Mülheim. Heiko Hendriks (CDU) will es bei der Landtagswahl wieder wissen. Der Mülheimer will zurück in den Landtag. So tickt der Kandidat aus Broich.
Erst Nachrücker, dann wieder raus: Bei der Landtagswahl im Mai nimmt Heiko Hendriks (CDU) einen erneuten Anlauf, um im nächsten Landtag Politik mitgestalten zu können. Er glaubt an seine Chance, die SPD-Dominanz in Mülheim erstmals zu brechen.
Im Dezember 2013 war es. Heiko Hendriks, heute 56 Jahre alt, jagte auf einem Fußballplatz gerade dem Ball nach, als ihn die SMS erreichte. Als Nachrücker sollte der langgediente CDU-Lokalpolitiker doch noch in den Landtag einziehen. Hendriks wirkte gut drei Jahre in Düsseldorf, war Mitglied im Hauptausschuss und im Rechtsausschuss, als einziger Nichtjurist war der selbstständige Personalcoach und Unternehmensberater aus Broich auch Mitglied des NSU-Untersuchungsausschusses.
Zum ersten Mal muss CDU-Mann Hendriks nicht mehr gegen Hannelore Kraft antreten
2017 die Ernüchterung trotz grandiosen Wahlsieges der NRW-CDU: Hendriks schaffte den erneuten Sprung in den Landtag nicht. Er wurde Opfer des Erfolges seiner Partei. Sie gewann derart viele Direktmandate, dass Hendriks’ Listenplatz 37 nicht zog. Eine enge Bande mit der Landesregierung hat der 56-Jährige dennoch: Seit 2018 fungiert er als Beauftragter der Landesregierung „für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern”.
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Als Direktkandidat gegen die ehemalige SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hatte Hendriks einen schweren Stand, unterlag 2012 haushoch (21,2 zu 59,1 Prozent) und 2017 auch deutlich (30,1 zu 43,7 Prozent). Jetzt scheidet Kraft nach langem Wirken im Landtag aus, mit Rodion Bakum steht ein SPD-Novize im Wettbewerb zum CDU-Kandidaten. Hendriks Chancen? „Es ist schwer, wir haben es noch nie geschafft. Aber meine Chancen liegen bei 30,40 Prozent.“ Wenn es das Direktmandat nicht wird, hofft Hendriks doch darauf, dass ihn sein Listenplatz 36 in den Landtag bringen wird.
Hendriks: In Schulen multifunktionale Räumlichkeiten für modernen Unterricht schaffen
Drei Schwerpunktthemen setzt der 56-Jährige im Wahlkampf. Eines liegt nahe, ist Hendriks doch seit 1994 Mitglied im Stadtrat und dort lange Jahre schon bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Die Corona-Politik von Schulministerin Gebauer will Hendriks nicht kritisch würdigen, ihr aber „zugutehalten, dass sie die Umstellung von G8 auf G9 geräuschlos organisiert“.
Für Mülheim will sich Hendriks als Abgeordneter darum bemühen, Fördergelder für einen zukunftsweisenden Schulbau zu organisieren. Einen Schulbau, der auf mehr setzt als die bloße Sanierung von Altbauten. Dabei gehe es auch bei den anstehenden Schulerweiterungen in der Stadt: Es gelte Schulen multifunktionale Räumlichkeiten für modernen, sich wandelnden Unterricht (auch in kleinen Lerngruppen) zur Verfügung zu stellen.
Schule: CDU-Kandidat fordert kleinere Klassen und mehr Lehrer
Kleinere Klassen müssten her für mehr Bildungserfolg und Chancengerechtigkeit. Mehr Personal sei da zwangsläufig nötig, sagt Hendriks. Die aktuelle Landesregierung habe 10.000 neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt; doch es seien zu wenige Nachwuchskräfte in Ausbildung, sieht er Bedarf zum Nachsteuern.
Die Umwelt- und Klimapolitik nennt Hendriks als weiteres Kernthema für sein politisches Wirken. Er sei da „ein Stück weit radikaler als viele in meiner Partei“, sieht er die Notwendigkeit, „den Weg noch deutlicher zu gehen“ Richtung Klimaschutz. Jetzt sei Pragmatismus gefragt, will heißen: In der Balance von Ökonomie und Ökologie, den Schutz des Wohlstands garantierend, will Hendriks dem Klimawandel begegnen.
Sicherheitspolitik sei „die größte Erfolgsgeschichte“ der aktuellen Landesregierung
Da gelte es mit Blick auf Proteste gegen Windräder auch die Abwehrhaltung mancher Bürger zu hinterfragen, die sagten: Windkraft ja, aber nicht direkt bei mir. Ob Windkraft, Photovoltaik, Wasserstoff und Co.: Lösungsorientierte Politik, nicht die Brechstange, schwebt Hendriks vor, Sorgen und Existenzängste der Menschen dürften dabei nicht aus dem Blick geraten. Das sei demokratiegefährdend.
Schwerpunkt Nummer drei für Hendriks: die Bekämpfung der Kriminalität. Auf diesem Feld sei „sicher die größte Erfolgsgeschichte“ der schwarz-gelben Landesregierung zu bilanzieren, nennt der CDU-Politiker die „Politik der Nadelstiche“ gegen die Clankriminalität als Beispiel – ebenso die Anstellung von 12.000 Polizeianwärtern seit 2017 oder die Ausstattung der Polizei mit Bodycams oder Schutzwesten. Der Weg der Landesregierung sei weiterzugehen, der Staat müsse wehrhaft bleiben.
Auch Hendriks fordert einen Altschuldenschnitt für Städte wie Mülheim
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Auch zu Mülheimer Themen, die die Landespolitik berühren, äußert sich Hendriks im Gespräch. Ein Altschuldenschnitt sei für überschuldete Städte wie Mülheim lebensnotwendig, fordert er mehr Gegenfinanzierung etwa aktuell für den Ausbau des Offenen Ganztages oder die Unterbringung von geflüchteten Menschen. Es bedürfe einer grundlegenden Reform der Kommunalfinanzierung, ist sein Blick in dieser Frage aber auch nach Berlin gerichtet.
Hendriks für Ausbau des Radverkehrs
Landtagskandidat Heiko Hendriks fordert viel mehr Anstrengungen dafür, um das Fahrrad – auch in Zeiten des Booms bei E-Bikes – als gleichberechtigtes Verkehrsmittel zu fördern.
Zentrale Achsen nach Vorbild des Radschnellweges zu bauen, erscheine ihm sinnvoll. In Mülheim gelte es zur Förderung des Radverkehrs „ein paar Straßenzüge mehr zu betrachten“ als bisher. Auch „Pop-Up-Radwege“ seien für ihn vorstellbar, also zentrale Achsen etwa mal sonntags ausschließlich Radlern zur Verfügung zu stellen.