Mülheim. Die A 40 soll zwischen Duisburg-Kaiserberg und Mülheim-Dümpten auf sechs Spuren erweitert werden. Was das für Nachbarn der Autobahn bedeutet.
Der geplante Ausbau der A 40 zwischen Kreuz Kaiserberg in Duisburg und Mülheim-Dümpten mit je einer zusätzlichen Spur pro Fahrtrichtung wird Auswirkungen auf die Wohngebiete ringsum haben. Welche, das erläuterte nun die Projektleiterin.
Aktuell und noch bis zum 20. April liegen die Pläne für den Ausbau unter anderem im Technischen Rathaus öffentlich aus; Bürgerinnen und Bürger können bis zum 20. Mai Einwände gegen den Ausbau schriftlich einreichen und auf der Internetseite der Bezirksregierung Münster (bezreg-muenster.de) die Pläne studieren und über ein dortiges Formular Kontakt zu den Autobahn-Planern aufnehmen.
Projektleiterin: Lärmschutz, als rolle nur die Hälfte des Verkehrs über die A 40
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Susanne Wöltjen ist für die Autobahn-Gesellschaft des Bundes Projektleiterin und hofft, dass ihre Planungen ohne großen Widerstand bleiben, etwa Klagen das Planfeststellungsverfahren erschweren. Wöltjen ist auch frohen Mutes, dass Klagen ausbleiben, denn, so ihre Aussicht für Bürgerinnen und Bürger, die in den angrenzenden Wohngebieten leben: „Der durchschnittliche Lärmpegel wird sich um 3 db(A) reduzieren. Das ist eine Wirkung, als wenn sich die heutige Kfz-Menge auf der A 40 halbiert.“
Jahrzehnte hatten Bürger im Umfeld der A 40 mehr Lärmschutz eingefordert. Mehr als der Einbau von sogenanntem Flüsterasphalt war aber nicht drin. Höhere Lärmschutzwände etwa werden nur verpflichtend bei wesentlichen Veränderungen an der Autobahn. Das wäre nun mit dem Ausbau auf sechs Fahrspuren gegeben.
Lärmschutzwände sollen teilweise 14 Meter über die Fahrbahnoberfläche hinausragen
Dementsprechend sind Lärmbelastungen entlang der Strecke neu berechnet worden – auf dieser Basis hat die Autobahn Gesellschaft schließlich festgelegt, an welchen Stellen Lärmschutzwände zusätzlich aufgestellt werden sollen, beziehungsweise, wo alte Lärmschutzwände durch neue (dann höhere) zu ersetzen wären.
Für die Ausbaustrecke seien in der Summe 6,8 Kilometer Lärmschutz geplant, so Wöltjen – vier Kilometer nördlich der A 40 und 2,8 Kilometer südlich. Mitunter werden die Lärmschutzwände, für die Kosten in Höhe von 23,2 Millionen Euro veranschlagt sind, mächtig in die Höhe ragen. Von bis zu 14 Metern Höhe ist die Rede in den Planunterlagen. Wöltjen klärt aber auf, dass in dieser Höhenangabe auch die Troglage eingerechnet ist, in der die A 40 etwa durch Styrum geführt wird. Gemessen werde die Höhe ab Fahrbahnbelag. Wände oberhalb der Böschungen selbst seien aber auch bis zu 9,5 Meter hoch, sagt sie.
Lärmschutz aktuell an der A 40 in Mülheim-Styrum: ein Gartenzaun
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Diese besonders hohen Lärmschutzwände sind natürlich dort vorgesehen, wo die Bebauung besonders nah an die Autobahn heranreicht, so etwa zum Schutz der nördlich gelegenen Styrumer Grundstücke an der Verbindungsstraße (wo heute gar noch einfache Gartenzäune den einzigen Lärmschutz darstellen) oder südlich im Bereich der Stichstraßen der Augustastraße. Insgesamt elf Bereiche zählt die Autobahn Gesellschaft, die überhaupt zum ersten Mal aktiven Lärmschutz bekommen werden.
