Mülheim. Der Ausbau von alternativen Energien in Mülheim könnte weitaus schneller voranschreiten, meint Medl-Chef Dönnebrink. Wo es klemmt.
Der Ausbau von alternativen Energien in Mülheim könnte weitaus schneller voranschreiten – das sagt Medl-Chef Hendrik Dönnebrink. Allein rund 5600 Haushalte zusätzlich ließen sich mit regenerativem Strom durch Windkraft und Photovoltaik versorgen, wenn, ja wenn der Amtsschimmel es zuließe.
Doch der erweise sich als bockig, wie Dönnebrink beim Treffen mit der Grünen-Landesvorsitzenden Mona Neubaur und der Mülheimer Landtagskandidatin der Grünen, Kathrin Rose, am Mittwochmittag an verschiedenen Beispielen aufzeigt. Da wäre etwa eine Photovoltaik-Anlage, die die Medl auf den Schüttungen rund um das Windrad errichten möchte. 2000 Haushalte könnten die 5,6 Megawatt-Peak-Anlage wohl im Jahr versorgen.
Medl-Geschäftsführer: Ausbau regenerativer Energie muss Vorrang bekommen
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Doch unter anderem ziehen Auflagen zum Natur- und Artenschutz die Schüttungen und damit den Bau einer Anlage bislang in die Länge, voraussichtlich bis 2028 wird es dauern. „Ich verstehe die Verwaltung nicht“, kritisiert der Medl-Geschäftsführer. Angesichts explodierender Energiekosten und Klimakatastrophen müsse den regenerativen Energien Vorrang gegenüber Naturschutz eingeräumt werden.
Kurios scheinen auch die Hürden, um das Medl-Modellprojekt Bottenbruch ausbauen zu können. Hier kann das Unternehmen 48 Wohnungen zu 70 Prozent mit Strom durch Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung plus Quartiersspeicher versorgen. Doch der Strom, der im Speicher zusammenläuft, muss getrennt berechnet werden in Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung, mit Mieterstromzuschlag und nach EEG-Einspeisevergütung. „Was wir hier machen, ist zwar vorbildlich, aber im Versorgungsnetz nicht vorgesehen“, so Dönnebrink. Ein Heidenaufwand, vor dem Vermieter oft zurückschreckten.
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Und nicht zuletzt behindere ein Gesetz die „Kreuzung von Konzessionsgebieten“, dass also angrenzende Quartiere nicht über eine Straße hinweg vernetzt werden können. Das aber hätte den Vorteil, dass die jeweiligen Speicher der anderen Bereiche am Bottenbruch den Überschuss oder die Defizite bei der Energieerzeugung ausgleichen könnten.
Auflagen durch den Denkmalschutz am Blockheizkraftwerk Broich, die „Behinderung von Sichtachsen“ durch das HKW am Friedrich-Wennmann-Bad – Dönnebrink hat eine Liste von Fußangeln in seiner Kladde, die den Ausbau erneuerbarer Energien bremsen können: „Die Stadt wird zum Museum, wir brauchen Fläche für dezentrale regenerative Energien“, klagt dieser.
Grüne Landesvorsitzende: „Wer Windkraft nicht unterstützt, ist im Team Putin“
„Dafür habe ich Verständnis“, betont Neubaur. Doch auch, dass Bund und Land verantwortlich für entsprechende Gesetze sind, nicht Kommunen. Die Bundesregierung versuche diese über Jahre angehäuften Versäumnisse zu lösen. „Wer aber heute Windkraft nicht unterstützt, ist im Team Putin“, sagt die Grünen-Landesvorsitzende.
Für die Mülheimer Landtagskandidatin Kathrin Rose polarisiert Neubaurs Aussage zwar stark, treffe aber den wunden Punkt: „Es ist jetzt an der Zeit, das Schwarz-Weiß-Denken aufzugeben. Hier könnte auch die Kommune ihre Spielräume nutzen“, will Rose sich für mehr Vereinbarkeit von Denkmal-, Naturschutz und Energieausbau einsetzen: „Als Kommunalpolitikerin sehe ich ja, welche lokalen Probleme auf Landesebene gelöst werden müssen.“