Essen. Die Grünen werben für einen Radweg auf der neuen Ruhrtalbrücke. Auch der ADFC sieht Bedarf für eine Radtrasse nach Düsseldorf.
Fahrradfahren auf der Autobahn ist verboten, aber Fahrradfahren an der Autobahn – das sollte doch möglich sein. Bei den Planungen für die neue Ruhrtalbrücke der A 52 sollte das Land die Chance nutzen, um einen attraktive Trasse für Radfahrer von Essen über Mülheim und im weiteren Verlauf bis nach Düsseldorf zu bauen, fordert der Essener Landtagsabgeordnete Mehrdad Mostofizadeh (Grüne). Was hält die Landesregierung davon? Deren Antwort auf eine kleine Anfrage des Abgeordneten aus Burgaltendorf fällt nicht nur aus dessen Sicht ernüchternd aus.
Die Regierung Laschet lässt wissen, dass sie sich beim Bund dafür einsetzt, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen dahingehend angepasst werden, „damit Möglichkeiten geschaffen werden, um Radverbindungen besser über Brücken im Zuge von Autobahnen und Bundesstraßen führen zu können“.
Ein Auftrag für den Bau eines Radweges liegt Straßen.NRW bislang nicht vor
Im Klartext heißt das: Bei den Vorplanungen für den Brückenneubau durch den Landesbetrieb Straßen.NRW spielt ein Radweg derzeit keine Rolle. Ein anderslautender Auftrag liege nicht vor, bestätigt Projektleiter Frank Hinterlandt. Bleibt es dabei?
„Angesichts der massiven Herausforderungen für eine umweltfreundliche Mobilität kann man sich über die nichtssagende Antwort der Landesregierung nur wundern“, kommentiert Mostofizadeh das Antwortschreiben des Verkehrsministeriums. Er befürchtet, die sich bietende Chance könnte vertan werden.
Aktuell arbeitet Straßen.NRW noch an der Vorplanung einer neuen Brücke. Anlass ist der geplante Ausbau der A 52 auf sechs Spuren zwischen dem Autobahnkreuz Breitscheid und der Anschlussstelle Kettwig. Die in den Jahren 1963 bis 1966 fertiggestellte Stahlbrücke hat ihre Belastungsgrenze längst erreicht, teilweise wird diese sogar überschritten. Denn für 80.000 Fahrzeuge, die täglich das Ruhrtal überqueren, war das 1800 Meter lange und 65 Meter hohe Bauwerk nie ausgelegt. Für Schwertransporte ist die Brücke deshalb bereits gesperrt.
Vorplanung und Umweltverträglichkeitsprüfung sollen 2020 vorliegen
Die Vorplanung für die neue Ruhrtalbrücke sowie die gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung soll im kommenden Jahr abgeschlossen sein, lässt das Verkehrsministerium wissen. Fest steht bereits, dass nicht nur der Brückenüberbau erneuert werden muss, sondern auch 18 Brückenpfeiler die Last auf Dauer nicht mehr tragen werden. Ein kompletter Neubau muss also her.
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Straßen.NRW wird die neue Ruhrtalbrücke neben der alten errichten. Offen ist noch, ob nördlich oder südlich davon. Die genaue Trassenführung soll Mitte des kommenden Jahres feststehen. Anwohner in Ickten und Menden sind bereits in Sorge. Sie fürchten, die neue Brücke könnte ihrem Heim zu nahe kommen. Mit 37 Metern wird das Bauwerk gut zehn Meter breiter als das bisherige, die Mittelachse verschiebt sich um 22 Meter. Beides hat Einfluss auf den Schattenwurf.
Technisch ließe sich die neue Brücke um einen Radweg leicht erweitern, sagt Projektleiter Frank Hinterlandt. Nur: Das Bauwerk würde noch breiter, was nicht jedem gefallen dürfte, der ganz in der Nähe wohnt.
Besonders für E-Bike-Fahrer wäre eine Radtrasse übers Ruhrtal interessant
Jörg Brinkmann, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Essen, hält die Idee einer Radtrasse über die Ruhrtalbrücke für bestechend. Bislang geht es mit dem Fahrrad am Flughafen Essen/Mülheim hinab ins Ruhrtal. Die Strecke ist steil und anspruchsvoll, das gilt vor allem für den Rückweg, so Brinkmann. Die Ruhr überqueren Radler auf der Brücke in Mülheim-Menden.
Auf der neuen Autobahnbrücke könnten Radfahrer das Ruhrtal bequem und schnell hinter sich lassen. Interessant wäre eine Radverbindung über Ratingen bis nach Düsseldorf für die wachsende Zahl jener, die mit einem E-Bike unterwegs sind und auch längere Distanzen nicht scheuen, ist Brinkmann überzeugt.
2025 will Straßen.NRW mit dem Bau der neuen Ruhrtalbrücke beginnen. Der Landesbetrieb rechnet mit fünf bis sechs Jahren Bauzeit. Sollten das Land oder der Bund einen Radweg auf der Brücke wünschen, wäre es sinnvoll, einen Radweg frühestmöglich mit einzuplanen, sagt Frank Hinterlandt. Die Bezeichnung Radautobahn träfe in diesem Fall einmal ins Schwarze.