Mülheim. Parkstadt auf altem Tengelmann-Areal, Lindgens, Eichbaum-Siedlung und Co.: Wie es um die größten Mülheimer Wohnbauprojekte steht, lesen Sie hier.

Für Mülheim planen Investoren gleich neun große Wohnbauprojekte. Hier fassen wir den aktuellen Stand zu den Vorhaben zusammen.

Parkstadt. Das Mega-Projekt in Mülheims Wohnraumentwicklung schlechthin ist die Parkstadt auf ehemaligem Terrain des Tengelmann-Konzerns. Bis zu 800 Neubau-Wohnungen, mitunter in 60 Meter hohen Wohntürmen, hat Investor Soravia über einen städtebaulichen Wettbewerb skizzieren lassen. Dagegen hat sich Widerstand insbesondere im nahen Wohnumfeld formiert, das Netzwerk „Parkstadt Mülheim - aber richtig!“ fordert eine deutlich abgespeckte Bebauung mit maximal 400 neuen Wohnungen. In diese Richtung hat sich auch OB Marc Buchholz zuletzt im Interview mit dieser Redaktion geäußert: „Ich persönlich gehe davon aus, dass der überarbeitete Entwurf zwar weiterhin Hochbauten ausweisen wird, aber in deutlich weniger Massivität“, hatte Buchholz da zum Jahreswechsel gesagt.

Überarbeiteter Entwurf für die Parkstadt Mülheim soll bis Sommer vorliegen

Nach einer Beteiligung der Öffentlichkeit zum Bebauungsplanverfahren ist die Stadtverwaltung noch dabei, die Anregungen und die Kritik an den Bauplänen zu bündeln und für die weitere politische Debatte zu werten. Parallel, so hatte es Planungsdezernent Felix Blasch jüngst angekündigt, wollen Mülheims Stadtplaner mit Investor Soravia in einen Workshop gehen, um den ersten Entwurf zu überarbeiten. In der ersten Jahreshälfte will Blasch eine Überarbeitung stehen haben. Gebildet werden soll zudem ein Projekt-Beirat mit Vertretern von Soravia, von Verwaltung und Ratspolitik.

Lindgens-Areal. Zwölf Jahre nach dem Verkauf des Lindgens-Areals soll im Jahr 2023 endlich Baurecht geschaffen werden für das 40.000 Quadratmeter große Filetgrundstück an der Ruhr. Der Denkmalstreit um Kesselhaus und Schornstein ist zugunsten des Erhalts gerichtlich entschieden, im Februar soll der Planungsausschuss den Bebauungsplanentwurf zum letzten Mal für eine Öffentlichkeitsbeteiligung freigeben.

Lindgens-Areal: Wohnen an Mülheims Ruhr rückt näher

Investor SMW (Sparkasse und Mülheimer Wohnungsbau) hatte einmal auf Basis eines städtebaulichen Wettbewerbs bis zu 360 neue Wohnungen in exklusiver Ruhrlage skizziert, hielt sich zuletzt aber bedeckt, ob er weiter in dieser Größenordnung denkt. Planungsdezernent Blasch hatte davon gesprochen, dass die Zahl der Wohnungen wohl deutlich geringer ausfallen werde.

Eichbaum-Siedlung. Im Heißener Süden läuft seit einigen Jahren schon das abermillionenschwere Projekt der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWB zur Modernisierung und Neuausrichtung der Siedlung. Der Startschuss zur nächsten Etappe ließ allerdings auf sich warten, weil Bundesklimaschutzminister Robert Habeck Anfang 2022 kurzerhand die Förderprogramme angehalten hatte, mit denen die SWB geplant hatte. Ende Februar rechne man nun aber mit den Wohnraumförderbescheiden, so SWB-Sprecherin Christina Heine. An der Filchnerstraße will SWB nach dem bereits erfolgten Abriss der alten Mehrfamilienhäuser ein neues Quartier mit 131 Wohnungen (davon rund die Hälfte öffentlich gefördert) bauen, samt attraktiver Freizeitflächen und neuem Quartiersplatz.

Mülheim-Speldorf: Alter Schandfleck soll verschwinden

Duisburger Straße. In Höhe Hansastraße ist der alte, lange leerstehende Gewerbekomplex, in dem einst Accos und das Fitnessstudio Pallas ansässig waren, bald Geschichte. Axel Booß, der Leiter der Mülheimer Bauaufsicht, berichtete jetzt auf Anfrage, dass an Ort und Stelle ein Investor bereits den Abriss angeht und in einem Neubau-Komplex, der sich bis an die Friedhofstraße und den Flockenweg erstrecke, 83 neue Wohnungen schaffen will. Im Erdgeschoss soll wieder ein Bäcker Platz finden; Hemmerle ist ja an der Friedhofstraße ansässig. Zudem ist laut Booß die Ansiedlung einer Arztpraxis geplant. Die Parkplatz-Frage soll mit einer Tiefgarage gelöst werden. Das Bauantragsverfahren stehe kurz vor dem Abschluss, eine Genehmigung sei zu erwarten.

