Mülheim. Moderner, aber auch bezahlbarer Wohnraum für junge Familien in Mülheim ist knapp. Was das größte Wohnungsmarktunternehmen der Stadt dagegen tut.

Das Aufstöhnen in den sozialen Netzwerken war zuletzt groß, als bekannt wurde, dass neben der Hochschule Ruhr-West doch nicht der einst versprochene Wohnraum für junge Familien entstehen soll, sondern die neue Eigentümerin darauf setzt, serviceorientiertes Wohnen für Senioren in 93 Einheiten realisieren zu wollen. Bezahlbarer Wohnraum für Familien ist in Mülheim Mangelware. Das städtische Wohnungsbauunternehmen SWB, der größte Player am Wohnungsmarkt, weiß das – und versucht gegenzusteuern, wenn die Hürden nicht zu hoch erscheinen.

„Wir müssen da noch mehr tun“, weiß SWB-Geschäftsführer Andreas Timmerkamp darum, dass moderner, bezahlbarer Wohnraum für Familien in der Stadt Mangelware ist. Rufe man Wohnungen mit vier und mehr Räumen zur Vermietung aus, seien diese alles andere als Ladenhüter. „Es gibt zu wenig bezahlbaren Wohnraum“, sagt Timmerkamp und bemängelt, dass in der Stadt zu wenig Bauland zur Verfügung gestellt werde, das von seinem Preis her tauge, das Marktsegment mehr zu bedienen.

In Saarn baut die Mülheimer SWB unter anderem vier Stadthäuser

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Ohne Bauland ist die SWB dazu verdonnert, auf eigenen Grundstücken aktiv zu werden, kostspieliger Abriss von altem Wohnungsbestand inklusive. Aktuell passiert das im Flächendreieck zwischen Langenfeld- und Quellenstraße in Saarn. Die SWB hat dort alte Häuser abgerissen und baut nun an Ort und Stelle drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 14 Wohnungen (zwischen 68 und 155 Quadratmetern groß) sowie vier Stadthäuser mit Wohnflächen von rund 130 Quadratmetern.

So sehen die neuen SWB-Häuser zwischen Quellen- und Langenfeldstraße in Mülheim-Saarn in Visualisierungen aus.
So sehen die neuen SWB-Häuser zwischen Quellen- und Langenfeldstraße in Mülheim-Saarn in Visualisierungen aus. © SWB

Günstiger Wohnraum für Familien wird es hier jedoch nicht werden. Aufgrund der Preisentwicklung sei man bei den Stadthäusern mittlerweile bei einer Nettokaltmiete von 13 Euro angelangt, sagt Timmerkamp. In ähnlicher Größenordnung werden sich auch die Mieten in den Mehrfamilienhäusern bewegen. Trotzdem: Die Listen mit Interessanten sind schon jetzt lang, obwohl das erste Haus erst in rund einem Jahr bezugsfertig sein wird. Erstmals hat die SWB auch außerhalb von Mülheim, in Essen und Düsseldorf, für die Mietwohnungen geworben.

Fünf Mietreihenhäuser mit öffentlicher Förderung in Heißen in Planung

Anders als in Saarn soll es an der Finefraustraße in Heißen werden. Dort plant SWB den Bau von fünf Mietreihenhäusern; noch in diesem Jahr will sie den Bauantrag dafür stellen. Die Häuser sollen mit öffentlicher Förderung entstehen – so könnten dort Familien mit Wohnberechtigungsschein ein schickes neues Zuhause finden. Zu womöglich 6,40 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter, sollten die Förderbedingungen gleichbleiben – „einmalig“, findet Timmerkamp. Der Baustart ist für 2023 angepeilt, wenn nicht die Inflation dem örtlichen Wohnungsriesen einen Strich durch die Rechnung macht.

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„Zu 90 Prozent“ sieht Timmerkamp auch das Großprojekt schlechthin im kommenden Jahr an den Start gehen. An der Filchnerstraße (Eichbaum-Siedlung) hat der Abriss von alten Häusern begonnen. Noch in diesem Jahr will die SWB den Bau- und den Förderantrag für den Bau von 178 Wohnungen in Nachbarschaft des mittlerweile sanierten Hochhauses an der Ecke zur Gneisenaustraße stellen.

178 neue Wohnungen entstehen an der Filchnerstraße in Mülheim

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Erstmals in ihrer Geschichte wird die SWB hier an der Schwelle von Heißen zur Heimaterde den energetischen Standard KfW 40 umsetzen, erstmals sollen kleinere Häuser komplett in Holzbauweise errichtet werden. Es wird wie in Dümpten einen Quartierspunkt als Nachbarschaftstreff geben, mit Arztpraxis im Haus und betreutem Wohnen nebenan, so dass zwischen Hochhaus und neuer Bebauung ein attraktiver Quartiersplatz entstehen kann.

Die SWB setzt für die Neubauten mit einer zur A40-Auffahrt parallel verlaufenden Riegelbebauung und weiteren, dann zweistöckigen Mehrfamilienhäusern entlang der Filchnerstraße komplett auf öffentliche Förderung. Alle Altersgruppen sollen vor Ort eine passende Wohnung mit kalkulierten Nettokaltmieten von 6,40 beziehungsweise 7,20 Euro (mit Wohnberechtigungsschein B) finden können, also auch Familien.

Eine interessante Option für Familien: der Wohnberechtigungsschein B

Insbesondere der geförderte Wohnraum für Menschen mit Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein B sei hoch interessant, hat die SWB laut Timmerkamp damit schon großen Erfolg an der nahen Kleiststraße gehabt - „da haben uns die Leute die Bude eingerannt“. Vom öffentlichen Wohnungsbau in diesem Segment können laut SWB-Chef gar Familien mit einem Jahreseinkommen von brutto zwischen 60- und 70.000 Euro profitieren. Diese Möglichkeit hätten viele Menschen dieser Einkommensklasse gar nicht auf dem Schirm. Gerade wegen der maximal möglichen Mietsteigerungen von 1,5 Prozent dürften die Wohnungen in Zeiten der hohen Inflation auf Interesse stoßen.

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Ein letztes SWB-Bauprojekt, das auch für Familien gedacht ist, ist an der Elisabeth-Selbert-Straße in Eppinghofen verortet. Der Baustart für eine „todschicke Siedlung“ (Timmerkamp) soll in ein paar Wochen erfolgen. Für mehr als 20 Millionen Euro will die SWB das Quartier auf links drehen. Sechs Häuser sollen 72 moderne Wohnungen bieten, 39 davon öffentlich gefördert. Geplant waren zuletzt Wohnungsgrößen zwischen 60 bis 120 Quadratmetern.

So soll es aussehen, das neue Quartier an der Elisabeth-Selbert-Straße in Mülheim-Eppinghofen.
So soll es aussehen, das neue Quartier an der Elisabeth-Selbert-Straße in Mülheim-Eppinghofen. © SWB