Mülheim. . Mit Vorsprung hat Noch-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihren Wahlkreis in Mülheim gewonnen. Herbe Verluste gab es für die SPD auch hier.
Die SPD hat die Landtagswahl in Mülheim zwar gewonnen, dabei aber deutliche Verluste hinnehmen müssen. Nach Auszählung aller 140 Stimmbezirke erzielten die Sozialdemokraten 2017 35,05 Prozent der Zweitstimmen (2012: 46,1 Prozent). Auf die CDU entfielen 27,27 Prozent (2012: 18,8 Prozent). Die Grünen kamen auf 6,19 Prozent (2012: 12,4 Prozent), die FDP auf 13,65 (2012: 9,0 Prozent), die Piraten stürzten auf 0,84 Prozent (2012: 7,2 Prozent) ab, Die Linke lag bei 4,88 Prozent (2012: 2,4 Prozent). Aus dem Stand schaffte es die AfD auf 8,62 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 69,15 Prozent. Damit gingen in diesem Jahr weit mehr Menschen wählen als bei der vergangenen Landtagswahl (62,4 Prozent). In anderen Städten hatte die Wahlbeteiligung teilweise noch stärker angezogen.
Die amtierende Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die nach der Wahl ihren Rücktritt auch als stellvertretende SPD-Vorsitzende und als SPD-Landesvorsitzende erklärt hat, hat den Wahlkreis 64 - Mülheim I mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Kraft kam nach Auszählung aller 135 Stimmbezirke*** auf 43,72 Prozent. Sie ließ Heiko Hendriks von der CDU hinter sich, der 30,11 Prozent erhielt. Auf Barbara Steffens (Grüne) entfielen 4,44 Prozent, auf Christian Mangen (FDP) 9,87 Prozent, auf Nina Eumann (Linke) 4,87 Prozent und auf Andre Ufer (AfD) 6,98 Prozent. Letztlich hat Kraft aber auch die Menschen in Mülheim nicht mehr mehrheitlich erreichen können. Bei der letzten Landtagswahl in Mülheim hatte sie noch fast 60 Prozent der Erststimmen in Mülheim erhalten. Kraft kündigte am Sonntagabend in der Tagesschau an, das Mandat als einfache Abgeordnete annehmen zu wollen.
Riesenjubel bei der CDU über das Abschneiden im Land
Trotz des Abschneidens in Mülheim stand die Wahl ganz im Zeichen der "Schlappe" der SPD im Land. Riesenjubel herrschte bei der CDU in Mülheim: "Wir hatten gehofft, dass wir am Ende die Nase vorn haben, aber mit dieser Deutlichkeit hat keiner gerechnet." Die Partei habe vor allem in den Themenfeldern Bildung, Infrastruktur und innere Sicherheit gepunktet, in denen die Regierungsparteien versagt hätten. Das sei auch der Tenor an den Wahlständen in den letzten Tagen vor der Wahl gewesen. Viele Wähler hätten versichert, ihre Stimmen nicht mehr SPD oder Grünen geben zu wollen, hieß es. Der bisherige Landtagsabgeordnete Heiko Hendriks (CDU) wird trotz des Wahlerfolges draußen bleiben müssen, weil die CDU so viel Direktmandate geholt hat, dass die Kandidatenliste längst nicht bis Platz 37 zieht, den Hendriks belegt.
Der FDP-Kreisvorsitzende zieht dagegen auf seinem LIstenplatz in den Landtag ein, nachdem er 2012 noch gescheitert war. Für uns ist es ideal gelaufen", heißt es auch bei der FDP. Auch sie habe im Wahlkampf mit den Themen Innere Sicherheit, Bildung und Verkehr gepunktet. Die Liberalen sehen ihren Erfolg nicht allein im "Lindner-Effekt". Vor allem junge Wähler habe die FDP für sich begeistern können.
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Der kommenden Landtag hat damit insgesamt drei Mülheimer Abgeordnete: Neben Kraft und Mangen komplettiert Noch-NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens das Trio von der Ruhr in Düsseldorf.
Die SPD hat sich am Sonntagabend zur Analyse der Wahlergebnisse in den Ratskeller zurückgezogen. Es wird auch darum gehen, Wunden zu lecken.
Kutschaty gewinnt Essen I - Mülheim II
Den Wahlkreis Essen I - Mülheim II entschied Noch-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) mit 45,44 Prozent für sich. Hier holte das prominente AfD-Gesicht als Direktkandidat 13,35 Prozent der Stimmen.
***Die unterschiedliche Anzahl der Wahlbezirke ergibt sich aus der Tatsache, dass Mülheim in zwei Wahlkreise aufgeteilt ist. Bei der Landtagswahl konnten rund 125.000 Mülheimer im Wahlkreis 64 Mülheim I ihre Erst- und Zweitstimme abgeben. Hinzu kommen rund 5000 Bürger, die in Winkhausen wahlberechtigt sind, aber zum Wahlkreis Essen I – Mülheim II gehören.