Mülheim. Die Trauer um Queen Elizabeth II. ist auch in Mülheim und seiner britischen Partnerstadt groß. Warum die Königin einst Mülheimer Boden betrat.
Auch in Mülheims nordenglischer Partnerstadt Darlington, mit der die Stadt seit 1953 freundschaftlich verbunden ist, trauert man um die am Donnerstag verstorbene Königin. Queen Elizabeth II. hatte auch Mülheim selbst vor 38 Jahren die Ehre eines Besuchs erwiesen und am Flughafen Mülheimer Stadtgebiet betreten – wenn auch nur für drei Minuten.
Bei der Stippvisite am 22. Mai 1984, als Queen Elizabeth II. um Punkt 17.30 Uhr auf dem Flughafen Essen/Mülheim aus dem Flieger stieg, blieb keine Zeit für eine Sightseeing-Tour durch die Stadt an der Ruhr. Mit ihrer Fahrzeug-Eskorte ging, es nach wenigen Minuten weiter über die A 52 und die A 40 zu einem Truppenbesuch in Dortmund.
Queen Elizabeth II. bekam in Mülheim als Gastgeschenk ein Porzellan-Pferd
In dieser Zeitung ließ sich damals nachlesen, dass Elizabeth II. nicht nur von Mülheims Oberbürgermeisterin Eleonore Güllenstern und Oberstadtdirektor Heinz Hager, sowie von deren Amtskollegen aus Essen und Dortmund, sondern auch von etwa 500 schaulustigen und Royals-begeisterten Zaungästen begrüßt wurde. Als Gastgeschenk bekam die Pferdenärrin Elizabeth in Mülheim ein Porzellan-Pferd.
Unter den zum Teil jubelnden Zaungästen waren auch Angehörige der britischen Transporteinheit, die – bis 1994 – in den Wrexham Barracks am Steinknappen als Teil der Britischen Rheinarmee in Mülheim stationiert war, ehe das Kasernengelände zum Wohnpark Witthausbusch werden sollte. Mülheim gehörte nach dem Kriegsende 1945 zur britischen Besatzungszone und stand damit zunächst unter britischer Militärregierung. Zufall der Geschichte: Im Krönungsjahr von Elizabeth II. wurden Mülheim und Darlington Partnerstädte.
Zeitung in Mülheims Partnerstadt Darlington schreibt bewegenden Nachruf
Die Zeitung „Northern Echo“ aus Darlington schreibt in seinem Nachruf auf die verstorbene Königin: „Elizabeth II. war die Mutter der Nation. Sie war wie ein Felsen, an den unser nationales Leben gebunden war. Wir wussten, dass es kommen würde. Wir hatten uns darauf vorbereitet. Doch als die Nachricht ihres Todes kam, war sie doch ein tiefer Schock. Elizabeth II. ist von uns gegangen, der am längsten amtierende Monarch der britischen Geschichte. Die meisten von uns kannten nur sie auf dem britischen Thron. Sie hat uns alle tief beeindruckt mit ihrer Standfestigkeit und mit ihrem hingebungsvollen Pflichtbewusstsein, mit dem sie sich für unser Land engagiert hat. In einer sich stets wandelnden Welt ist eine große Gewissheit gegangen. Großbritannien befindet sich in einem großen Wandel. In unserer Trauer sind wir dankbar für ihren jahrzehntelangen Einsatz und Dienst. Wir werden sie vermissen. Und weder ihr Land noch ihre Familie wird ihresgleichen wiedersehen.“
Stadtrat aus Darlington: „Es war mir eine Ehre, ihr Untertan gewesen zu sein.“
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Der ehemalige Darlingtoner Stadtrat Thomas Nutt erzählt auf Nachfrage dieser Redaktion: „Ich war neun Jahre alt, als Elizabeth den Thron bestieg. Sie war in unser aller Leben eine konstante und großartige Figur. Nach meiner Ansicht war sie die größte Monarchin, die wir je hatten. Sie hat gehalten, was sie versprochen hat und ihren Dienst über ihre Person gestellt. Deshalb genoss sie in der ganzen Welt höchsten Respekt. Für meine Frau und mich war es eine großartige Erfahrung, ihr in Darlington und 2015 bei ihrer Gartenparty in Buckingham Palace begegnet zu sein. Es war mir eine Ehre, ihr Untertan gewesen zu sein.“
Rosmarie Scholz, die beim Förderverein der Mülheimer Städtepartner die Darlington-Kontakte pflegt, sagt über Elizabeth II.: „Sie hat als Königin einen sehr guten Job gemacht und den Einfluss, den sie hatte – hinter den Kulissen – immer wieder als Vermittlerin zum Guten genutzt.“
85-jährige Mülheimerin sammelt alles über die Royals und bezeichnet die Queen als Idol
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Auch in Mülheim gibt es Elizabeth-Fans, bei denen die Trauer groß ist, wie die 85-jährige Marlene Weins aus Dümpten: „Ich habe Donnerstagabend bis 1 Uhr nachts die Fernsehberichterstattung verfolgt. Elizabeth II. war für mich ein Idol. Seit ihrer Krönung habe ich alles über sie gesammelt, was ich in die Hände bekommen konnte, nur ein handgeschriebenes Autogramm von Elizabeth fehlt mir noch“, berichtet Weins.
Die Dümptener Seniorin wird die Monarchin, die 70 Jahre auf dem Thron saß, „als einen pflichtbewussten, weichen und zugleich energischen Menschen“ in Erinnerung behalten, „der getan hat, was er gesagt hat und dazu stand.“
Mülheims Oberbürgermeister spricht britischer Partnerstadt sein Mitgefühl aus
In einem Brief an Darlingtons Bürgermeisterin Anne-Marie Curry brachte Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz sein Mitgefühl zum Ausdruck. In der Stadtmitte schließt sich Mülheim mit der Trauerbeflaggung am Mülheimer Rathaus an das weltweite Gedenken an.
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In dem Brief an seine Darlingtoner Amtskollegin schreibt Oberbürgermeister Marc Buchholz: „Mülheim an der Ruhr trauert mit Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern von Darlington, um diese außergewöhnliche Persönlichkeit. Wir verneigen uns vor ihrer Lebensleistung.“ Königin Elizabeth II. sei mit ihrer natürlichen Autorität und ihrer vorbildlichen Pflichterfüllung eine Konstante in Zeiten des Wandels, betonte Buchholz.
An den Besuch der Queen vor fast 40 Jahren, der als ganz besonderes Ereignis in die Mülheimer Stadtgeschichte eingegangen war, erinnerte auch der Oberbürgermeister: „Als Königin Elizabeth II. am 22. Mai 1984 einen Zwischenstopp auf dem Flughafen in Mülheim einlegte, war die Begeisterung in unserer Stadt groß.“