Mülheim. . Nach Erhebung der Innenstadt-Experten von Jones Lang LaSalle steht Mülheims Schloßstraße kurz davor, den Charakter einer Top-Einkaufslage einzubüßen. In der jüngsten Studie landet sie in punkto Kundenströme auf Platz 160 – Tendenz: fallend.

Weiter runter geht’s kaum: Nach aktueller Erhebung der Innenstadt-Experten von Jones Lang LaSalle steht Mülheims Schloßstraße kurz davor, den Charakter einer Top-Einkaufslage einzubüßen. In einem Vergleich der 170 größten deutschen Einkaufsmeilen hat die Schloßstraße weiter an Rang und Namen eingebüßt, landet hinsichtlich der von Jones Lang LaSalle gemessenen Kundenströme nur mehr auf Platz 160 – Tendenz: stark fallend.

Einmal jährlich lassen die Handelsberater die Passantenfrequenz in den größten Fußgängerzonen Deutschlands – große Zentren wie das Centro Oberhausen sind ausgenommen – messen. Um die Zahlen besser vergleichbar zu halten, wurde in diesem Jahr bundesweit zeitgleich am Samstag, 16. April, in 170 Städten notiert, wie viele Menschen in den 1a-Handelslagen unterwegs waren.

73 Prozent Anziehungskraft eingebüßt

Das Mülheimer Ergebnis ist jenes Alarmsignal, das der Innenstadt-Handel, auch viele Bürger ohnehin seit langer Zeit ohne Unterlass senden: Gerade einmal 1100 Menschen pro Stunde laufen über Mülheims Einkaufsmeile – wohlgemerkt: an einem Samstag, dem beliebtesten Einkaufstag der Woche. In der NRW-Rangliste mit 49 Einkaufsmeilen rangiert Mülheim damit mittlerweile auf drittletztem Platz – reichlich kleinere Standorte wie Moers, Gelsenkirchens Stadtteil ­Buer, Wesel oder Witten zählen zwei- bis 3,5 Mal so viele Passanten auf ihren Meilen. Nur die Hansastraße in Bottrop (960) und die Neustraße in Bocholt (759) lagen schlechter als Mülheims einst hoch gehaltene Flaniermeile.

Noch nie in der Messung von Jones Lang LaSalle hat Mülheim so schlecht abgeschnitten. Verglichen mit dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre hat die Schloßstraße an diesem April-Samstag 2011 sage und schreibe 73 % ihrer Anziehungskraft eingebüßt. 1100 Passanten pro Stunde – Branchenkenner mögen da schon kaum noch von einer Einkaufsmeile mit 1a-Lage sprechen.

Bei TU-Zählung positiveres Ergebnis

Mülheims Wirtschaftsförderung mag den Standort natürlich nicht in Grund und Boden reden. Doch auch der dort für die Innenstadt zuständige Tim Schiebold muss die momentanen Standortbedingungen zur Kenntnis nehmen. Allerdings mag Schiebold den drastischen Einbruch bei der Kundenfrequenz nicht unwidersprochen hinnehmen: Eine Zählung im Mai/Juni durch Studenten der Technischen Universität Dortmund habe keine solche Abwärtsbewegung gezeigt.

Allerdings: Die Studenten hatten sich für ihre Zählung in direkter Nähe zum Forum platziert, dort ist der Lauf ungemein größer als mit dem zunehmenden Verlauf der Schloßstraße Richtung verwaistem Kaufhof. Das Forum, das Kundenströme kontinuierlich per Wärmebildkamera erfasst, hat übrigens für den 16. April zur Zeit der Zählung von Jones Lang LaSalle rund 3700 Passanten registriert – dreieinhalb Mal so viele wie es in 1a-Lage auf der Schloßstraße gewesen sein sollen.

Duisburg wird attraktiver

Mülheims pulsierender Kern der Innenstadt liegt nicht unter freiem Himmel. Das Forum trägt längst unangefochten die Hausnummer 1.

Duisburgs City hat kräftig an Anziehungskraft zugelegt. Die Königstraße zog 2011 67 % mehr Passanten an als im Mittel der letzten zehn Jahre – für Klaus Wulfert, Prokurist bei Duisburgs Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, eine Genugtuung. Der 2005 beschlossene und von Lord Norman Foster umgesetzte Masterplan mit gut 30 Projekten zur Belebung der City trage Früchte und binde wieder mehr Kaufkraft am Ort. Forum und City Palais sind schon jetzt Frequenzbringer, bald soll noch die Königsgalerie weitere Kraft verleihen.