Mülheim. Spannender Fund an Mülheims Weberei: Archäologen stießen bei ihren Arbeiten auf historische Textilien, unter anderem. Der Ursprung wird geklärt.

Seit einigen Wochen wächst am Mülheimer Thyssenpark der Nachfolgebau für das vor etlichen Monaten abgerissene ehemalige Webereigebäude von Johann Caspar Troost heran. Nachdem die Ruine entfernt worden war, hatte die Spezialfirma „LQ Archäologie“ dort Grabungen durchgeführt und alte Mauerreste ans Tageslicht befördert. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege meldete nun, dass man auch andere spannende Funde aus Mülheims Geschichte gemacht habe. Nach Abschluss der LQ-Untersuchungen gab es grünes Licht für den Neubau. Auf einem benachbarten Baufeld der ehemaligen Weberei stellt sich die Situation derweil noch anders dar: Dort, wo bis Frühjahr die Tudorhaus-Überreste standen, ruhen seit längerem die Arbeiten.

Neben den Mauerresten, die die Fachfirma im April aufgespürt hatte, sei auch ein Brunnen aus lang vergangener Zeit freigelegt worden, teilte LVR-Pressereferent Jens Schubert jetzt auf Nachfrage mit. Man habe außerdem historische Textilreste gefunden. „Noch ist unklar, wozu sie einst gehörten.“ Die Stofffragmente seien zur näheren Untersuchung nach Bonn gebracht worden, in die Restaurierungswerkstatt des LVR-Landesmuseums. Laut Homepage besitzt dieses „Schätze der Archäologie, Kunst- und Kulturgeschichte aus über 400.000 Jahren“. Kern der Arbeit sei „die Bewahrung, Sammlung, Präsentation, Vermittlung und Erforschung“ regionaler Zeugnisse.

Gefundene Mauerreste stammen tatsächlich ungefähr aus dem Jahr 1790

Die Untersuchung der Textil-Überbleibsel aus einigen Metern Tiefe läuft also noch, die Mauerreste aber sind mittlerweile abschließend beurteilt worden, so Schubert. „Die Vermutung, dass sie etwa aus dem Jahre 1790 stammen, hat sich bestätigt.“ Damals hatte Johann Caspar Troost am Ufer der Ruhr seine Baumwollspinnerei gegründet, die später stark expandierte und über Generationen vielen Mülheimern einen Arbeitsplatz bot. Der archäologische Fund bestätige die bisherigen Erkenntnisse zur Unternehmensgeschichte. Die Steine seien in Gänze gehoben und die Entdeckung ausreichend dokumentiert worden, so Schuster. „Grundsätzlich ist es uns zwar lieber, wenn Funde im Boden verbleiben, doch manchmal haben Bauvorhaben Vorrang.“

Auf dem Baufeld, auf dem das alte Tudorhaus neu errichtet werden soll, stehen entsprechende Grabungen noch aus. „Dort ruht derzeit alles“, so Schubert. „Bevor gebaut werden kann, muss der Boden aber definitiv untersucht werden.“ Der Stadt Mülheim liegt unterdessen ein neuer Bauantrag für den Nachbau des historischen Gebäudes vor. Laut Axel Booß, Leiter der städtischen Bauaufsicht, passte die alte Baugenehmigung nicht mehr zum neuen Stand: Anders als geplant musste die alte Fassade ja komplett abgerissen werden und muss nun von Grund auf nachgebildet werden. Die Optik bleibt erhalten, so Booß. Und auch am ursprünglichen Innenausbau ändert sich nichts: Auf insgesamt 765 Quadratmetern werden sechs Wohnungen entstehen. Sie sollen längst verkauft sein.

Der Antrag auf denkmalrechtliche Erlaubnis des Kutscherhauses wird aktuell geprüft

„Aktuell prüfen wir den neuen Bauantrag, werden aber sicher noch zwei Monate dafür benötigen.“ Was dies für die zeitliche Entwicklung der Maßnahme bedeutet, vermochte Booß nicht abzuschätzen. „Der Bauherr entscheidet, wann es nach Erteilung der Genehmigung losgeht.“ Auch beim dritten Objekt, dem sogenannten Kutscherhaus, sind die Behörden noch am Werk: Laut Booß liegt ein Antrag auf denkmalrechtliche Erlaubnis vor. Dieser muss noch geprüft und mit dem LVR abgestimmt werden.