Mülheim. Im Mülheimer KiKu Kinderland sind Gruppen dicht, Zeiten verkürzt. Der Träger nennt eine Grippewelle als Grund. Eltern sehen weitere Probleme.
Nach der Berichterstattung über massiven Personalmangel in der Kita „KiKu Kinderland“ widersprechen Eltern den Darstellungen des Trägers, wonach der Personalmangel lediglich auf eine akute Grippewelle zurückzuführen ist. Vielmehr gebe es seit Jahren immer wieder Probleme durch Personal-Knappheit.
Zur Erinnerung: Aktuell sind zwei der sechs Gruppen in der Kita geschlossen. Kinder einer dritten Gruppe wurden seit Ende September immer wieder auf andere Gruppen verteilt. Die reguläre Betreuungszeit wurde bis zum Jahresende auf 15.30 Uhr verkürzt, im Rahmen einer Notbetreuung können Kinder jedoch bis 16.30 Uhr in der Kita bleiben.
Die Eltern berichten nun, dass es auch in der Vergangenheit bereits „krisenhafte Zuspitzungen“ gegeben habe. Das Landesjugendamt bestätigt dies. Bereits im Kitajahr 2018/2019 musste der Träger dem LVR und der Stadt eine Unterbesetzung melden. „Damals hat es ein gemeinsames Gespräch mit dem Träger und dem Mülheimer Jugendamt gegeben“, erinnert sich eine Sprecherin des LVR. Am 19. Dezember nun steht ein erneutes Krisentreffen aller Beteiligten an. Träger der Kita ist das Unternehmen „Kinderzentren Kunterbunt“ aus Nürnberg, das bundesweit Kitas betreibt.
Mülheimer Kita-Eltern äußern ihren Frust in zahlreichen E-Mails
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Wie groß der Frust der Eltern ist, zeigt sich darin, mit wie viel Engagement sie bei Träger, Stadt und Landesjugendamt um Hilfe bitten. Der Redaktion liegen zahlreiche E-Mails vor, in denen Eltern auf die Missstände aufmerksam machen. Zwei Familien etwa haben aufgelistet, mit wie vielen wechselnden Betreuern ihre Kinder während ihrer Kita-Zeit zu tun hatten. Dadurch wollen sie auf die Fluktuation in der Einrichtung hinweisen. Eine Familie listet insgesamt 15 Personen auf, die an der Betreuung ihres Sohnes beteiligt waren. Er besucht die Einrichtung seit 2018 und hat in der Zeit einmal die Gruppe gewechselt. Eine weitere Familie, deren Tochter die Kita von 2016 bis 2019 besucht hat, kommt auf 16 verschiedene Betreuer. Eine Mutter schreibt in einer Mail an den Träger: „In den Entwicklungsmappen wurden die Kinder teilweise mit falschem Namen geführt und in die Abschlussbücher wurden mitunter falsche Namen geschrieben, weil die Erzieherinnen die Kinder kaum kannten.“
Stefanie Sorge, Sprecherin des Trägers, erklärt zu der Vielzahl der Betreuer: „Generell arbeiten wir als Träger teiloffen, so dass Kinder alle Kollegen kennen lernen können.“ In der Auflistung der Familien würden zudem alle Auszubildenden, Praktikanten und Aushilfen von anderen Kitas genannt, die im Rahmen ihrer Ausbildung oder auch Schülerpraktika die Einrichtung besucht hätten. Sie betont, dass der Bezugserzieher des Kindes seit sechs Jahren in der Einrichtung arbeite.
Die Petition der Kita-Eltern zieht die Aufmerksamkeit der Politik auf sich
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Unklar war auch zunächst, wie viele Stellen derzeit in der Kita unbesetzt sind. Auch hier unterscheiden sich die Angaben von Eltern und Träger. Stefanie Sorge kann dies so erklären: „Laut den Angaben des LVR benötigt das KiKu Kinderland zum Betrieb der vollbelegten Einrichtung 595 Fachkraftstunden. Im Moment decken wir 550 Fachkraftstunden davon ab. Das heißt, es fehlen eine Vollzeitstelle und fünf Fachkraftstunden. Da wir von Kinderzentren Kunterbunt mit einem Personalpuffer arbeiten, um zum Beispiel einen Personalausfall durch Schwangerschaften zügig aufzufangen, fehlen in dieser Rechnung derzeit drei Vollzeitstellen und eine Teilzeitstelle mit 25 Stunden. Ganz wichtig ist, dass dies keine gesetzliche Vorgabe ist.“
Die Eltern haben inzwischen eine Online-Petition auf dem Portal Change.org gestartet, in der sie unter anderem einen Aufnahmestopp in der Kita und eine Reduzierung der Elternbeiträge fordern. Der Eltern-Protest ruft nun die Politik auf den Plan. Die SPD-Fraktion schlägt vor, das Personalproblem im KiKu Kinderland auf die Tagesordnung des nächsten Jugendhilfeausschusses am 12. Dezember zu setzen.
Die Kritik richtet sich ausdrücklich nicht gegen das Kita-Team
In einem Punkt sind sich Eltern und Träger einig: Beide legen großen Wert darauf, dass das vorhandene Team in der Einrichtung gute Arbeit leistet und vollen Einsatz zeigt. Der Träger betont, dass die pädagogische Arbeit in der Kita ohne Beeinträchtigung stattfinde, dazu gehörten auch Kita-Feste wie die Sommer- und Halloween-Party sowie die Vorschule. Auch das wöchentliche Adventssingen und die weihnachtliche Wichtelwerkstatt sollen wie geplant stattfinden.