Mülheim. Am Freitag läuft die Frist für Einwände gegen den Ausbau der A40 aus. Etliche Mülheimer haben Bedenken geäußert. Was ihnen Sorge bereitet.
Wenn am Freitag (20.5.) die Frist für mögliche Einwände gegen den Ausbau der A40 auch ausläuft: Entschieden ist damit noch nichts. Wie groß der ganze Unmut über die sechsspurige Erweiterung sein wird, zeigt sich wohl erst dann, wenn die Bezirksregierung in Münster die eingegangenen Einwände zusammengetragen haben wird. Es gibt aber Zwischenstände.
Einen davon kann die für die Planung zuständige Autobahn GmbH bereits vermelden. Denn sie hat seit Ende März eigens Telefonsprechstunden zu den Themen Lärmvorsorge, Umwelt, Grunderwerb und Entwässerung eingerichtet. Laut der Projektleiterin der Bundesautobahngesellschaft, Susanne Wöltjen, gab es in der Regel zwar Fragen, aber nur wenige Beschwerden.
887 Menschen unterzeichnen online gegen den Ausbau
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Ganz anders sieht das für die Online-Petition aus, die Kathrin Rose, Parteichefin der Mülheimer Grünen, im März startete. Dort haben sich 887 Menschen gegen den sechsspurigen Ausbau der A40 ausgesprochen. Einige davon sind offenbar direkt betroffen. „Ich wohne direkt neben der A40. Noch mehr Verkehr, Lärm und Abgase sind für mich nicht tragbar“, schreibt etwa die Unterzeichnerin Silke Reckert.
Andere wie Unterzeichner Peter Lindner führen übergeordnete Gründe an: „Wir alle müssen schon aus Gründen des überlebenswichtigen Klimaschutzes weniger Auto fahren. Jeder Strassenausbau ist Anreiz für das Gegenteil. Wenn viele auf nicht zwingend notwendige Autofahrten verzichten, haben auch die Pendler, die keine zumutbare Alternative haben, genug Platz auf der Straße.“
Rose hält gerade die Kopplung von Lärmschutz und Ausbau für problematisch: „Es wird suggeriert als bekämen die Menschen nur dann besseren Schutz, wenn sie gleichzeitig auch dem zusätzlichen Verkehr zustimmen.“ Dabei müsse es dort auch ohne den Ausbau einen zeitgemäßen Lärmschutz sowie eine Sanierung der Brücken geben, fordert die Grüne. Und dann möglichst mit Solarpanels für die alternative Energiegewinnung.
Bürger argumentieren gegen mehr fossilen Verkehr
Konkrete Einwendungen sind ebenso von Mülheimer Bürgern an die Stadtverwaltung gegangen: Sie richten sich gegen die Belastung durch mehr Lärm, Schadgase und Feinstaub um - nach Ansicht der Verfasser – 50 Prozent. Die Versiegelung durch weitere zwei Spuren „vernichte“ weitere Versickerungsflächen für die Grundwasserneubildung und trage klimatisch zur weiteren Aufheizung an sonnenreichen Sommertagen bei.
Zu bedenken geben sie auch die Folgen solcher Förderung des Autoverkehrs, welche die Ressourcenknappheit des Energieträgers Erdöl nicht in Betracht führe. In Anbetracht der möglichen Auswirkungen des Ukrainekrieges sei die Planung daher bis zum Ende des Konflikts zurückzustellen. Und nicht zuletzt kritisieren sie einen „Planungsnonsens“, denn schließlich müssen die erweiterten Spuren an der Stadtgrenze zu Essen enden, weil es dort keinen Platz für einen Ausbau gebe.
Mülheimer Professor fordert: Verkehr muss auf die Schiene
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Der Mülheimer Professor für Energietechnik und Diplom-Ingenieur Volker Sperlich sieht den Ausbau der A40, der vor wenigstens 15 Jahren eingeleitet wurde, heute nicht mehr als zeitgemäß an: „Die Planungen stammen aus der Zeit der ungehemmten Förderung des Automobilverkehrs. Der gesamte Bundesfernverkehr müsste inzwischen auf den Prüfstand“, argumentiert dieser. Der Lasten-, Güter- und Personenverkehr gehöre mittelfristig auf die Schiene, selbst wenn man hier auf E-Mobilität umrüstete: „Der Flächenverbrauch durch LKW und PKW bleibt schließlich derselbe.“
Vor rund 40 Jahren hatte sich der Mülheimer bereits erfolgreich mit einer Initiative gegen den ursprünglichen Weiterbau der A31 – den sogenannten Ostfriesenspieß – zur A42 und sogar quer durch das Ruhrgebiet bis nach Bonn gewendet. Dass der heute 85-Jährige den Ausbau der A40 noch erlebt, „ich weiß es nicht“, meint Sperlich. Würde man darauf verzichten, gäbe es auch keinen Mangel, meint der Professor und Diplom-Ingenieur, man komme doch aktuell mit dem Auto gut durch den Heißener Bogen. Im Gegenteil sogar: „Es macht keinen Sinn, den Autoverkehr durch den Ausbau noch weiter zu fördern, wenn man doch weiß, dass es dadurch auf Essener Gebiet staut, wo keine sechs Spuren möglich sind, und die Belastung weiter steigen wird.“