Mülheim.
Die Salonkultur der Kunst-Gruppe AnDer breitet sich weiter in der Innenstadt aus. Nach dem Tabak-Salon in der letzten Woche wird am Samstag, 17 Uhr, der Tee-Salon im Café Mocca Nova am Löhberg, Ecke Schloßstraße eröffnet.
„Salon de Thé“ steht über dem Eingang auf einer kleinen Holztafel. „Ich bin heilfroh, diesen Titel und Raum gefunden zu haben“, sagt Christine Lehmann, „denn mit meinen Kalligraphien passe ich schlecht woanders hin“. Dieser besonderen Art – verbunden mit asiatischer Lebensphilosophie – hat sich die Mülheimer Künstlerin seit langem verschrieben.
Die Tee-Zeremonie ist in China ein Ritual. Und die erste Kalligraphie überhaupt bezieht sich auf das chinesische Schriftzeichen für Tee. Es setzt sich zusammen aus einem Stamm, Blättern, Wurzeln – der Pflanze unter einem Dach, weiß Lehmann, „weil der Tee im Schatten wachsen muss“. Dem Schriftzeichen für Tee folgen die für Duft, Traum und Schmetterling. Fahnengleich hängen die vier Symbole auf dünnem Japanpapier im hinteren Teil des Cafés. Dabei hat die Künstlerin den Schreibweg nachgezeichnet, der auch als ein Weg der Meditation die Grundlage für die normierten Schriftzeichen war.
Höchst ästhetisch
Für ihre filigrane Kunst hat Christine Lehmann einen Pinsel aus Filzstreifen am Stiel selbst gefertigt und ist damit „zart übers Papier gegangen, um das Feingliedrige zu zeigen“. Und weil Tee „etwas ganz Subtiles ist“ gesellten sich drei andere kalligraphische Zeichen flüchtiger Art hinzu. Höchst ästhetisch.
Auch die Kollegen haben sich kreativ-genusstechnisch dem Thema Tee gewidmet, auch wenn Kaffeetrinker darunter sind. In bewährter Weise hat Uwe Dieter Bleil mit dem ironischen Zeigefinger gewerkelt. Er präsentiert eine in Brauntönen changierende Weste aus rund 400 benutzten Teebeuteln: Pfefferminze, Schwarztee und Kamille. Damit spielt er auf die sprichwörtliche „Weiße Weste“ zur vornehmen britischen „Teetime“ an. Ebenfalls mit viel Humor, aber auch mit Technik hat sich Dore O. ans muntere Getränk herangewagt: Der doppelte T-Träger aus Metall ist mit der Säge bearbeitet und echtem Tee bestreut.
Hommage an Cheng-Yu L
In einem Bistro in Paris hat sich Ursula Vehar (immer mit Block und Stift unterwegs) einen Kaffee übers Blatt gekippt – und dann festgestellt, dass man damit auch gut zeichnen kann. So ist die kleine hellbraune Serie über die französische Bistro-Kultur entstanden – mit und ohne Oberkellner.
Ein bekennender Tee-Trinker ist Helmut Koch. Das Porzellan der Manufaktur Ritzenhoff hat es ihm besonders angetan. So widmete er sein Bild dem Designer: Hommage an Cheng-Yu Lu. Ein flimmerndes Mosaik-Bild, das nahezu vor den Augen verschwimmt, hat Koch aus klitzekleinen, 4 x 4 mm pastellfarbenen Farbschichten geschaffen. Bis dieses ästhetische Bilder-Puzzle aus tausenden Teilen fertig war, hat er wohl einige Kannen Tee getrunken worden.