Wenn ein Urgestein der Mülheimer Wirtschaftsgeschichte 200. Geburtstag feiert, dann darf die Produktion zumindest in Teilen schon mal stillstehen: Die Friedrich-Wilhelms-Hütte feierte am Freitag mit 340 geladenen Gästen aus Wirtschaft und Politik in der Putzereihalle ihrer Eisengießerei ihr stolzes Jubiläum. Ihre Führung verneigte sich dabei vor dem Wagemut des Gründers Johann Dinnendahl ebenso wie vor der Wirken von Verantwortlichen und Belegschaft, deren Leistung die Hütte auch nach turbulenter Achterbahnfahrt noch 2011 mitten in Mülheim Eisen- und Stahlgussteile produzieren lässt.
Festlich geschmückt kam die Halle daher, wo sonst schmutzige, körperlich höchst anstrengende Arbeit zu verrichten ist. Kronleuchter über weiß bespannten Tischen und Stühlen, Festtagsgeschirr, dazu feine Ruhrgebietsküche aus zwei Jahrhunderten vom TV-bekannten Revierkoch Heinrich Wächter – ein stilvolles Ambiente bot sich den 340 Gästen gestern auf dem Werksgelände der Hütte, die 1811 als mechanische Werkstatt von Johann Dinnendahl ihren Anfang nahm.
Reichlich Prominenz
Neben Geschäftspartnern der Hütte versammelte sich reichlich Prominenz in der Halle, darunter NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, OB Dagmar Mühlenfeld und Dr. Jürgen Großmann, als Mülheimer Unternehmer-Schwergewicht Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding, unter deren Dach die Friedrich-Wilhelms-Hütte seit nun mehr zehn Jahren Freiheiten eines Mittelständlers genießen darf.
„Das ist beileibe kein selbstverständliches Jubiläum“, sagte Großmann in seiner Festrede für das älteste noch bestehende Industrieunternehmen seiner Heimatstadt. Der Gesellschafter verwies auf die „wilde Achterbahnfahrt“, die die Hütte in ihrer Geschichte erlebt hat. Immer wieder hätten Krisen, auch „strategisch zweifelhafte Entscheidungen“ die Hütte vor existenzielle Fragen gestellt, zuletzt habe die Finanz- und Wirtschaftskrise eine große Herausforderung bedeutet. Aber die Hütte sei nach teils kräftigen Umsatzeinbrüchen nun „wieder auf gutem Weg nach oben“.
200 Jahre Hütte
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Großmann warnte auch: Wettbewerbsnachteile gegenüber dem billiger produzierenden Ausland seien kaum mehr wettzumachen. Die Politik müsse dafür Sorge tragen, dass anstehende energie- und klimapolitische Belastungen für die energieintensive Industrie nicht Überhand nähmen – „damit wir hier auch in Zukunft noch Rekorde der Unverwüstlichkeit aufstellen können“.
Forderung nach umsichtiger Umsetzung der Energiewende
In die gleiche Richtung gingen Hannelore Kraft und Dagmar Mühlenfeld in ihren Reden. Der Atomausstieg, so Mühlenfeld, dürfe nicht dazu führen, „dass unser Land seine wesentlichen industriellen Grundlagen verliert“. Sie forderte eine umsichtige Umsetzung der Energiewende ebenso wie die Ministerpräsidentin: „Wir werden darauf achten, dass es verlässliche Rahmenbedingungen gibt. Energieintensive Unternehmen sollen hier weiter wettbewerbsfähig agieren können.“
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