Mülheim. Zehn bis 15 Jahre Bauzeit für 12,5 Kilometer A40 von Duisburg über Mülheim nach Essen: Sechs Spuren sind geplant, es gibt aber noch Widerstand.
Knapp mehr als 390 Millionen Euro kalkuliert die Bundesautobahn-Gesellschaft für den Ausbau der A40 zwischen Kreuz Kaiserberg und Essen-Frohnhausen. Geld, das der Staat lieber nicht ausgeben sollte, sagt Mülheims SPD. Doch die Planungen sind weit fortgeschritten, wie die Projektleiterin berichtet.
Bekanntlich soll die A40 auf knapp zwölfeinhalb Kilometern auf drei Fahrstreifen je Fahrtrichtung verbreitert werden. Das Vorhaben ist fest verankert im aktuellen Bedarfsplan für Bundesfernstraßen - und zwar mit der höchsten Priorisierung, als „vordringlicher Bedarf zur Engpassbeseitigung“.
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Mülheims SPD fordert: OB Buchholz soll A40-Ausbaustopp einfordern
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Mülheims SPD will den Kampf David (Stadt) gegen Goliath (Bund und Land) geführt sehen, um das Autobahn-Projekt vielleicht noch zu stoppen. Mit einem Antrag für den Stadtrat, der am Donnerstag tagt, wollen die Genossen die Verwaltung mit OB Marc Buchholz auffordern, bei Bund und Land aktiv darauf zu drängen, die Ausbaupläne zurückzunehmen. Spannend dürfte sein, wie sich die Ratskoalition aus CDU und Grünen dazu positioniert. Bislang hatte sie dies vermieden, obwohl Mülheims Grüne im Landtagswahlkampf selbst den Ausbaustopp gefordert hatten.
„Wir sehen immer wieder, dass mehr Verkehrsfläche nicht für verbesserten Verkehrsfluss sorgt, sondern zusätzliche Verkehre anzieht. Insofern gibt es gute Gründe, davon auszugehen, dass der Ausbau kontraproduktiv wirkt“, hatte jüngst noch einmal der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Daniel Mühlenfeld, betont. Für die SPD spricht neben einer angestrebten Verkehrswende vor allem ein Argument gegen den sechsspurigen Ausbau: Eine durchgängige Sechsspurigkeit wird es nicht geben. Am Ausbauende in Essen-Frohnhausen würde es wegen der beengten Verhältnisse in der Nachbarstadt bei zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung bleiben. Was soll das also bringen?, fragen die Sozialdemokraten, und befürchten eher noch mehr Rückstau bis weit in Mülheims Stadtgebiet hinein.
A40-Chefplanerin: Ausbau führt auch am Nadelöhr Mülheim-Essen zu Verbesserung
Nein, das stehe so nicht zu befürchten, entgegnet derweil die Projektleiterin der planenden Autobahn-Gesellschaft, Susanne Wöltjen. Man habe dazu Verkehrsuntersuchungen angestellt, mit dem Ergebnis, dass „die Verkehrsqualität nachher besser und auf jeden Fall in Ordnung“ sein werde. Von „miserabel“ (heute) werde der Standard „gut“ erreicht, so Wöltjen.
Elmar Kok als Sprecher der Autobahn GmbH führt im Detail aus, dass die Verkehrsuntersuchung „nach dem Handbuch für die Bemessung von Straßen, einem Standardwerk für die Straßenplanung“, vorgenommen worden sei. Für den aktuellen Abschnitt von Mülheim-Heimaterde nach Essen-Frohnhausen sei demnach eine „Qualitätsstufe E“ ermittelt worden. Gemäß Definition handele es sich dabei um einen Autobahnabschnitt mit ständigen Behinderungen. Schon Kleinigkeiten könnten immer wieder zum „Zusammenbruch des Verkehrsflusses“ führen.
Planungen für Ausbau ab Duisburgs Kreuz Kaiserberg sind weit fortgeschritten
Die Planer erhoffen sich unter Berücksichtigung der Verkehrsprognose 2030 durch den A40-Ausbau gerade in diesem Bereich den Sprung zumindest in Qualitätsstufe C. Das würde laut Handbuch bedeuten: „Die Bewegungsfreiheit ist spürbar eingeschränkt“, der Verkehrszustand aber „stabil“.
