Mülheim. Der Mülheimer Hopfen-Sack wird zum „T&T Hotel“. Eine Familie vom Fach steigt groß ein. Das Restaurant soll ein neuer Pächter übernehmen.
Der Hopfen-Sack ist nicht das feudalste Hotel mit Gastronomie in Mülheim, war aber viele Jahre eine klangvolle Adresse. Denn im Keller des kantigen Backstein-Eckhauses an der Kalkstraße hatte lange der Mülheimer Jazzclub sein Domizil. Mehr als tausend Konzerte haben dort stattgefunden, bis dem Club Ende 2021 gekündigt wurde. Man konnte sich mit dem Pächter nicht über die Konditionen einigen.
Aktuell ist auch das Restaurant im Hopfen-Sack bis auf Weiteres geschlossen, „auf Grund von personellen Engpässen“, wie es bis vor wenigen Tagen auf der Homepage hieß. Momentan ist die Website offline, um „geplante Wartungsaufgaben“ durchzuführen. Das alles klingt nicht unbedingt hoffnungsvoll, doch eine Mülheimer Familie mit viel Erfahrung in der Hotellerie steht bereit, um dem Betrieb neues Leben einzuhauchen: Claudia Thiesmann hat den gesamten Gebäudekomplex gekauft. Der bekannte Name Hopfen-Sack wird auf der Strecke bleiben, doch die Livemusik soll zurückkommen.
Mülheimer Familie Thiesmann kauft Immobilien an der Kalkstraße
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Der Hopfen-Sack ist traditionell mit einem anderen Mülheimer Familienunternehmen eng verbunden, der Aspera Brauerei von Familie Riese. Ihnen gehört die Immobilie, die bislang an den Hotelier und Gastronomen Hamid Delic verpachtet war. Warum jetzt im großen Stil verkauft wird, dazu wollte sich Firmeninhaber Jens Christoph Riese auf Anfrage dieser Redaktion nicht äußern. Auch Hamid Delic lehnte eine öffentliche Stellungnahme ab.
Umso deutlicher die Ansage der neuen Eigentümerin Claudia Thiesmann, die erklärt: „Ich kaufe insgesamt vier Häuser an der Hingberg-, beziehungsweise Kalkstraße.“ Außer dem Hotel mit Restaurant und Jazzkeller gehören vier Mietwohnungen dazu, von denen eine künftig selber genutzt werden soll. Der Kaufvertrag ist laut Thiesmann am vergangenen Freitag, 5. Mai, unterschrieben worden. Das gesamte Paket soll in den kommenden Wochen offiziell in ihre Hände übergehen. Der Kauf erfolgte fast zeitgleich mit einem Jubiläum: Am 1. Mai feierte das Hotel Thiesmann an der Dimbeck sein 25-jähriges Bestehen Das zugehörige Restaurant besteht sogar schon seit 1911.
Hopfen-Sack heißt künftig „T&T Hotel by Thiesmann“
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Am Hotelgebäude an der Kalkstraße werden demnächst neue Schilder montiert, die den bekannten Schriftzug unter dem Hopfenblatt ersetzen. Zum alten Namen habe sie „keinen Bezug“, sagt Claudia Thiesmann, künftig wird der Betrieb „T&T Hotel by Thiesmann“ heißen. Die beiden T’s könnten auf den zweiten Hotelstandort der Thiesmanns hindeuten sowie auch auf die jüngste Generation. Denn die Zwillinge Theresa und Theodor Thiesmann (20), die beide noch studieren, helfen bereits intensiv im Familienbetrieb mit.
Die Neuerwerbung mit insgesamt 24 Zimmern bringt eine Menge Arbeit mit sich. Dass sie funktioniert, davon scheint die Hotelchefin absolut überzeugt. „Ich bin Unternehmerin durch und durch“, sagt die 54-Jährige, „und ich werde mir keine Zecke in den Pelz setzen.“ Im Gegensatz zum Stammhaus von Thiesmann, dem Vier-Sterne-Hotel in Holthausen, war der citynahe Hopfen-Sack zuletzt nur mit drei Sternen besetzt. Das Haus werde „kaum touristisch oder privat genutzt“, bediene eine komplett andere Kundschaft. „Dort wohnen viel Langzeitgäste, die auf Montage sind oder bei großen Unternehmen längerfristige Projekte haben.“ Aktuell sei das Hotel allerdings leer.
Neue Eigentümerin: Haus ist in sehr gutem Zustand
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Anerkennende Worte hat sie für den bisherigen Betreiber übrig, Hamid Delic, der den Hopfen-Sack 13 Jahre lang betrieb. Sie hat festgestellt: „Das Haus wurde ordentlich geführt und ist in einem sehr guten Zustand.“ Größere Umbauarbeiten seien vorerst nicht geplant, lediglich das eine oder andere Badezimmer werde im Laufe des Sommers renoviert. Und den Frühstücksraum möchte die künftige Chefin neu gestalten, in der Form, dass er den Gästen auch tagsüber als Aufenthaltsbereich dienen kann, mit der Möglichkeit, sich auch ein Getränk zu holen.
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Die Rezeption und alle Buchungen sollen über das Hotel an der Dimbeck laufen. „Und das Restaurant bleibt vorerst zu“, ergänzt Claudia Thiesmann. „Wir werden es auf keinen Fall selber betreiben, sondern einen Pächter suchen.“
Kontaktaufnahme zum Mülheimer Jazzclub geplant
Kontaktaufnahme zum aktuell heimatlosen Mülheimer Jazzclub steht für Claudia Thiesmann oben auf der To-do-Liste. Der Musikkeller, noch komplett eingerichtet, könne auch ohne Restaurant betrieben werden, denn dort gebe es eine eigene Schankanlage. Dass der Jazzclub wieder unterkommt, liege ihr am Herzen. „Er ist ein Aushängeschild für Mülheim. Und ich will hier in der Stadt was bewegen.“