Mülheim. . Heiko Hendriks kritisiert vor allem die Innen- und die Schulpolitik im Land. Wahlkampf ist für ihn auch ein Stück politische Bildung.
- Der CDU-Landtagskandidat Heiko Hendriks kritisiert vor allem die Schul- und Sicherheitspolitik
- Wahlkampf bezeichnet er als ein Stück politische Bildung für Politiker und Bürger
- Seine Chancen, wieder in den Landtag einzuziehen, stuft er bei 30 Prozent ein
Etliches an Wahlkampfmunition lagert noch in der Parteizentrale der CDU an der Bahnstraße – Heiko Hendriks (51) in vielfacher Ausführung. Dabei spürt er inzwischen, dass sein Gesicht in der Stadt deutlich bekannter geworden ist. Bekanntheit, ist er überzeugt, sei auch ein Lockmittel für den Wahlgang. 500 Hausbesuche hat er noch in diesen Tagen geplant, Straßenauftritte sowieso. Seine Botschaft, wie man es von einer Oppositionspartei nicht anders erwartet: Das Land wird derzeit schlecht regiert.
Dabei schätzt Hendriks, der seit 2014 als Nachrücker im Landtag sitzt, seine direkte Gegenkandidatin in Mülheim, Hannelore Kraft, menschlich durchaus. Doch zugleich wirft er ihr und der rot-grünen Landesregierung reihenweise Versagen vor, vor allem in der Sicherheitspolitik: „Ich nehme es ihr übel, dass sie am Minister Jäger festhält, für mich ist das ein Innenminister mit Sicherheitsrisiko – erst recht nach dem Fall Amri.“
Inklusion sei übereilt und ohne Konzept
Große Defizite macht Hendriks, der für die Mülheimer CDU auch als bildungspolitischer Sprecher im Stadtrat sitzt, in der Schulpolitik des Landes aus. Die Stimmung in den Lehrerkollegien sei entsprechend schlecht, bei vielen Eltern auch. Die Inklusion von behinderten Kindern an Regelschulen ist aus Sicht des CDU-Mannes übereilt und ohne Konzept umgesetzt worden. Überall fehlten in den Klassen Lehrer, um behinderte und nichtbehinderte Kinder gleichzeitig zu unterrichten und zu fördern. Die Auflösung von Förderschulen ist für ihn ein fataler Schritt, unter dem gerade behinderte Kinder leiden müssten. „Keine Förderschule darf mehr geschlossen werden“, fordert Hendriks und hält das große Ziel der Ministerpräsidentin – kein Kind zurücklassen – unter den aktuellen Bedingungen für „zynisch“.
Die Klagen der CDU in der Schulpolitik sind nicht neu: Kaum ein anderes Bundesland investiere so wenig pro Schüler wie NRW. Da will sich der CDU-Kandidat auch von dem jüngsten Projekt des Landes („Gute Schule 2020“) nicht blenden lassen. Wofür Hendriks auch wirbt: „Wir brauchen nicht nur mehr Lehrer, sondern müssen sie auch besser bezahlen.“ In den Randgebieten wanderten ausgebildete Lehrkräfte ab, weil sie in anderen Bundesländern besser verdienten.
Hendriks ist verstärkt in den Hochburgen der CDU unterwegs
Wahlkampf ist für Hendriks anstrengend, wie er gesteht, aber auch ein niveauvollerer Austausch mit Menschen über Politik als sonst. „Es ist ein Stück politische Bildung für beide Seiten“, sagt der Broicher, der verstärkt in den Hochburgen der CDU unterwegs ist. Mit seinem Platz 37 auf der Landesliste der Union rechnet er sich etwa 30 Prozent Chancen aus, dass er auch in der nächsten Legislaturperiode in Düsseldorf sitzen wird. Es hängt davon ab, wie stark die CDU insgesamt wird und wie viele Wahlkreise sie direkt holt.
Ein drittes Thema, auf das er im Wahlkampf immer wieder angesprochen werde, sei die Infrastruktur des Landes, der Zustand der Straßen, die Staus am Morgen und am Abend, die kaputten Brücken. Auch hier liegt für ihn vieles im Argen. Während ein Land wie Bayern dank guter Vorplanungen Milliarden vom Bund für Straßenbau erhalte, müsse sich das Land NRW mit deutlich weniger zufriedengeben, weil nichts vorbereitet in den Schubladen liege. Wie bei den Schulen sieht Hendriks auch hier Fehlentwicklungen. „Warum kann nicht auch auf Autobahn-Baustellen in NRW 24 Stunden am Tag gearbeitet werden, damit sie schneller fertig sind? Das sei allemal preiswerter als die täglichen Staus.
Kandidat macht Wechselstimmung im Land aus
Angesprochen auf seine Prognose für den Wahlsonntag sagt Hendriks, der als Unternehmensberater tätig war und sich seit langem mit empirischer Sozialforschung befasst: „Völlig offen.“ Je nach angewandtem Verfahren gebe es immer wieder unterschiedliche Prognosen, das werde auch so bleiben. Was es jedoch gebe, sei ein Bauchgefühl, und das signalisiere ihm seit einigen Tagen eine Wechselstimmung im Land.