Mülheim. Den steigenden Verkehr durch den Ausbau der A 40 will die Autobahn GmbH durch hohen Lärmschutz kontern. Anwohner sorgen sich um ihre Grundstücke.

Mit weniger Lärm, aber wohl auch mit Verzicht auf einen Teil ihrer Grundstücke müssen künftig manche Heißener Anwohner rechnen, die an der Autobahn 40 wohnen. Denn die Hauptschlagader des Ruhrgebiets soll auf Mülheimer Gebiet zwischen Kaiserberg und Frohnhausen für rund 390 Millionen Euro sechsspurig ausgebaut werden – drei in jede Richtung. Die aktuelle Vorentwurfsplanung stellte die zuständige Autobahn GmbH der Bezirksvertretung 1 vor. Was sich für die Anwohner ändert.

Der Lärm soll für die Heißener Anwohner deutlich geringer werden. Bestehende Lärmschutzwände werden auf neueste Standards gebracht und um zusätzlichen Schutz erweitert.
Der Lärm soll für die Heißener Anwohner deutlich geringer werden. Bestehende Lärmschutzwände werden auf neueste Standards gebracht und um zusätzlichen Schutz erweitert. © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Oder besser: Ändern könnte, denn die aktuelle Planung muss in Teilen nicht nur intern genehmigt werden, sondern anschließend noch ein etwa zweijähriges Planfeststellungsverfahren bestehen. Drei Abschnitte hat die rund zwölf Kilometer lange Strecke (siehe Info-Box). Der Abschnitt 3 in Heißen ist mit 2,6 Kilometern Länge der kleinste und mit Kosten von schätzungsweise 45, 8 Millionen Euro der günstigste.

Radweg entlang der Autobahn soll erhalten bleiben

Dennoch hat die Strecke ihre Tücken. Denn, so machte Susanne Wöltjen von der Autobahn GmbH in der BV1 klar, mitten drin beansprucht noch die U-Bahn U18 ihren festen Platz. Der Bereich der Schiene soll zwar von den jeweils drei Spuren im Norden und Süden entkoppelt werden, doch ohne eine Erweiterung des Damms, auf dem die Autobahn liegt, fehlt der Raum für die zwei zusätzlichen Spuren.

Den Radweg, der die Autobahn auf der nördlichen Seite seit Jahrzehnten begleitet, will die Autobahn GmbH in jedem Fall erhalten, und muss ihn deshalb mit der gesamten Spurerweiterung nach Norden verlegen. Noch vor wenigen Jahren hatten die Ausbaupläne Politik und Bürger vor Ort zusammengebracht: Mehr Spuren, so befürchteten manche damals, führen nur zu noch mehr Verkehr und nicht zur gewünschten Lärm- und Schadstoffentlastung.

Mehr Verkehr ist durch den Ausbau zu erwarten, der Autobahn-Lärm soll für Heißen aber deutlich geringer werden

Die Sorge plagte auch unmittelbare Anwohner etwa des Postreitwegs, die am Fuße des Damms ihr Gartenidyll angelegt haben: Wie viel Grün werden sie abgeben müssen?

Zumindest, was den Lärm anbelangt, kann Wöltjen von der Autobahn GmbH versichern: Der Schutz soll sich für die Anwohner deutlich verbessern. Neben offenporigem Flüsterasphalt (- 5 dB(A)) sollen zum einen die bestehenden Lärmschutzwände durch teilweise sogar 7,5 Meter hohe Wände nach neuesten Standards ersetzt werden. Wenn diese höher ausfallen, will man sie transparent mit Acryl-Glas gestalten, wie man es entlang der Autobahn in Essen-Ost gemacht hat. Zudem werden Lücken entlang der Autobahn durch neue Lärmschutzwände geschlossen.

Hinsichtlich des benötigten Platzes versichert Wöltjen, dieser sei „sehr gering“. Eine Stützmauer soll dazu führen, dass die Auswirkungen des Ausbaus nicht so viel Raum benötigt. Vom Postreitweg, Ecke Dessauer Straße aus werde die benötigte Fläche zwar nach Osten hin größer, genaue Meterangaben allerdings geben die bisherigen Pläne noch nicht her. Wie viele Grundstücke in Teilen angekauft werden müssen – bisher ist es nur in einem Fall geschehen – soll erst im Zuge des Planfeststellungsverfahrens festgelegt werden.

Im Zuge der Erweiterung müssen auch die bestehenden Ab- und Auffahrtsrampen sowie die Brücken erneuert werden. Dass der Umbau erhebliche Auswirkungen haben wird, machte die Autobahn GmbH deutlich: Eine Vollzeitsperrung sei unumgänglich, kündigte sie an, denn aufgrund der U-Bahn in der Mitte sei es nicht möglich, etwa den Verkehr jeweils auf die andere Seite umzuleiten. Die Bauzeit ist ebenso noch offen.

Auf Essener Seite droht ein Flaschenhals

Zwei weitere Abschnitte sind ebenfalls in Planung

Abschnitt 1 von Duisburg-Kaiserberg bis Mülheim-Dümpten ist wegen verschiedener Brückenwerke der teuerste (285,5 Mio. Euro) und etwa sechs Kilometer lang. Er steht bereits kurz vor dem Planfeststellungsverfahren.Abschnitt 2 misst rund 3,5 Kilometer von Dümpten bis nach Heißen. Ein Teil dieser Strecke ist bereits fünfspurig ausgebaut. Auch hier existiert nur eine Vorentwurfsplanung, die bis Ende 2022 genehmigt werden soll. Im Sommer 2023 wird voraussichtlich das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Die Kosten für diesen Abschnitt werden auf 59 Mio. Euro geschätzt.

Wird der Ausbau zu höheren Geschwindigkeiten führen?, hakte die SPD in der BV1 nach. Derzeit ist das Tempo auf 80 km/h begrenzt. Wöltjen verneinte dies: Der Radius des Streckenverlaufs ließe das nicht zu.

Der Ausbau soll den Verkehrsfluss für derzeit gut 85.000 Fahrzeuge täglich auf der A40 verbessern. Allerdings nur auf Mülheimer Seite, denn an der Stadtgrenze Essen gibt es einen Flaschenhals. Dort beginnt über viele Kilometer eine Straßenschlucht, die sich erst wieder im Osten ab Essen-Frillendorf öffnet.

Wird dies also zu erheblichen Rückstaus und damit Belastungen in Heißen führen? Denn vermeidbar wäre dieser Flaschenhals nur dann, wenn man die U-Bahn verlegte und nach innen ausbauen könnte. Pläne dafür gibt es allerdings nicht. „Für diesen vierten Abschnitt“, sagt Wöltjen auf Anfrage der Redaktion, haben wir keinen Planungsauftrag.“