Chefplanerin Wöltjen bestätigte nun im Gespräch mit der Redaktion, dass die Planungen weit fortgeschritten seien, einen Baustart 2026 habe man im Visier. Gebaut werden soll von West nach Ost in drei Abschnitten. Die erste Großbaustelle soll demnach auf dem etwas mehr als sechs Kilometer langen Abschnitt zwischen Kreuz Kaiserberg und der Anschlussstelle in Mülheim-Dümpten eingerichtet werden.
Riesige Brücken-Bauwerke zwischen Duisburg und Mülheim sollen fallen
Gewaltige Baukosten in Höhe von 285,5 Millionen Euro sind allein für diese sechs Kilometer Autobahn veranschlagt. Das liegt auch darin begründet, dass in diesem Abschnitt gleich mehrere große der insgesamt 14 Brückenbauwerke verortet sind, die im Zuge des Ausbaus abgerissen und neu gebaut werden sollen: die 201 Meter lange Brücke über den Ruhrschifffahrtskanal, die sogar 477 Meter messende Ruhrbrücke (Raffelbergbrücke) und die Brücke über die Mellinghofer Straße in Dümpten (36 Meter).
Das Planfeststellungsverfahren ist weit fortgeschritten. Die Autobahn-Gesellschaft ist laut eigener Aussage aktuell dabei, die insgesamt 53 Einwendungen, darunter zehn von Privatleuten und der Rest von Trägern öffentlicher Belange, aufzuarbeiten. „Es wird keine Änderungen an der grundsätzlichen Planung geben“, stellt Wöltjen schon jetzt für besagtes A40-Teilstück fest. Im ersten Quartal 2024 sollen alle Unterlagen zur Bezirksregierung Münster als Genehmigungsbehörde wandern. Diese hat dann zu prüfen, ob und wann noch Erörterungstermine zu ungelösten Problemen stattfinden werden.
Auch Mülheims wuchtige Hardenbergbrücke ist dem Abriss geweiht
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Der Autobahn-Gesellschaft ist es mit Blick auf entsprechende Einwendungen wichtig zu betonen, dass einerseits sämtliche Grundstücke und Gebäude während der Baumaßnahmen erreichbar blieben (auch für Rettungsdienste) und andererseits Grundstückseigentümer eine Entschädigung erhielten, sollten ihre Flächen während der Bauzeit vorübergehend in Anspruch genommen werden. Insbesondere werde man auch Lösungen finden, sollten etwa Parkplätze zwischenzeitlich nicht zur Verfügung stehen.
Zum Stand der weitergehenden Planung: Der zweite Ausbau-Abschnitt liegt zwischen den Anschlussstellen Mülheim-Dümpten und Mülheim-Heißen. Das sind knapp 3,5 Kilometer. 136 Millionen Euro sind hier für den Ausbau kalkuliert, einschließlich Abriss und Neubau der bis zu 17 Meter über das Gelände herausragenden, 168 Meter langen Hardenbergbrücke. Der Vorentwurf dieses Abschnitts ist laut Autobahn GmbH noch „im internen Genehmigungsprozess“, die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens aber schon für Spätsommer 2024 geplant.
Zehn Jahre Bauzeit für A40-Ausbau - oder gar noch länger?
Die letzte Etappe soll der Ausbau zwischen Mülheim-Heißen und besagtem Nadelöhr in Essen-Frohnhausen sein. Noch einmal 45,8 Millionen Euro werden dann nach aktueller Kalkulation auszugeben sein, inklusive Abriss und Neubau des Brücken-Zubringers in Heißen. Auch hierfür läuft seit diesem Jahr nach aktuellen Angaben ein interner Genehmigungsprozess zur Vorentwurfsplanung bei der Autobahn GmbH. Ein Planfeststellungsverfahren, zu dessen Beginn Bürgerinnen und Bürger Einwände gegen die Planungen vorbringen können, ist ab 2025 vorgesehen.
Und wie lange wird wohl gebaut? Wöltjen rechnet mit einer Fertigstellung der zwölfeinhalb Kilometer „Mitte bis Ende der Dreißigerjahre“.
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