärker einbezogen werden müsste?
Ein Mitglied der Fahrgastorganisation Pro Bahn äußerte gar den Verdacht, dass genau die Straßenbahnlinien, die laut Planung durch Busse ersetzt werden sollen – die Linie 104 zwischen Hauptfriedhof und Flughafen und die Linie 110 – durch jahrelange Vernachlässigung „sturmreif geschossen“ worden seien.
Eine andere Frage, die man sich nach dem Infoabend stellen muss, lautet: Welchen Einfluss können Bürger überhaupt noch auf die Planung nehmen? Während Stadtpressesprecher Volker Wiebels betonte, wie wichtig es sei, Verwaltung und MVG weitere Vorschläge zu unterbreiten, sprach Verkehrsplaner Janßen, der zu Beginn sehr informativ Bestand, Bedarf, Maßnahmen und finanzielle Auswirkungen der neuen Netzplanung erläutert hatte, durchgängig nicht im Konjunktiv, sondern stets im Indikativ, also so, als wäre alles längst entschieden.
Die Planungen zur Liniennetzoptimierung sind im Internet unter www.stadt-mh.de, dort im Feld Suche das Wort Liniennetzoptimierung eingeben einzusehen. Die letzte Infoveranstaltung ist am Donnerstag, 24. November, um 18 Uhr in der Schule an der Frühlingstraße. Hier geht es um die Stadtteile Broich, Mintard, Saarn, Selbeck und Speldorf.