Mülheim. Wegen der zunehmenden Zahl an Flüchtlingen hatte die Stadt Mülheim jüngst die Notbremse gezogen. Krisenstabsleiterin Grobe zur aktuellen Lage.
Die Stadt Mülheim nimmt vorerst Abstand von der vom Land eingeräumten Möglichkeit, ukrainische Flüchtlinge, die nicht über das offizielle Verteilsystem in die Stadt gelangen, unter bestimmten Voraussetzungen nicht aufzunehmen.
Zuletzt hatte Mülheim nur noch begrenzt Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen, um Plätze freizuhalten für Geflüchtete, die der Stadt aus einer Erstaufnahmeeinrichtung des Landes zugewiesen werden und bei denen die Kommunen verpflichtet sind, sie unterzubringen. Genau dies kommt laut Sozialdezernentin Daniela Grobe selten vor. Bleiben durften auch Ukrainerinnen und Ukrainer, denen aus gesundheitlichen Gründe eine Weiterleitung an die Landeserstaufnahmestelle in Bochum nicht zuzumuten gewesen sei. Bleiben durften auch diejenigen, die in Mülheim schon Familienangehörige hatten, einen Miet- oder Arbeitsvertrag.
Flüchtlings-Unterbringung: Stadt Mülheim hat sich „etwas Luft“ verschafft
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„Das haben wir im Oktober so gemacht, um wieder etwas Luft zu bekommen“, sagt Grobe. Verglichen mit der Situation Mitte Oktober (1613 in der Unterbringung, davon 927 in den Großunterkünften, 686 in Wohnungen) lägen die Zahlen tagesaktuell „etwas darunter“: im Saldo 27 Personen weniger in der Unterbringung, in Wohnungen 47 Personen mehr, in den Großunterkünften 74 Personen weniger.
An der Mintarder Straße seien so gerade wieder rund 160 Plätze (zuzüglich 26 Quarantäne-Betten) in den dortigen Unterkünften und in der Harbecke-Halle frei. Hinzu kamen – Stand Donnerstag – 25 Wohnungen, die kurz- oder mittelfristig zu beziehen wären. Überdies läuft die Reaktivierung von Unterkünften an der Eltener Straße in Speldorf (rund 100 Plätze). Außerdem sei man mit dem Eigentümer des ehemaligen Waldhotels Uhlenhorst im Gespräch. Hier könnten mit einer baurechtlichen Veränderung, der der Stadtrat zustimmen müsste, zusätzlich 32 Wohneinheiten für 81 Personen geschaffen werden, stellt Grobe in Aussicht.
Immer mehr Flüchtlinge: Im Oktober kamen mehr als doppelt so viele nach Mülheim wie im Januar
Auch wenn zuletzt ein weiteres Wohnungsunternehmen eine nennenswerte Zahl von rund 30 Wohnungen zur Vermittlung an Flüchtlinge bereitgestellt habe, sei diese Möglichkeit auf Sicht ausgeschöpft, betont Grobe noch einmal, dass die Unterbringung zusätzlicher Menschen eine große Herausforderung darstelle, wenn die Zahlen weiter steigen, wie es der Trend im Jahr 2022 und die Prognosen deutlich machen.
Seit Januar steigt die Zahl der ankommenden Flüchtlinge mit Bedarf an städtischer Unterbringung laut Daten, die Grobe vorlegte, von Monat zu Monat an. Waren im Januar noch 736 neue Geflüchtete in Mülheim angekommen, waren es im Oktober mehr als doppelt so viele (1601). Aktuell zählt die Stadt – durch ihre Steuerungsmaßnahme im Oktober – 1586 geflüchtete Personen in der eigenen Unterbringung – 733 in angemieteten Wohnungen, 853 in größeren Unterkünften wie am Saarner Kirmesplatz oder am Klöttschen. Laut Aufnahmeverpflichtung hatte Mülheim zu Ende Oktober zunächst einmal rein rechnerisch weiteren 85 Geflüchteten eine Unterkunft zu bieten.
Stadt Mülheim registriert nun auch vermehrt Zuwanderung aus dem Iran
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Aktuell bekommt die Stadt etwa auch erste Auswirkungen der politischen Unruhen im Iran zu spüren. „Uns wurden jetzt erstmals in nennenswerter Zahl Iranerinnen und Iraner zugewiesen“, so Grobe, die auch eine aktuelle Statistik präsentiert, woher die geflüchteten Menschen, die in Mülheim von der Stadt untergebracht sind, insbesondere kommen. Mit deutlichem Abstand an der Spitze dieser Liste stehen Menschen aus der Ukraine (733), gefolgt von Geflüchteten aus Syrien (134), Nigeria (104), dem Irak (100), Afghanistan (60), dem Libanon (50), Guinea/Gambia und eben dem Iran (jeweils 41).
Unverändert gilt, was Grobe schon vor zwei Wochen angekündigt hatte: Die Stadt sucht weitere Gebäude, um Unterbringungsplätze zu schaffen, weil weiterhin mit vielen neuen Flüchtlingen gerechnet wird. Die Option, in Styrum die Container-Anlage der mittlerweile nach Duisburg umgesiedelten Polizei-Hochschule für viel Geld anzumieten, war im Frühjahr kurzerhand doch nicht gezogen worden. Jetzt sollen Alternativen her für eine möglichst humanitäre, aber auch möglichst wirtschaftliche Unterbringung der Menschen.