Mülheim. Müll eines Mülheimer Kindergartens lockte Ratten an - das war im Sommer 2022. Nun beklagen sich Nachbarn erneut: „Das Problem besteht weiter.“
Durch den Garten von Andrea D. laufen Ratten. Wenn die 57-Jährige draußen sitzt, passiert es, dass die Tiere unter den Stühlen hindurchflitzen. „Dann muss man ganz schnell die Füße hochkriegen.“ Die Nager seien alles andere als scheu, begegneten einem „hautnah“. Die Mülheimerin findet das „ekelig“ und fürchtet, dass die Ratten auch ins Haus kommen, wenn sie vergesse, die Terrassentür zu schließen. Ein Zustand, den sie sich nicht vorstellen mag – und für den sie allein die in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Kita KiKu Kinderland verantwortlich macht. Dort allerdings ist man anderer Auffassung.
Im Sommer 2022, ja, da habe es „tatsächlich einen Rattenbefall an der Kita gegeben“, schreibt Stefanie Sorge, Sprecherin des in Nürnberg sitzenden Trägers Kinderzentren Kunterbunt. Für das vierte Quartal 2022 „und auch aktuell“ könne man das nicht bestätigen. Andrea D., die sich regelmäßig mit Nachbarn der Siedlung am Siepmanns Hof austauscht, aber sagt: „Das Problem besteht nach wie vor.“ Die Ratten benutzten die Gärten quasi als „Autobahn“.
Ratten drangen über defekte Abdeckung am Boden in Mülltonne der Mülheimer Kita ein
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Ursächlich dafür sei „die Abfallsituation der Kita“. Die Mülltonnen der 2016 eröffneten Einrichtung stehen außerhalb des eigentlichen Geländes, in einem umzäunten Bereich am Parkplatz. Immer wieder habe sie diesen Bereich als „verwahrlost“ erlebt, sagt D., möglicherweise verwende man dort „für Essensreste ungeeignete oder zu wenige Tonnen“. Ganz unrichtig liegt sie mit dieser Einschätzung wohl nicht, zumindest stand eine solche Tonne am Anfang der Plage im Sommer 2022. Das räumt Stefanie Sorge unumwunden ein: „Ursprung war eine Restmülltonne, in der die Ratten über eine defekte Abdeckung am Boden eindringen konnten. Das ist leider erst bemerkt worden, als sich das Problem verschärft hatte.“
Man habe das schadhafte Behältnis ausgetauscht, einen Schädlingsbekämpfer eingeschaltet. Dieser habe Fallen aufgestellt, sich fachmännisch um die Angelegenheit gekümmert. „In der Hochphase des Befalls im Juli wurden die Fallen über zwei Monate wöchentlich neu bestückt“, so Sorge. Man habe auch Nachbarn, die das wollten, mit Köderboxen versorgt. „Wir sahen damals die Schuld bei uns und wollten dem Problem so schnell wie möglich Herr werden, was uns auch gelungen ist.“ Präventiv habe man trotzdem weiterhin Fallen im Betrieb, „einmal monatlich kontrollieren wir sie“.
„Eine Nachbarin musste mehrfach Kadaver entsorgen – das möchte ich nicht“
Andrea D. möchte keine Rattenfallen mit Gift in ihrem Garten haben, das gilt erst recht, seit bei ihr ein Hund eingezogen ist. „Eine Nachbarin musste mehrfach Kadaver entsorgen“, auch das möchte sie nicht. Die 57-Jährige will wieder sorgenfrei im Garten sitzen, „so wie früher: Ratten gab’s hier nämlich nie“. Man habe sich in der Not auch an die Stadt gewandt – leider ohne Erfolg.
„Das liegt daran, dass die Kita in privater Hand ist“, heißt es von der Abteilungsleitung der Allgemeinen Gefahrenabwehr im Ordnungsamt. Der Eigentümer sei vorrangig zuständig – und habe ja auch schon reagiert. Falls allerdings „Gefahr in Verzug“ sei, „und eine Rattenplage droht, von der eine Seuchengefahr ausgeht“, schalte man sich ein. Ein solcher Vorfall sei der Stadt aber bislang nicht bekannt. „Die Anwohner können sich gern bei uns melden.“
„Wir haben natürlich Verständnis dafür, dass die Nachbarn sensibilisiert sind“
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Kürzlich hat Andrea D. wieder Fotos gemacht – von übereinander gestapelten Müllsäcken neben den Tonnen im eingezäunten Bereich. „An dieser Situation muss sich endlich etwas ändern“, fordert sie. Man züchte die Ratten ja regelrecht heran. Sie habe sogar schon einige Tiere auf dem Kitagelände gesehen.
Stefanie Sorge bleibt gelassen: „Wir haben nach der Geschichte im Vorjahr natürlich Verständnis dafür, dass die Nachbarn sensibilisiert sind.“ In den Säcken aber seien diesmal „nur aussortierte Spielmaterialien aus einer Aufräumaktion im Februar“ gewesen. Ratten würden dadurch nicht angelockt.