Mülheim. Die Bundesregierung steckt angesichts der heiklen globalen Sicherheitslage mehr Geld in die Aufrüstung. Ein Mülheimer Betrieb profitiert davon.
Profitiert von der globalen Entwicklung und der heiklen internationalen Sicherheitslage – ausgelöst durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine – hat die Mülheimer Friedrich-Wilhelms-Hütte mit der FWH Stahlguss GmbH: Das Unternehmen, das hochfeste und hochlegierte Stähle produziert, hat Aufträge aus der Rüstungsindustrie akquirieren können und rechnet damit, auch für die nächsten 111 Schützenpanzer Puma Teile liefern zu können.
Als europaweit einziger zertifizierter Lieferant der höchsten Materialgüten bei Stählen sei die FWH relevanter Zulieferer auch für die Rüstungsindustrie, hatte Nicolas Neumann, Geschäftsführer der FWH Stahlguss GmbH, bereits kurz nach Kriegsbeginn im Frühjahr eingeordnet. Die Mülheimer Hütte ist damit Partner von Firmen wie dem Panzerproduzenten Krauss-Maffei Wegmann und dem Rüstungskonzern Rheinmetall.
An Mülheims Friedrich-Ebert-Straße werden Teile für Schützenpanzer produziert
In den riesigen Hallen entlang der Friedrich-Ebert-Straße produziert das Unternehmen eigenen Angaben zufolge spezielle Stahlgussteile etwa für den Schützenpanzer Puma. Auch für die nächste Puma-Bestellung, die der Rüstungskonzern Rheinmetall von der Bundeswehr erwartet, wird die Mülheimer Friedrich-Wilhelms-Hütte wohl Zulieferer sein. Geschäftsführer Lars Steinheider sagt: „Wir rechnen mit der Auftragserteilung für das zweite Los des Puma mit 111 Fahrzeugen in den nächsten Monaten.“ Der Puma ist eines der Hauptfahrzeuge, die der Militärtechnik-Hersteller Rheinmetall fertigt.
Nicht nur, aber auch durch die Aufträge aus der Rüstungsindustrie wird die FWH Stahlguss GmbH ihren Umsatz Steinheider zufolge im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 um etwa 50 Prozent erhöhen können. „Die Steigerung des Umsatzes kommt aus fast allen Absatzbereichen – der Rüstungsindustrie, dem Maschinenbau, der Bahntechnik, den regenerativen Energien und aus Architekturprojekten“, schildert der Geschäftsführer und führt aus: „Bei der aktuellen Umsatzverteilung beträgt der Anteil der Rüstungsindustrie etwa ein Drittel, der Anteil des Maschinenbaus ist auch etwa ein Drittel und die weiteren genannten Bereiche machen ungefähr ebenfalls ein weiteres Drittel aus.“
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Auftragseingänge, die aus dem Sondervermögen des Bundes von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr resultieren, seien noch nicht verbucht worden, würden aber insbesondere für die Jahre 2023 und 2024 erwartet, prognostiziert der Geschäftsführer der FWH Stahlguss GmbH.
Nach wirtschaftlichen Turbulenzen sieht sich die Mülheimer FWH aktuell gut aufgestellt
Damit sieht sich die traditionsreiche Friedrich-Wilhelms-Hütte, die seit dem Jahr 1811 in Mülheim produziert, nach wirtschaftlichen Turbulenzen aktuell gut aufgestellt. Wegen fortwährender Auslastungsprobleme hatte die FWH im Herbst 2020 angekündigt, ihre Eisengießerei schließen zu müssen. Rund 235 Mitarbeiter – auch aus der Verwaltung und dem Stahlguss – hatten die Kündigung erhalten. Vor rund einem Jahr hatte die Hamburger Beteiligungsgesellschaft CE Capital Partners den Geschäftsbetrieb des Herstellers von Stahlgussprodukten übernommen.
Das mache sich nicht nur positiv bemerkbar beim Auftragseingang, sondern auch bei der Mitarbeiterzahl, sagte Lars Steinheider auf Anfrage dieser Redaktion: „Seit der Übernahme von CE Capital Partners GmbH wurden am Standort in Mülheim 36 Arbeitsplätze neu geschaffen. Bis Ende September 2022 ist ein weiterer Personalaufbau von 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geplant.“
Fachpersonal habe auch aus den Reihen der ehemaligen Beschäftigten des Bereiches Eisenguss sowie durch die Übernahme von Auszubildenden gewonnen werden können. „In diesem Jahr ist es allerdings noch nicht gelungen, unsere freien Ausbildungsplätze zu besetzen“, wirbt der FWH-Chef um Bewerbungen.
FWH-Belegschaft erhält dank des positiven Auftragseingangs Bonuszahlungen
Aufgrund des positiven und stabilen Auftragseingangs aus allen Absatzmärkten kündigt Steinheider für die FWH-Mitarbeitenden einen erfolgsabhängigen Bonus an, bei dem jeder Beschäftigte bis zu 500 Euro im Monat zusätzlich verdienen könne. Diese Leistung solle auch zum Ausgleich der hohen Inflationsrate dienen. „Die Mannschaft der FWH leistet eine tolle Arbeit“, lobt der Geschäftsführer, der die Geschicke des Unternehmens seit Herbst 2021 leitet.
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Von Rohstoff-Engpässen und unterbrochenen Lieferketten in Folge der globalen Wirtschaftslage sieht sich die FWH Stahlguss GmbH derzeit nicht betroffen. Weder zu Russland noch in die Ukraine bestünden Geschäftsbeziehungen. „Aufgrund verlängerter Lieferzeiten arbeiten wir derzeit aber mit höheren Lagerbeständen bei kritischen Materialien“, so Steinheider. Mit Blick auf einen drohenden Gas-Stopp sagt der Geschäftsführer: „Bei einer kompletten Unterbrechung der Erdgasversorgung käme es am Standort Mülheim zu einem Betriebsstillstand.“