Mülheim. In Mülheim plant ein stadtbekannter Investor einen besonderen Büro-Neubau in Holz-Hybrid-Bauweise. Was an exquisiter Adresse versprochen ist.
In Mülheim werden überalterte Gewerbe- und Büroimmobilien teils wie Sauerbier oder auch nur halbherzig für eine Revitalisierung angeboten. Ausnahmen wie beim Flughafen-Projekt DOQ 52 oder zur Nachnutzung der alten Tengelmann-Zentrale in Speldorf zeigen aber den Weg in die Moderne auf. Jetzt kommt ein außergewöhnliches Projekt in Saarn hinzu.
Realisiert wird es von der alteingesessenen Immobilienfirma Imoba (Schafstall Gruppe) einen Steinwurf entfernt vom westlichen Ausläufer des Dorfes Saarn, an Stelle eines alten Tennisplatzes im Hinterland des Saarncenters. Jenes Areal, auch umliegende Flächen hatte Imoba über die Jahre erworben, um am Entree zum Dorf eine Entwicklung zu einer vorzeigbaren Adresse möglich zu machen.
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Erster Bau auf dem Mülheimer Grundstück steht bereits und beherbergt die L’Osteria
Seit Anfang dieses Jahrzehnts ist Baurecht geschaffen. Als erstes Projekt hat Imoba an der Düsseldorfer Straße 162 bereits einen Neubau für die Systemgastronomie der L’Osteria bauen lassen. Nun sind die Planungen für eine Hinterlandbebauung auf altem Tennisplatz-Areal so weit fortgeschritten, dass die Essener Maklerfirma Ruhr Real, aber auch Cubion aus Mülheim in die Vermarktung der insgesamt knapp 2500 Quadratmeter künftiger Mietfläche eingestiegen sind. Mit ersten Interessenten befinde man sich bereits im Austausch, sagte Imoba-Geschäftsführer Theo Höckesfeld jetzt im Gespräch mit dieser Redaktion.
Entworfen ist von den örtlichen Architekten Smyk Fischer eine Gewerbeimmobilie für Büro-, womöglich auch Praxisnutzung. Anders als von der Politik im Baurecht zugesprochen, soll der Neubau doch nicht sechsgeschossig in den Saarner Himmel ragen, um sich an das ehemalige, benachbarte Imoba-Großprojekt der Aldi-Verwaltung anzudocken. Imoba plant lediglich vier Vollgeschossen, mit Erdgeschoss-Durchgang zu einem kleinen grünen Hof. Angesichts der erheblichen Baukosten sei ein höherer Bau nicht wirtschaftlich, sagt Höckesfeld dazu. Auch habe man noch einmal auf den Markt für Büroimmobilien geschaut: „Wir hätten bei sechs Geschossen eine doppelte Quadratmeterzahl, das muss man erst mal unterbringen am Markt. . .“
Mülheimer Bauprojekt soll Gold-Standard hinsichtlich der Nachhaltigkeit erreichen
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Mit den nun geplanten 2439 Quadratmetern, die sich passend zum Projektnamen „Ruhrtalbogen“ bogenförmig am kleinen Wald des Kouvola-Parks anordnen, glaubt Höckesfeld aber sehr gut Mieter zu finden. Dafür spreche nicht nur die Nähe zum attraktiven Dorf Saarn und zum Grün an der Ruhr, sondern vor allem auch der Baustandard, den man anstrebe.
Architekt Martin Smyk von „Smyk Fischer Architekten“ geht ins Detail. Sein Büro, das zuletzt etwa mit den Wohnbauprojekten an Kämpgens Hof und am Lindenhof sowie mit den Neubauten der Pitstop-Zentrale und der Luftschiffhalle am Flughafen im Fokus der Öffentlichkeit stand, hat auch für Saarn ehrgeizige Pläne erarbeitet. Am Ende soll der Neubau einen Gold-Nachhaltigkeitsstandard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erreichen.
Besondere Holz-Hybrid-Bauweise bei Projekt in Mülheim-Saarn
Ein Holz-Hybrid-Bau ist geplant, der sich durch einen massiven Gebäudekern und eine modulare Holzbauweise zusammensetzt. In den Obergeschossen wird ein Skelettbau verwirklicht, der im Sockelgeschoss von einem Massivbau aus Stahlbeton getragen wird. Dabei sollen möglichst viele nachhaltige und recyclefähige Materialien verwendet werden.
Zudem soll das Gebäude über reversible Luft-/Wasser-Wärmepumpen beheizt und gekühlt werden – mit Heiz-Kühldeckensegel an den Raumdecken. Auf dem begrünten Dach soll eine Photovoltaik-Anlage Platz finden, die mindestens einen erheblichen Teil des Strombedarfs deckt. „Ich freue mich, dass es in Mülheim auch Bauherren im gewerblichen Sektor gibt, die es auch mal machen“, so Smyk zum Nachhaltigkeitskonzept. Dazu gehören auch zahlreiche Fahrradstellplätze im Gebäude mit E-Ladestation.
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Sieben Büroeinheiten sind in Mülheim-Saarn im Angebot
Im Exposé zur Vermarktung werden sieben Büroeinheiten zwischen 271 und 377 Quadratmetern angeboten, die auch zusammengefasst und individuell etwa mit Einzel- oder Großraumbüros oder Multifunktionsflächen ausgestaltet werden könnten, wie es heißt. Zwei Dachterrassen soll es geben, dazu auf unteren Etagen jeweils auch Austrittsmöglichkeiten zur frischen Luft.
Zum Mietzins gibt das Exposé keine Auskunft. Laut Höckesfeld wird er angesichts des Baustandards und der Lage aber höher liegen als anderswo in Mülheim. Durch das Energiesystem sparten künftige Mieter – im Fokus sind Mittelständler – aber an Nebenkosten. Der Imoba-Geschäftsführer glaubt fest an einen Vermarktungserfolg, da Unternehmen zunehmend in ihrer Außendarstellung darauf aus seien, einen CO2-freien Fußabdruck für sich zu dokumentieren. Dafür schaffe man mit der angestrebten Zertifizierung eine Basis.
Im Frühjahr 2025, hofft Höckesfeld, könnte die Büroimmobilie fertiggestellt sein.