Elisabeth-Selbert-Straße. In Eppinghofen investiert SWB mehr als 20 Millionen Euro, um ein durchmischtes Quartier zu schaffen. Sechs alte Häuser sind längst abgerissen, 72 moderne Wohnungen mit 60 bis 120 Quadratmetern sollen entstehen, 39 davon öffentlich gefördert. „Der Rohbau der ersten Tiefgarage steht, die ersten drei Geschosse der ersten drei Gebäude stehen“, berichtet SWB-Sprecherin Heine aktuell davon, dass ihr Unternehmung beim Bau im Zeitplan liege. Aktuell warteten vier markante V-Stützen darauf, dass auf sie Decken gelegt werden.

So soll es mal an der Elisabeth-Selbert-Straße in Mülheim-Eppinghofen aussehen. Die SWB baut dort 72 neue Wohnungen.
So soll es mal an der Elisabeth-Selbert-Straße in Mülheim-Eppinghofen aussehen. Die SWB baut dort 72 neue Wohnungen. © SWB

Altes Mülheimer Wasserwerk soll Neubauten für 70 Wohnungen weichen

Ehemaliges Wasserwerk an der Dohne. Komplizierter und damit langwieriger als gedacht sind die Planungen von Investor Bonava für eine neue Wohnbebauung zwischen Dohne und Ruhr. Insbesondere die Hang- und Ruhrlage ist herausfordernd für das Projekt, an dessen Ende 70 statt der anfangs geplanten 80 Neubau-Wohnungen in Toplage stehen sollen. Der erste Entwurf hatte eine Bebauung des Areals mit zehn Mehrfamilienhäusern vorgesehen. Das Bebauungsplanverfahren steht weiter vor der letzten Hürde einer erneuten Bürgerbeteiligung. Die Nachbarschaft stand dem Bauvolumen in der Vergangenheit kritisch gegenüber und befürchtete wachsenden Parkdruck. Ende des Jahres, so stellt die Planungsverwaltung in Aussicht, könnte endlich Baurecht geschaffen sein.

Kämpgens Hof. Auf dem Dümptener Freibad-Areal würde der Mülheimer Investor Kli.Sen gerne bis zu 70 Wohneinheiten, Büros und Gewerbe (einschließlich betreutem Wohnen) verwirklichen. Zuletzt aber machte Mülheims Planungspolitik dem Investor einen Strich durch die Rechnung, das Projekt mit einem einfachen Bauantrag durchzubekommen. Die Politik fordert ein Bebauungsplanverfahren, das die Verwaltung mangels personeller Kapazitäten aber nicht sofort anzugehen gedenkt. Zuletzt gab es noch mal Gespräche zwischen Vertretern von Planungsamt und Investor, auch ein Ortstermin soll noch einmal stattfinden. Der Investor könnte versuchen, die Politik mit weitreichenden Zusagen dazu zu bewegen, auf ein langwieriges Baurechtsverfahren doch zu verzichten. Dann könnte etwa ein städtebaulicher Vertrag mögliche Zusagen des Investors zu nachhaltigem Bauen, Bauvolumen oder verkehrlichen Fragen absichern.

Covivio stockt in Mülheim-Dümpten 30 Mehrfamilienhäuser auf

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Auf dem Bruch. Das Wohnungsunternehmen Covivio ist schon dabei, im Dümptener Quartier 60 neue Wohnungen zu schaffen. Dafür bekommen Bestandsgebäude, die gleichzeitig saniert und modernisiert werden, eine Dachaufstockung. Aktuell berichtet das Wohnungsunternehmen, dass alle 22 Wohnungen des ersten Bauabschnitts bereits fertiggestellt und vermietet seien. 18 weitere Wohnungen sollen bis Oktober folgen. Der Baustart für die letzten 20 Neubauwohnungen ist für Mai 2023 angedacht, die Fertigstellung für Februar 2024.

Dickswall/Muhrenkamp. Die Baulücke samt Pitstop-Niederlassung und Gründerzeit-Villa gegenüber der T-Kreuzung von Dickswall und Tourainer Ring will der Oberhausener Investor IPM schließen. 60 Wohnungen in zwei Wohnblöcken (einer am Dickswall, einer am Muhrenkamp) sind geplant. Das Bebauungsplanverfahren soll in diesem Jahr endlich zu einem guten Ende für den Investor geführt werden. Im ersten Quartal soll der Entwurf ein letztes Mal öffentlich ausgelegt werden, im dritten Quartal soll die Politik Baurecht aussprechen. Für die alte, nicht denkmalgeschützte Villa machen die Projektentwickler geltend, dass sie nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren sei. Sie ist dem Abriss geweiht.