Mülheim/Essen. Die A52 zwischen Breitscheid und Kettwig soll ertüchtigt werden: Dafür fällt Mülheims Brücke. Aber wann und wie? Die Autobahn GmbH weiß Näheres.
Gut dreieinhalb Jahre ist es her, dass die Projektplaner auf Bürgerinnen und Bürger zugegangen sind, um sie über den sechsstreifigen Ausbau der A52 zwischen Kreuz Breitscheid und Essen-Rüttenscheid und den Neubau der Ruhrtalbrücke über Mülheim-Mintard zu informieren. Danach ist es still geworden um das Megaprojekt. Auf Nachfrage berichtete die Autobahn GmbH nun zum Stand der Dinge. 2023 soll dabei eine wesentliche Prüfung abgeschlossen werden.
Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist jener Ausbau der A52 als vordringlich eingestuft. Er soll in zwei Etappen stattfinden. So soll zunächst die Strecke zwischen Kreuz Breitscheid und Essen-Kettwig ausgebaut werden, erst im Anschluss dann die weitere Strecke bis Essen-Rüttenscheid. Die Planer der Autobahn GmbH konzentrieren sich aktuell allein auf die Ausbaustufe 1, wie Elmar Kok als Sprecher der Gesellschaft des Bundes jetzt auf Nachfrage äußerte.
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Mülheims Ruhrtalbrücke als Herausforderung für die Autobahn-Planer
Die Strecke zwischen Kreuz Breitscheid und Essen-Kettwig hat es in sich: Auf dem gut acht Kilometer langen Abschnitt ist die Mintarder Ruhrtalbrücke verbaut. 57 Jahre steht sie nun schon da, die mit 1830 Metern längste deutsche Straßenbrücke aus Stahl. Entschieden ist bereits, dass sie im Zuge des Ausbaus fallen soll, weil ihr Zustand als nicht mehr tauglich angesehen wird, um sie ringsherum lediglich zu erweitern.
Schon vor Jahren war deshalb angekündigt worden, für den Ausbau der A 52 eine komplett neue Brücke über das Ruhrtal zu bauen. Weiter in der Prüfung ist laut einem Sprecher der Autobahn GmbH allerdings, ob dieser Neubau nördlich oder südlich der alten Brücke entstehen soll. Dies werde man noch zu entscheiden haben, wenn man sich auf eine „Vorzugsvariante“ für den gesamten Bauabschnitt zwischen Breitscheid und Kettwig festlege. Dies werde noch für das laufende Jahr angestrebt.
Mülheim-Mintard: Sprengung der kompletten Brücke unwahrscheinlich
Laut Autobahn GmbH sind für die gesamten acht Kilometer Strecke noch vier Ausbauvarianten im Blickfeld. „Hier geht es darum, ob die Autobahn symmetrisch zu verbreitern oder die Verbreiterung einseitig nach Norden beziehungsweise nach Süden durchzuführen sein wird“, so Kok. Auswirkungen auf die Bebauung im Umfeld, auf die Landwirtschaft oder den Naturschutz gilt es zu prüfen und für eine Entscheidung abzuwägen. Zu berücksichtigen seien dabei auch die jeweiligen technischen Auswirkungen der Varianten etwa auf die Bauart der Bauwerke, den Streckenverlauf oder den Lärmschutz.
Anwohnerinnen und Anwohner im Umfeld der Ruhrtalbrücke hatten bei der Bürgerbeteiligung 2019 insbesondere auch ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, durch den Abriss der riesigen Brücke könnten ihre Häuser Schaden nehmen. War seinerzeit noch eine Option, die Brücke nach Vorbild der Sinntalbrücke an der A 7 im Ganzen zu sprengen und mit viel Krach, Staub und Urgewalt ins Tal stürzen zu lassen, so haben sich die Planer von diesem Szenario offenbar mittlerweile verabschiedet. „Eine gesamte Sprengung kommt wegen der Ruhr und der Ruhraue und der zum Teil auch unterhalb der Brücke vorhandenen Bebauung eher nicht Betracht“, sagt Kok.
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Eine nächste Bürgerbeteiligung könnte es Anfang 2024 geben
Eine endgültige Entscheidung dazu, wie die alte Brücke verschwinden soll, sei aber noch nicht getroffen. „Eine Möglichkeit wäre, dass einzelne der Pfeiler oder mehrere zusammenhängende Brückenfelder gesprengt werden, um den Rückbau zu beschleunigen“, so Kok. Die Autobahn GmbH könne für die Planungen auf Daten und Fotos vom Bau der Brücke in den 1960er-Jahren zurückgreifen.
Ziel der Autobahn-Planer ist es, sich noch in diesem Jahr auf eine „Vorzugsvariante“ festzulegen – auch auf Grundlage einer noch abzuschließenden Umweltverträglichkeitsuntersuchung und technischer Untersuchungen zu Lärmschutz und Entwässerung. Anfang 2024 soll es nach dann viereinhalb Jahren eine nächste Bürgerbeteiligung geben.
Autobahn GmbH liegt nichts vor für eine parallele Radschnellweg-Planung
Noch sei man aber in einem frühen Planungsstadium, so Kok mit Blick auf einen möglichen Baubeginn. Nach heutigem Stand sei ein Baubeginn frühestens im Jahr 2027 möglich, so der Sprecher der Autobahn GmbH. 2014 waren Kosten in Höhe von 233,3 Millionen Euro für die 8,1 Kilometer Autobahn zwischen Breitscheid und Kettwig kalkuliert worden; dies wird noch einmal neu zu rechnen sein.
Nichts passiert ist hingegen hinsichtlich der politischen Forderungen aus Mülheim und Essen, beim Ausbau einen Radschnellweg zwischen Essen und Düsseldorf mitzudenken. Es sei dafür bis heute kein Radverkehrswegekonzept seitens des Landes und der möglicherweise beteiligten Städte bei der Autobahn GmbH Rheinland eingereicht worden, sagt Kok. Dies sei aber Voraussetzung, „um einen solchen Radweg gegebenenfalls rechtzeitig in die weitere Planung der Ruhrtalbrücke aufzunehmen zu können“.