Mülheim. Die Gaststätte Thiesmann in Mülheim feiert 100-jähriges Bestehen und ist immer noch in Familienhand. Zum Geburtstag wurde das Restaurant renoviert, die gutbürgerliche Einrichtung musste modernen Möbeln weichen. Dennoch blieb das Lokal gemütlich.
Andere nehmen nach einer Wanderungen einen Absacker in einer Gaststätte, Heinrich Thiesmann hingegen nahm gleich die ganze Kneipe. Der Essener ging 1910 in Mülheim spazieren, besuchte die Schleuseninsel und Menden und landete schließlich in der „Schankwirtschaft“ von Bauer Johann Heckhoff an der Dimbeck. Das Lokal gefiel ihm so gut, dass aus dem „Dämmerschoppen“ ein Verkaufsgespräch wurde – und zwar ein folgenreiches:
Das Porträt des Urgroßvaters, der vorher Inhaber der Krupp’schen Werkskantine war, hängt immer noch im Flur, daneben, sorgfältig eingerahmt, der Kaufvertrag aus Kaisers Zeiten, datiert auf den 1. Mai 1911, sowie die Schanklizenz, die Heinrich Thiesmann Ende Mai erhielt. Inzwischen führt Claudia Thiesmann die Gaststätte in vierter Generation und an die ein Jahrhundert zurückfliegenden Anfänge erinnern eigentlich nur noch Name und Adresse.
Restaurant wurde modernisiert
Bereits 13 Jahre zurück liegt eine grundsätzliche Veränderung: Damals wurde das Restaurant um ein Hotel ergänzt. Seit vier Wochen ist auch von der bisherigen klassisch gutbürgerlichen Einrichtung mit altem Holz und alten Bildern nichts mehr zu sehen. Zum 100. wurde das Restaurant renoviert: Eine Inneneinrichterin brachte frischen Wind, Farbe, modernes Holz und designte Lampen in die Räume. „Die gutbürgerliche Stube“, wie Claudia Thiesmann es nennt, wurde modernisiert.
Gemütlich blieb es dennoch. Denn trotz der Neuerungen ist Claudia Thiesmann das Vergangene wichtig. „Wir sind ein Traditionslokal. Viele Menschen kennen unser Haus seit Jahrzehnten und verbinden Kindheitserinnerungen damit.“ Das zeigte sich auch bei der gut besuchten Jubiläumsfeier am Sonntag. Mit Blumen, Präsenten und vielen Anekdoten kamen die Gäste, nahmen drinnen und an Tischen vor der Gaststätte Platz. In 100 Jahren kann man eben viele Gäste bewirten.