Mülheim. In Mülheim-Dümpten finden Spaziergänger immer häufiger tote Kleintiere wie Igel und Kaninchen. Ein Grund könnte ausgelegtes Rattengift sein.

Von einem „Massensterben an Wildtieren“ spricht Jennifer Tietz. Die Dümptenerin hat in diesen Tagen einen angeschlagenen Igel gefunden, der später starb – vermutlich an innerer Verblutung. Kein Einzelfall, sagt Tietz, die bereits zahlreiche tote Tiere in der Umgebung des Damaschkewegs und der daran angrenzenden Grünfläche gefunden hat. Sie vermutet, dass die Tiere vergiftet wurden.

Als Jennifer Tietz mit ihrem dreijährigen Sohn und ihrem Hund spazieren geht, findet sie plötzlich einen Igel, zusammengekrümmt und aus dem Maul blutend auf der Seite liegend. „Er hat noch gelebt, aber man sah, dass er sich quält“, sagt Tietz. Die Dümptenerin ruft beim Tierarzt an, der ihr sagt, sie könne das Tier bringen, aber er sei kein Spezialist für Igel. Bessere Anlaufstelle seien die Igelfreunde.

Toter Igel in Mülheim-Dümpten: Hinweise auf Rattengift

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Der Verein setzt sich für den Schutz der stacheligen Tierchen ein. Jennifer Tietz bringt das leidende Tier zu Jacqueline Krajinksi von den Igelfreunden. Sie stellt fest, dass der Igel unterkühlt ist – ein klares Zeichen, dass er sich schon lange nicht bewegt hat. Er blutet weiter aus dem Maul und auch der Kot ist mit Blut durchsetzt. „Das ist ein Hinweis auf Ratten- oder Pflanzengift“, sagt Krajinski. Denn das Tier zeigt keine äußeren Verletzungen.

Der Igel, den Jennifer Tietz in Dümpten gefunden hat, lag zusammengekrümmt auf der Erde.
Der Igel, den Jennifer Tietz in Dümpten gefunden hat, lag zusammengekrümmt auf der Erde. © Tietz

Sie behält den Igel bei sich über Nacht, versucht ihn aufzupäppeln, doch als sie am nächsten Morgen nachsieht, liegt er in einer Blutlache – er ist gestorben. Da sie keine Autopsie gemacht hat, könne sie nicht mit Sicherheit sagen, dass er vergiftet wurde, aber die Symptome deuteten darauf hin. „Rattengift stört die Blutgerinnung“, sagt Krajinski. Dass das Tier eine Blutlache ausgekotet hat, sei ein Indiz für das Gift.

Rattengift: Sehr gefährlich für alle Lebewesen

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Rattengift ist höchst gefährlich für alle Lebewesen, kann auch Kindern Schaden zufügen. Hunde können daran sterben, ebenso wie kleinere Tiere. So hat Jennifer Tietz schon Eichhörnchen gefunden, Vögel und weitere Igel. „Nachbarn erzählten mir von Kaninchen, die tot auf der Wiese lagen“, sagt sie. Seit drei bis vier Wochen falle ihr auf, dass immer mehr tote Tiere auf den Wegen liegen.

Eine Vermutung ist, dass die Tiere Gift im nahe gelegenen Kleingartenverein aufnehmen. Gerade in Schrebergärten würde häufiger Rattengift ausgelegt, oder Pflanzengift gesprüht. „Viele Igelfreunde sind auch Mitglied in Kleingartenvereinen“, sagt Jacqueline Krajinski. So gebe es einen Teufelskreis: Igelfreunde päppeln die Tiere mit Rührei und Katzenfutter auf, doch ist dies leider auch die Leibspeise von Ratten. „Ich kann nachvollziehen, wenn zehn Ratten kommen, dass einige die wieder loswerden wollen.“

Igel kann sich auch am Kadaver einer Ratte vergiften

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Igel fressen auch Kadaver. Wenn ein Tier eine tote Ratte, die vergiftet wurde, anknabbert, kann es daran selbst verenden. Allerdings ist der Gebrauch von Rattengift auch streng reglementiert: So genannte Rodentizide, die die Blutgerinnung hemmen, dürfen eigentlich nur in Köderboxen verwendet werden, so dass sie für Kinder nicht erreichbar sind. Trotzdem bleibt die Gefahr, dass auch andere Tiere daran sterben – wie jetzt in Dümpten.