Wo baden die Mülheimer in Zukunft? Derzeit wird in der Politik über Millionen diskutiert, die in den Schwimmsport investiert werden sollen – und müssen. Dabei taucht immer wieder die Frage gerade im Sommer auf: Was ist mit der Ruhr? Die Sportpolitiker haben jetzt wiederholt die Stadtverwaltung beauftragt zu prüfen, wann, wo und unter welchen Bedingungen der Badespaß im Mülheimer Ruhrwasser erfolgen darf. Die Antworten stehen aus, weil sie nicht einfach sind. Wie bei der Sanierung oder dem Neubau des Bades in Heißen. Wie bei einem möglichen Bad links der Ruhr, auf das die Sportfreunde seit vielen Jahren warten.

Einen Satz, den viele in der Stadt unterschreiben würden, sprach kürzlich der sportpolitische Sprecher der SPD, Oliver Willems, aus: „Ich wünschte, es gäbe endlich auch mal Mülheim in der Ruhr.“ Jeder denkt an die historischen Fotos, auf denen sich an heißen Tagen Hunderte von Menschen im Ruhrwasser tummelten. Doch die Bilder sind nicht in Sicht. Die offizielle Anerkennung als Badegewässer, sagt Amtsarzt Dr. Georg Ohde, dauert etwa vier Jahre. Das ruft bei manchem Politiker das Gefühl hervor, dass Schwimmen in der Ruhr unerwünscht ist.

Fragt man den Amtsarzt, doziert dieser über all die möglichen Risiken: „Die Hygiene-Voraussetzungen sind nicht erfüllt.“ Mit dem Abwasser können an verschiedenen Stellen immer wieder Darmkeime in den Fluss gelangen, sogar in größeren Mengen. Die Qualität des Wassers könne sich quasi stündlich ändern, so Ohde. Sein Horrorszenario: „Wenn Tausende am Ruhrstrand baden gehen, könnte es am anderen Tag 100 bis 500 an Durchfall Erkrankte geben.“

Ein Schreiben der Stadt listet auf, was alles zum Bad in der Ruhr nötig sein wird: Die Einrichtung einer Badestelle müsste bei der zuständigen EU-Behörde beantragt werden. Für eine offizielle Badestelle müssten die Voraussetzungen gemäß Badegewässerverordnung erfüllt sein, es müsste dargelegt werden, wie Verschmutzungen des Wassers verhindert werden, es müssten schifffahrtsrechtliche Regelungen getroffen werden, die Strömungsverhältnisse genau geklärt sein, es müsste geprüft werden, ob eine naturschutzrechtliche Befreiung im Landschaftsplan erforderlich ist, es müssten Haftungs- und Versicherungsfragen geklärt werden, und, und, und.

Ein Fass ohne Boden

Also doch lieber das klassische Schwimmbad? Mülheim ist daran arm im Vergleich zu anderen Kommunen. Und dabei ist die Bäderlandschaft auch noch alles andere als intakt. Gutachter listen für das Wennmann-Bad in Heißen einen Sanierungsbedarf von etwa zehn Millionen Euro bis 2025 auf. Nach 40 Jahren steht eine Runderneuerung des Bades an, in das in den vergangenen Jahren allerdings auch schon die eine oder andere Million geflossen ist.

Die Sorge der Sportpolitiker wird immer deutlicher: Ein Fass ohne Boden; die politische Mehrheit sprach sich jetzt dafür aus, lieber auf dem Grundstück in Heißen, hinter dem jetzigen Bad, neu zu bauen und bei Fertigstellung das alte abzureißen.

Woher das Geld dafür in sehr kurzer Zeit aufgetrieben werden kann, bleibt die Frage, die im Zuge der anstehenden Haushaltsberatungen für das Jahr 2016 beantwortet werden muss. Und noch eine Frage steht an: Was soll man machen mit dem Konzept für ein neues, zusätzliches Bad links der Ruhr? Das Papier hat eine Arbeitsgruppe aus engagierten Bürgern, Sportexperten und Verwaltungsfachleuten im Rahmen der Leitbild-Diskussion für Mülheim erstellt. Dabei geht es um Projekte, die Bürger in der Stadt für wünschenswert und sinnvoll halten und für deren Realisierung ein Weg gesucht werden soll. Fakt ist: Links der Ruhr herrscht in Sachen Schwimmsport Ebbe, ein Trauerspiel für Vereine und die Schulen.

Die Arbeitsgruppe unter Leitung des Schwimmexperten Manfred Peppekus schlägt als Standort ein Grundstück an der Ernst-Tommes-Straße auf der Saarner Kuppe vor, wo auch mehrere Schulen als mögliche Nutzer im direkten Umkreis liegen. Über ein 25-Meter-Becken mit sechs Bahnen soll das neue Bad verfügen. Für das Becken schlägt die Arbeitsgruppe Edelstahl vor, weil es leichter zu pflegen ist. Auf ein Sprungbecken würde verzichtet. Um die Betriebskosten so gering wie möglich zu halten, soll etwa die Heiz- und Belüftungstechnik über ein Blockheizkraftwerk erfolgen.

Kämmerer äußert Bedenken

Mit der Schwimm- und Wassersport gGmbH (SWiMH) präsentiert die Arbeitsgruppe bereits einen möglichen Betreiber. Mehr noch, dem Team um Manfred Peppekus ist es ist gelungen, Sponsoren für das Bad aufzutreiben, die einen beachtlichen Beitrag leisten würden.

Von Geld spricht links der Ruhr vorerst noch niemand. Nur der Kämmerer signalisiert bereits: Ohne vollständigen Finanzierungsvorschlag für Bau und Betrieb gibt er sein Okay dazu nicht.