Mülheimer Kreative setzen ein Zeichen. Mit ihrer Beteiligung an dem von der Wirtschaftsförderung initiierten Schaufenster-Wettbewerb in der Innenstadt wollen sie, so war gestern bei der Präsentation des Konzeptes zu hören, zeigen: Trotz aller offensichtlichen Probleme – wir glauben an unsere Innenstadt!
Die Aktion, die vom 17. September bis zum 15. Oktober Schaufenster an der Wallstraße, am Löhberg und Kohlenkamp zu Hinguckern verwandeln will, war ein Schnellschuss von „Mülheim & Business“ (M&B), um einen Beitrag zum Festival „Extraklasse“ der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet beizusteuern. Das Ergebnis der kurzen Vorbereitungszeit ist beachtlich: Mülheimer Kreative werden 36 Schaufenster der Innenstadt mit ihren Ideen füllen.
Das Motto, angelehnt an ein altes Kinderspiel, ist Mission: „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist . . .“ Es geht um die verloren gegangene Wahrnehmung der Innenstadt. „Viele waren lange nicht dort, haben aber ihr festes Urteil“, beklagt Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier, dass viele Mülheimer Bürger den Handelsstandort schlechter machten, als er sei. Man müsse schon mal genauer hinschauen. Der Schaufenster-Wettbewerb als nur ein Glied in der Kette jüngster Aktionen und Aktivitäten zeige jedenfalls: „Wir geben die Innenstadt überhaupt nicht auf!“
City-Spaß
Was wird am 17. September mit den Schaufenstern an der Wallstraße, am Löhberg und Kohlenkamp passieren? Tatsächlich ist es Initiatorin Daniela Städter von M&B gelungen, 36 Kreativschaffende – Fotografen, Künstler, Designer, Cartoonisten und andere – innerhalb kürzester Zeit für das Projekt zu begeistern und mit Händlern der Innenstadt zusammenzubringen.
Mit ihnen haben die Kreativen Ideen zur Schaufenstergestaltung erarbeitet, die über das Gewöhnliche hinweggehen. Beispiel Käse-Meister: Das Schaufenster des kleinen, alteingesessenen Käsehändlers am Löhberg wird Designerin Sabine Mann von der Agentur „Die Mannschaft“ bespielen. Käse – englisch „cheese“ – sagt man, wenn beim Gruppenfoto tunlichst alle lachen sollen. Sabine Mann hat’s zum Motto ihrer Schaufenster-Deko gemacht. Sie will Porträts lächelnder Mülheimer präsentieren, dazu einen Spiegel, in dem sich Passanten selbst im Lächeln üben können. Schwer fallen soll es ihnen nicht, lacht jedenfalls schon jetzt Sabine Mann. Witzige Prosa rund um den Spiegel sollen animierend wirken. Es solle, und es werde Besuchern der City Spaß machen, ist sie sich sicher.
Post-it-Aktionsfläche
Beim Vorsitzenden der Werbegemeinschaft Innenstadt, Hermann-Josef Pogge, werden Designer – passend zum Innenausstatter-Geschäft – Mode aus Stoff und Tapete zeigen. Künstler Peter Helmke zeigt seine beeindruckende Serie „Koffein-Karl“, mit Grafit und Tusche bemalte Kaffee-Pads, in der Trüffel-Ecke an der Wallstraße. Auszubildende von „Köhring Fotografie“ werden bei Tabak Budde am Löhberg Fotografien von Mülheimern zeigen, die Zigarre rauchend an prominenten Stellen der Stadt auf einem Ohrensessel Platz nehmen. Im Restaurant Medici greifen die Grafik-Designer von „2werkruhr“ einen Trend aus Paris auf: Sie werden die Schaufenster zur Post-it-Aktionsfläche machen.
Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist unsere Stadt – Sabine Mann glaubt, dass der Schaufenster-Wettbewerb nicht nur „ans Licht bringt, was Bürger vergessen haben“. Auch für die Kreativen der Stadt sei die Aktion eine Plattform, um zu zeigen, welche Kraft in der Mülheimer Branche stecke.
Schon jetzt sind sich Werbegemeinschaft Innenstadt, M&B und Kreative wie Sabine Mann sicher: Der Schaufenster-Wettbewerb wird keine einmalige Sache bleiben, sondern im nächsten Jahr fortgesetzt. Nicht nur aus künstlerischem Selbstzweck, wie freilich M&B-Chef Schnitzmeier noch mal betont: „Ziel ist es, Menschen in die Innenstadt zu locken.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.
