Mülheim. . Die Ingenieure von Straßen.NRW stecken in den Vorbereitungen für den Ausbau der A52 durch den Mülheimer Süden und den Neubau der Ruhrtalbrücke.

Für Frank Hinterlandt und Stefan Junker wird es ein Job über viele Jahre werden, und es wird eine nicht alltägliche Aufgabe sein – Straße ist eben nicht gleich Straße: Die beiden Ingenieure von Straßen.NRW sind für das Projekt „Ausbau der A 52 zwischen Breitscheid und Essen-Rüttenscheid“ verantwortlich. Derzeit stecken sie mitten in den Vorbereitungen für jene 13,5 Kilometer, die das Leben von täglich 80.000 Autofahrern erleichtern sollen.

So viele passieren täglich die Strecke, darunter etwa 4000 Lastwagen. In Spitzenzeiten am Abend und am Morgen reichen die jeweils zwei Spuren in beide Richtungen längst nicht mehr aus. Drei Spuren in jede Richtung und eine neue Ruhrtalbrücke mittendrin, die das alte Bauwerk aus dem Jahr 1966 ersetzt, sieht der Bundesverkehrswegeplan 2030 vor. 285 Millionen Euro soll die gesamte Strecken kosten. Der Bund zahlt.

Zwei bis drei Jahre Bauzeit für die Ruhrtalbrücke

Wann wird sie fertig sein? Projektleiter Hinterlandt wagt da keine Prognose. Er sagt nur: „Der Bau der 1800 Meter langen Ruhrtalbrücke hat damals drei Jahre gedauert.“ Dass es künftig viel schneller geht, glaubt er nicht. Und der Rest? Zwei bis drei Jahre Bauzeit müssten schon veranschlagt werden – und alles unter laufendem Verkehr.

Doch bis das erste Baufahrzeug anrollt, wird es noch eine ganze Zeit dauern. „Wir stecken in den Vorbereitungen, ermitteln Grundlagen, haben die Strecke abgeflogen“, berichten Hinterlandt und Junker. Außerdem gebe es noch viele technische Aspekte und Umwelt-Fragen zu klären, bis erste Entwürfe vorlägen, das Baurechtsverfahren in Gang komme, die Ausführungsplanung letztlich auf dem Tisch liege. Auch an einer Verkehrsprognose für das Jahr 2030 wird gearbeitet.

Als damals die Ruhrtalbrücke in bis zu 65 Metern Höhe errichtet wurde, lag die Prognose bei 20.000 Fahrzeugen am Tag, erinnert sich Hinterlandt. 53 Jahre später liegt man beim Vierfachen.

Wo kommen die zusätzlichen Spuren hin?

Offen sei auch noch, wo überhaupt die zusätzlichen zwei Spuren entstehen werden, ob jeweils eine Spur an jeder Seite oder zwei Spuren an einer Seite. Ähnlich sehen die Fragen an der Brücke aus: Wo kommen die zusätzlichen Spuren hin? Können die bestehenden Betonpfeiler zumindest in Teilen weiter genutzt werden? Wie ist es um die Qualität der Brücke bestellt, die fällt, wenn die neue steht? Dazu soll es eine Machbarkeitsstudie geben.

Weitere Untersuchungen folgen in nächster Zeit zur Bodenbeschaffenheit, zu den Einflüssen des Bergbaus und zu ökologischen Gegebenheiten. „Wir wollen“, sagen Hinterlandt und Junker, „den Einfluss auf Umwelt und Mensch so gering wie möglich halten.“ Die Umwelt spielt eine wichtige Rolle. Die Strecke durchläuft landwirtschaftliche Zonen, Siedlungsbereiche, die bewaldeten Ruhrhänge, das Ruhrtal.