Auch östlich der Autobahnbrücke der Oberhausener Straße sollen Anwohner der Augustastraße von besserem Lärmschutz profitieren. Wo die Wände besonders hoch sind und nördlich davon Grundstücke liegen, soll Acrylglas verwendet werden, um eine Verschattung zu vermeiden, aber auch Anwohnern die Weitsicht nicht zu nehmen.
Lärmschutz: Am meisten sollen Anwohner in Mülheim-Styrum profitieren
Laut Wöltjen werden die neuen Lärmschutzwände die größten Lärmminderungen nordwestlich der Fußgänger-Brücke an der Blumenstraße sowie südwestlich der Anschlussstelle Styrum bringen. „Die verbleibenden Höchstüberschreitungen befinden sich nordwestlich der Anschlussstelle Stryum und südöstlich der Brücke Janshofstraße“, so die Projektleiterin. An beiden Stellen (Steinkampstraße und Vallourec-Werk) befindet sich keine autobahnnahe Wohnbebauung und es sind auch keine Lärmschutzwände geplant.
Errechnet worden ist auch, wo die Lärmschutzbauten nicht dafür Sorge tragen, dass der Lärm unterhalb die gesetzlich zulässigen Höchstwerte gedrückt wird. In diesem „roten Bereich“ zählt die Autobahn Gesellschaft 388 betroffene Hauseigentümer nördlich der A 40 und 467 südlich davon. Häufig seien Terrassen und Gärten betroffen. Um den Lärm in Schlaf- und Wohnzimmern erträglich zu halten, muss passiver Lärmschutz (neue Fenster, Lüftungsanlagen) gewährleistet werden. Die Autobahn Gesellschaft rechnet hier mit 1,4 Millionen Euro, die aus Steuermitteln an Betroffene auszuzahlen sein werden. Wer nur Mieter sei, so Wöltjen, müsse seinen Anspruch auf passiven Lärmschutz über den Hauseigentümer geltend machen.
Projektleiterin: Frühestmöglicher Baubeginn im Jahr 2026
„Es wird nicht komplett ruhig, aber es wird sich merklich verbessern“, sagen die Autobahn-Planer hinsichtlich des neuen Lärmschutz-Konzeptes für das A 40-Teilstück. Die hohen Lärmschutzwände würden auch hinsichtlich der Schadstoffbelastung helfen. Alle gesetzlichen Maximalwerte würden – wie aktuell – auch mit einem Ausbau auf sechs Fahrspuren unterschritten.
Trotz Petition der Grünen-Landtagskandidatin Kathrin Rose: Großen Widerstand gegen die Ausbaupläne vernimmt Projektleiterin Susanne Wöltjen zumindest aus den nahen Wohngebieten nicht. „Primär freuen sich Anwohner auf den Lärmschutz“, so ihre Feststellung nach den Telefonsprechstunden zuletzt.
Was die Anwohner natürlich brennend interessiert: Wann wäre der Baubeginn? „Nicht vor 2026“, sagt Wöltjen.
Nur ein Haus muss weichen
Für die A40-Verbreiterung zwischen Kaiserberg und Dümpten muss laut Autobahn Gesellschaft nur ein Haus weichen. Das zum Abriss bestimmte Gebäude an der Hofstraße 73 in Styrum sei bereits erworben.
77 Seiten lang ist allerdings das Verzeichnis von Grundstücksflächen, die es zu erwerben gilt – werden sich Eigentümer und Bund nicht einig, droht die Enteignung. „Es sind nur Randstücke, wir brauchen sehr wenig Grunderwerb für den Ausbau“, sagt Projektleiterin Susanne Wöltjen. Man plane mit steileren Böschungen und Stützwänden, um möglichst wenig Raum zu beanspruchen.
Neben öffentlichen sind laut Autobahn GmbH Flächen von 218 privaten Eigentümern betroffen, für die ein Erwerb nach Verkehrswert angestrebt wird. Teilweise müssen laut Wöltjen für den Ausbau auch vorübergehend Flächen privater Eigentümer in Anspruch genommen werden, um etwa Lärmschutzwände zu errichten. „Wir stellen die Flächen im Anschluss wieder her“, verspricht die Projektleiterin.