Mülheim. Zehn Bauwerke in Mülheim erreichen nur die Einschätzung „ausreichend“. Bei ihnen ist eine mittelfristige Sanierung notwendig.

Die Stadt besitzt allein rund 300 so genannte Ingenieurbauwerke, informiert Stadtsprecher Volker Wiebels. Knapp 100 davon sind Brücken, dazu zählen aber auch Tunnel (2), Treppen und Stützwände. Die allermeisten Bauwerke gelten als befriedigend, Stand- und Verkehrssicherheit sind damit erfüllt. Zehn hingegen liegen in einem ausreichenden Bereich, bei ihnen ist eine mittelfristige Sanierung notwendig.

Zur Einschätzung des Zustands greift die Kommune auf die Richtlinien für die Erhaltung von Ingenieurbauwerken RI-EBW-PRÜF zurück. Dort werden die Noten 1 bis 4 bzw. sehr guter und ungenügender Zustand für „Standsicherheit“, „Verkehrssicherheit“ und „Dauerhaftigkeit“ der Konstruktion vergeben. Alle sechs Jahre werden die Mülheimer Brücken nach dieser DIN 1976 im Wechsel nach Hauptprüfungen und Einfache Prüfungen begutachtet. Zwischen den Prüfungen werden die Bauwerke im Rahmen von jährlichen Prüfungen und Beobachtungen kontrolliert.

Aktuell kein Bauwerk in ungenügendem Zustand

„Auf dieser Grundlage werden Unterhaltungs- und Sanierungsarbeiten, sowie Neubauten wie die Thyssenbrücke geplant und ausgeführt“, sagt Wiebels. Stand Januar 2019 gibt es laut Aussage der Stadt in Mülheim nach der Außerbetriebnahme der alten Thyssenbrücke kein Brückenbauwerk mit der Zustandsnote 3,0 oder schlechter. Wobei 3 – anders als etwa bei Schulnoten – bereits die Kategorie „nicht ausreichender Zustand“ bedeutet.

Laut Richtlinien ist dann „in näherer Zukunft eine Instandsetzungsmaßnahme zu planen“. Ab 3,5 gilt eine Brücke als „ungenügend“. Spätestens dann ist laut Richtlinien „die Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben“.

A40-Ausbau betrifft viele Brücken

Aktuell im Top-Zustand sind laut Brücken- und Ingenieurbau der Stadt etwa die Rad- und Fußwegbrücke zur Konrad-Adenauer-Brücke, Brücken Ruhrkristall, Spiralweg und Styrumer Dammweg. Und die neue Thyssenbrücke. In den kommenden drei Jahren plant die Stadt hingegen Arbeiten an der Brücke Bergstraße, Konrad-Adenauer-Brücke, Ruhrbrücke Styrum, Wehranlage Kahlenberg sowie Brücke Kahlenbergstraße.

Die Hardenbergbrücke muss mittelfristig saniert werden. Martin Möller left Ein Teil der Brücken im Stadtgebiet, so etwa die Autobahnbrücken, wird von Straßen NRW betreut. Im Durchschnitt liegen die Brücken im befriedigenden bis ausreichenden Bereich (2,0 bis 2,9). Die Bestnote mit 1,0 erzielten zumindest die Treppenaufgänge an der A40-Ausfahrt Mülheim-Heimaterde, die Auffahrten an dieser Stelle nach Venlo und Dortmund hingegen liegen im befriedigenden bis ausreichenden Bereich.

Hardenbergbrücke wird kritisch betrachtet

Als nicht mehr ausreichend (3,0) gilt die Hardenbergbrücke an der A40 in beiden Richtungen. Die Brücke in Winkhausen liegt mit einer Bewertung von 2,9 an der Schwelle, ebenso die Brücke Humboldtring (2,8). Straßen NRW plant verschiedene Maßnahmen oder hat manche bereits ergriffen: So wird die Brücke Raffelberg auf der A40 derzeit instand gesetzt. Weiter plant man den sechsstreifigen Ausbau auf der A40 zwischen Ausfahrt Duisburg und Essen-Frohnhausen mit einer Vielzahl von Brücken auf Mülheimer Stadtgebiet.

>>>Straßen NRW betreut landesweit 10.000 Brücken

Rund 10.000 Brücken betreut Straßen NRW in Nordrhein-Westfalen. Viele davon seien in die Jahre gekommen: Ein großer Teil wurde in den 1960er- bis 1970er- Jahren gebaut.

Das Alter, vor allem aber die extreme Belastung durch immer mehr und immer schwerere LKW machen den Brücken, so Straßen NRW, stark zu schaffen. Viele müssen durch einen Neubau ersetzt werden.

Derzeit wird die Statik der Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen mit Hilfe zeitgemäßer Rechenmodelle überprüft. Für diese Aufgabe hat der Landesbetrieb eigene Projektgruppe eingerichtet.

Insgesamt 1119 Brücken werden vorrangig untersucht. 593 Brücken sind inzwischen nachgerechnet, 366 Bauwerke müssen demnach mittel- bis langfristig ersetzt werden.