Ein Jahr lang haben drei Biologen die Gegend unter der Ruhrtalbrücke untersucht und kartiert, berichtet Landschaftspfleger Lars Graebe. Es sei erstaunlich, wie viele Arten dort leben. Viele Vogelarten, Libellen, Fledermäuse, Amphibien, Dachse haben sich im Umfeld der Autobahn angesiedelt. Im Rahmen der Umweltverträglichkeits- und Artenschutzprüfungen werden Luftschadstoffe gemessen, Verschattungen registriert, so Graebe.

Die Bauvariante, die am wenigsten beeinträchtigt

Am Ende gehe es darum, eine Bauvariante zu finden, die am wenigsten das Schutzgut Tier und Mensch beeinträchtigt. Werden zwei zusätzliche Spuren Anwohner noch stärker belasten? Diese Frage stelle man sich vor allem in Ickten und Mintard, in den Dörfern unter der Brücke. Hinterlandt weist darauf hin, dass im Zuge von Straßenneubauten auch der Lärmschutz verbessert werde. „Der Lärmschutz ist über die Jahre mit dem Verkehr nicht mitgewachsen.“ Soll heißen: Es könnte für Anwohner durchaus ruhiger werden.

Aktion: 20 Bürger können sich vor Ort informieren

Straßen.NRW bietet 20 Bürgern die Gelegenheit, vor Ort Einblicke in die Vorbereitungen für den Ausbau der A 52 und in den Neubau der Ruhrtalbrücke zu nehmen. Dazu führt der Landesbetrieb eine kleine Info-Wanderung im Bereich der Ruhrtalbrücke durch. Die Wanderung führt durch das Ruhrtal, hinauf zu den Talhängen bis zur Ratinger Stadtgrenze und zurück. Die mit den Umweltuntersuchungen beauftragten Biologen und Artenschutzexperten werden während der zweistündigen Exkursion über die Besonderheiten des Naturraums im Bereich der Mintarder Ruhrtalbrücke reden, Einblicke in ihren Arbeitsalltag geben und Kartier- sowie Fangmethoden vorstellen.

Auch Bauingenieure nehmen an der Tour teil und beantworten Fragen zum Projekt. Die Exkursion findet am Samstag, 6. April, ab 10 Uhr statt.

Interessierte können sich per Mail bewerben: redaktion.muelheim@waz.de Das Stichwort lautet: A52-Ausbau. Bitte geben Sie Ihre Telefonnummer mit an. Die ersten 20 Bewerber werden von uns dann benachrichtigt und erfahren den genauen Treffpunkt für die Exkursion

Was den Teilnehmern an Rüttenscheid nicht gefällt

Verkehr

Zu viele Autos auf der Rü und in den Nebenstraßen, zu wenige Parkplätze, unzufriedene Fahrradfahrer und Fußgänger: Der dichte Verkehr ist eines der Hauptprobleme in Rüttenscheid.

Dichte Bebauung

Bauprojekte wie der Parc Dunant oder der Rü-Bogen bringen das Gefühl mit sich, dass es bald "zu laut und zu voll" wird, heißt es.

Branchenmix auf der Rü

Kritisiert wurden eine Zunahme der Systemgastronomie und hochpreisigen Geschäften zu Lasten von inhabergeführten Geschäften und Restaurants für den Normalverbraucher.

Fehlender Masterplan

Vielen Rüttenscheidern fehlt ein Gesamtkonzept, wie sich Rüttenscheid für die Zukunft gut aufstellen kann.

Gentrifizierung

Viele treibt die Sorge um, dass sie sich das Leben in Rüttenscheid mit steigenden Mieten bald nicht mehr leisten können.

Einheits-Architektur bei Neubauten

Die oft uniform wirkenden Gebäude bei diversen Neubauprojekten werden kritisch gesehen. Für mehr Abwechslung könnte eine Gestaltungssatzung sorgen, so ein Vorschlag.

Taubenplage

Die Taubenpopulation auf der Rüttenscheider Straße muss eingedämmt werden, war eine zentrale Forderung.

Mehr Freiräume

Im Stadtteil gibt es keinen zentralen Platz oder eine Freifläche, die Aufenthaltsqualität bietet, kritisierten einige.

1/8