Das Ziel ist, mit frischem Wind „Turbulenzen“ in der Stadt zu erzeugen und am besten für Wirbel, mindestens aber für Verwirbelungen, zu sorgen. Mit dem Namen des Projekts ist das schon mal gelungen.
Die Entscheidung, das Stadtspiel, bei dem sich Kreative mit Funktion und Vision der Mülheimer Innenstadt auseinandersetzen, „SchlimmCity“ zu nennen, hat, berichtet Initiator Holger Bergmann, für viele entrüstete Anrufe, aber auch Zuspruch gesorgt. Damit ist eines bereits geschafft: Man redet darüber. Vom 14. September bis 9. Oktober wird für mehr Gesprächsstoff gesorgt.
Der Name kommt ja nicht von ungefähr: Der Niedergang der Innenstadt wird regelmäßig beklagt. Schlimm, schlimm sei das. „Der Verlust der Warenkultur“, sagt Holger Bergmann, künstlerischer Leiter des Ringlokschuppens, betrauerten die Menschen und offenbarten damit zugleich das starke soziale Gefälle in der Stadt.
"Man muss disktutieren"
„Wer sich über die Ein-Euro-Läden beklagt, muss mindestens zwei Euro in der Tasche haben“, resümiert er und findet: „Auch das muss man diskutieren.“ SchlimmCity soll der Rahmen dafür sein.
Die Innenstadt wird zur Bühne für lokale und eingereiste Künstler, Autoren, Schauspieler, Raumphilosophen, Partygänger und andere, die sich mit Mülheim auseinandersetzen und eine Auseinandersetzung mit den Mülheimern anregen wollen.
Damit der Raum neu erfahren werden kann, werden die Räume neu genannt. Der Kaufhof wird so zur „Leeranstalt“, die Schloßstraße zur „konsumberuhigten Zone“.
Den Aufstand proben
SchlimmCity-aner sollten all dies mit einem Augenzwinkern nehmen. Vorstadttheater-Leiter Holger Bergmann: „Es wird Zeit, den Ernst, mit dem die Debatte über die Innenstadt geführt wird, in die Partyform zu bringen.“
Und so vereint das Programm des „Stadtspiels in Realversion“ Sekt und Selters. Diskussionsrunden werden stattfinden, zudem Lesungen, Aufführungen und Performances. Die Gruppe „Ligna“ wird beispielsweise den Aufstand proben. Inspirieren lassen sich Ole Frahm, Michael Hueners und Torsten Michaelsen vom Jahr 1923, als 4000 Arbeiter das Rathaus stürmten. Daraus leiten sie die Frage ab:
„Wessen Stadt ist die Stadt?“ und setzen sie als Hörstück um, das per Radio in die City übertragen werden und Menschen zum Handeln auffordern soll. Gezeigt wird es in der konsumberuhigten Zone vom 6. bis 8. Oktober.
Gemeinsamer Innenstadtrundgang
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Ein Festival für audiovisuelle Experimente ist hingegen „Shiny Toys“ vom 22. bis 24. September. Jan Ehlen und Jerry Jerome haben rund 60 audiovisuelle Künstler vereint, die „mit simplen Effekten die Leute einladen, ihren eigenen Blick auf die Stadt zu überprüfen“, wie Ehlen erklärt. Zudem wird es einen Workshop geben, in dem die beiden Mülheimer andere mit ihren glänzendem Spielsachen hantieren lassen.
"Eskalation mit Sustanz"
Die Partyfraktion deckt Kai Shanghai ab, der das Finale als „Eskalation mit Substanz“ zelebrieren will: „Wir werden versuchen, in den Köpfen der Jugendlichen etwas aufzubrechen. Und das geht am besten mit Beats.“
All dies, sagt Holger Bergmann, soll einen neuen Zugang zur Innenstadt-Diskussion schaffen: „Die Leute sollen sehen, es gibt einen anderen Teil der Stadt als den, der ständig wahrgenommen wird.“
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