Mülheim. Schwimmbäder in Mülheim sind rar, der Wunsch nach einem Schwimmbad links der Ruhr ist uralt. Jetzt keimt die Idee von 1974 neu auf. Die Details.
Nächstes Jahr feiert ein unerfüllter Wunsch von Mülheimer Sportpolitik und Schwimmszene ein wenig rühmliches Jubiläum: Dann wird die Idee, links der Ruhr endlich auch ein Schwimmbad zu bauen, 50 Jahre alt sein. Jetzt gibt es einen weiteren Anlauf, um aus Wunsch womöglich doch irgendwann einmal Wirklichkeit werden zu lassen.
Eine entsprechende Initiative kündigt die Ratskoalition aus CDU und Grünen an: „Nach dem Baubeschluss für das neue Hallenbad in Heißen ist es Zeit, auch den Bau eines Hallenbades auf der linken Ruhrseite in den Blick zu nehmen“, kündigen beide Fraktionen an. Mit einem Antrag fordern sie die Stadtverwaltung auf, in den Stadtteilen links der Ruhr geeignete Flächen für ein Schwimmbad ausfindig zu machen. Sei ein solcher Standort gefunden, soll in einem zweiten Schritt eine Machbarkeitsstudie zu einem Bauprojekt in Auftrag gegeben werden. Schon im Etat für 2024 wollen CDU und Grüne erste Mittel für die Planung zur Verfügung stellen.
Grundstück in Mülheim gesucht: „6000 Quadratmeter, rechteckig“
Die Größe jenes neuen Bades soll sich laut Schwarz-Grün an der Vorgabe orientieren, die 2015 im Leitbildprozess der Stadt formuliert war, den die damalige OB Dagmar Mühlenfeld (SPD) angestoßen hatte. Dort war von einem Hallenbad mit sechs 25-Meter-Bahnen und einem Lehrschwimmbecken die Rede. Das wären ähnliche Ausmaße wie aktuell für den 20 Millionen Euro teuren Neubau des Heißener Bades geplant; freilich ohne Sprunganlage mit entsprechend tiefem Becken.
„6000 Quadratmeter, rechteckig, muss man schon haben“, formuliert Ralf Wind als stellvertretender Leiter des Mülheimer Sportservices die Anforderungen für ein Grundstück, auf dem künftig mal ein Bad in Saarn, Speldorf oder Broich stehen könnte. Wind verhehlt nicht, dass es mit Blick auf den Schwimmunterricht auch nicht verkehrt sei, ein Grundstück zu finden in Nachbarschaft zu einem großen Schulstandort.
2015 war Fläche am Schulzentrum Saarn für neues Mülheimer Schwimmbad im Visier
2015 war eine solche Fläche benannt worden, neben dem Sportplatz an der Ernst-Tommes-Straße, benachbart zum Schulzentrum Saarn. Auch CDU und Grüne erinnern aktuell daran, dass jener Standort seinerzeit favorisiert worden sei. Ist er aber auch weiter verfügbar? Aktuell stapeln sich dort Container-Klassen wegen der Sanierungs- und Neubauaktivitäten im Schulzentrum mit Gesamt- und Berufsschule. Womöglich wird diese Interimslösung länger vonnöten sein, auch wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sein werden. Wegen der stark gestiegenen Schülerzahlen soll die Gesamtschule auf Sechszügigkeit anwachsen.
Noch länger zurück, im Bäderkonzept 2008, hatte die Stadtverwaltung die Saarner Kuppe auch schon als Badstandort im Visier. Andere Standorte waren damals für ein zusätzliches Schul- oder Vereinsbad im Gespräch. Aber einige Flächen, etwa der Sportplatz Hochfelder Straße, die nahe der Bahntrasse gelegenen Flächen an der Friedhofstraße oder eine Fläche der heutigen Hochschule Ruhr-West, sind längst anderweitig bebaut. Damals etwa auch in Betracht gezogen: ein Hallenbad-Bau an der Mintarder Straße, in Nachbarschaft zur Harbecke-Sporthalle. Doch dort ist aktuell das Flüchtlingsdorf angesiedelt – eine Perspektive für dessen Aufgabe gibt es nicht. Baudezernent Felix Blasch machte am Donnerstag deutlich, dass die Verwaltung Standorte prüfen werde, sobald der politische Beschluss dazu vorliegt.
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Mülheims Koalition: „Jetzt die ersten Weichen für das neue Bad stellen“
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Klar ist: Mülheim hätte zusätzlich Wasserfläche zum Schwimmen bitter nötig, hatte doch ein Ranking schon 2008 offenbart, dass die Stadt im Vergleich zu 15 anderen Städten im Umfeld Schlusslicht ist im Verhältnis von Wasserfläche zur Einwohnerzahl. Ein öffentliches Bad links der Ruhr gibt es gar nicht; es könnte laut Ralf Wind nicht nur die Wege zum Schwimmunterricht für Schülerinnen und Schüler verkürzen. Es würde an anderer Stelle auch helfen, mehr Möglichkeiten für Vereinssport, für Schwimmkurse oder aber öffentliche Badezeiten zu haben. Für den öffentlichen Badebetrieb stehen aktuell nur das Wennmann- und das Südbad zur Verfügung.
Ein Schwimmbad links der Ruhr – laut Wind datiert dieser bislang unerfüllte Wunsch auf das Jahr 1974, als er erstmals im „roten Wunderbuch“ zur riesengroßen Bestandserhebung für Schulen, Kindergärten und Sport niedergeschrieben worden sei. Dass auch jetzt nicht damit zu rechnen ist, dass es kurz- oder wenigstens mittelfristig zum Baustart kommen wird, machen CDU und Grüne aktuell deutlich. Es sei „eher ein Projekt für die nächsten zehn Jahre. Will man dieses Ziel aber ernsthaft verfolgen, woran die Verantwortungsgemeinschaft keinen Zweifel lassen will, müssen jetzt die ersten Weichen gestellt werden.“ Es gelte den Mangel an Wasserflächen aber „möglichst zügig“ zu beheben, so die finanzpolitischen Sprecher Björn Maue (Grüne) und Siegfried Rauhut (CDU).
Nächster Engpass in Mülheim droht mit Generalsanierung des Südbades
Auch wenn aktuell ein zeitnaher Schwimmbad-Bau wegen der Überschuldung Mülheims nicht möglich scheine, sei der Einstieg in eine Planung dennoch geboten. Falls sich kurzfristig – anders als für den Bau in Heißen – Fördermöglichkeiten auftäten, sei es „wichtig, die Pläne dafür bereits weitgehend fertig in der Schublade zu haben“.
Mit Sorge sehen CDU und Grüne die steigende Anzahl von Nichtschwimmern. Für Schüler seien die Wege zum Schulsport in den Bädern vielfach zu lang, so dass die tatsächliche Zeit für das Schwimmen zu kurz ausfalle. Der sportpolitische Sprecher der Grünen, Timo Spors, weist außerdem darauf hin, dass in den 2030er-Jahren eine Generalsanierung des Südbades mit einer längerfristigen Schließung unumgänglich sein wird. „Dann wäre es gut, wenn wir zu diesem Zeitpunkt bereits das neue Bad realisiert ist.“
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